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0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich

0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich

Titel: 0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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Doch kein Laut drang über seine zerfetzten Lippen. Es war nur das stumme Wiedergeben der Gedanken und geistigen Befehle, die sich in seinem Kopf bildeten und die er durch den Kasten und die langen Stangen den Toten in ihren Gräbern einpflanzte.
    Diesen Befehlen würden sie folgen, wenn sie wieder erwacht waren. Es konnte nichts schief gehen, Mordius wusste es genau. Jetzt würde es ihm gelingen, den Professor zur Strecke zu bringen.
    Nach jeweils einigen Minuten der Konzentration schaltete Mordius den Kasten ab.
    Nachdem er beim sechsten Grab fertig geworden war, verstaute er die Stangen und den Helm wieder in dem Kasten und zog sich vollends zurück in ein Gebüsch, um das Werden seines Werkes weiterzuverfolgen.
    Er brauchte nicht lange zu warten.
    Die Atmosphäre des Grauens war über dem Friedhof fast körperlich spürbar geworden.
    Eine plötzliche Unruhe erfüllte diese Stätte ewigen Friedens und brachte alles in Bewegung.
    Auf den Gräbern, mit denen Mordius sich beschäftigt hatte, geriet die Erde in Wallung. Es war, als würden riesige Tiere daraus hervorbrechen wollen.
    Der Mond war mittlerweile auch weitergewandert und beleuchtete jetzt die gespenstische Szenerie.
    Bleiche Hände wühlten sich durch das Erdreich an die Oberfläche und tasteten suchend ihre Umgebung ab.
    Sie schlossen und öffneten sich in einem gewissen Rhythmus und räumten das störende Erdreich beiseite. Wie die Klauen von Maulwürfen arbeiteten sie, und doch waren es Menschenhände, die zwar schon lange keine Bewegung mehr vollzogen hatten, sich jetzt jedoch rührten, als würden sie leben.
    Mit brennenden Augen verfolgte Mordius die Entwicklung der Dinge. Bislang hatte er das Auferstehen seiner Opfer immer aus der Ferne mitverfolgen können. Nie war er wirklich dabei gewesen, nie hatte er gesehen, wie sich die Kreaturen aufrafften und ihre ewige Ruhestätte verließen.
    Ein innerer Triumph erfüllte das Monstrum, das das alles möglich gemacht hatte.
    Der erste der Toten hatte es geschafft. Sein Oberkörper ragte schon halb aus dem Grab, und eine letzte Kraftanstrengung ließ ihn sich nun ganz herausschwingen. Es war ein Mann ebenso wie die anderen, die Mordius auferstehen lassen wollte.
    Er war etwa dreißig Jahre alt, doch war das jetzt nicht mehr festzustellen. Er musste schon seit einigen Monaten in seinem Grab geruht haben, denn sein Totenhemd war längst zu Fetzen zerfallen. Bei jeder Bewegung löste sich ein weiteres Stück Stoff und segelte zu Boden.
    Die Haut, die darunter zum Vorschein kam, spannte sich, als stünde sie kurz vor dem Platzen. Der Körper des nunmehr lebendig gewordenen Toten war schon halb verwest.
    Doch der Prozess der Wiedererweckung hielt die Verwesung auf.
    Die Haut, vorher nass glänzend und von einem glitschigen Film überzogen, wurde fest und trocknete. Die blicklosen Augen starrten in die Runde und schienen etwas zu suchen.
    Mordius verstand und schickte den Strom seiner Gedanken aus, der den Untoten ergriff und ihm die Richtung wies.
    Auch die anderen Männer waren aus ihren Gräber auferstanden.
    Unschlüssig standen sie neben den Gräbern, denen sie entstiegen waren, und warteten auf weitere Befehle.
    Und der Befehl sollte nicht auf sich warten lassen.
    Mordius konzentrierte sich. Er schickte einen stummen Ruf nach Aufmerksamkeit über den Gottesacker. Wie auf ein Zeichen wandten alle Untoten ihre Köpfe und schauten in seine Richtung.
    Sie konnten Mordius nicht sehen, nicht erkennen, doch sie wussten auf Anhieb, dass dort ihr Meister stand, der ihnen ihr jetziges Dasein ermöglichte.
    Mordius weidete sich an dem Anblick der armen Kreaturen, die zu Lebzeiten bestimmt ein ehrenwertes Leben geführt hatten und nie etwas Böses gemacht hatten. Mordius grinste wiederum verhalten.
    Dann wurde sein Gesicht zu einer Maske des Hasses.
    Er schloss die Augen und sammelte all seine geistige Kraft.
    Ein wilder Schrei gellte in den Schädeln der Untoten. »Töte! Töte! Töte!«
    Und sie antworteten mit einem hohlen Krächzen aus ihren verrotteten Kehlen. »Ja, töten! Töten! Töten!«
    Und eine Frage hallte über den Friedhof. »Wen, Meister? Wen sollen wir töten, Meister? Sage es uns, damit wir es tun können!«
    Die Antwort auf diese Frage brannte sich in ihren toten Hirnen fest, unauslöschlich, nicht zu überhören, und wurde zu dem Antrieb, der die Untoten leben ließ und ihrem grauenhaften Dasein seinen Sinn gab.
    »Zamorra! Zamorra! Zamorra!«
    ***
    Die Kompanie Soldaten lagerte in einem nahen

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