0039 - Ich jagte den Mörder meines Freundes
den starken Mann spielen, wenn man noch ein kleiner Junge ist. Noch einmal diese Dummheiten, dann prügele ich dich windelweich. Nun, marsch, in diesen Sessel und nicht gemuckst!«
Ginnis erhob sich taumelnd und tappte zu einem der Sessel.
»Matamoros, wir waren bei meiner Frage stehengeblieben, aus welchem Grunde Sie und Hal Ginnis gestern abend Tobias Chatham in seiner Wohnung aufgesucht haben.«
»Wir kannten uns schon seit mehreren Monaten, und Toby gefiel mir. Ich hätte ihm gern eine bessere Stellung besorgt. Ich habe einflußreiche Freunde.«
Das war natürlich gelogen, aber ich konnte es im Augenblick nicht beweisen. Da Toby nicht mehr reden konnte und Sheila nicht reden wollte, mußte ich auf eine andere Weise versuchen, dahinterzukommen. Ich wechselte das Thema. »Haben Sie zusammen Chathams Wohnung verlassen?«
»Ja.«
»Wann war das?«
»So genau weiß ich das nicht mehr — du, Hal?« Ginnis schüttelte den Kopf.
»Sie sagten vorhin, Sie wären gegen vierundzwanzig Uhr dreißig nach Hause gekommen — woher wissen Sie das, Mr. Matamoros?«
»Ich habe nach der Uhr gesehen. Außerdem können es der Butler und mein Diener bestätigen.«
Die Zeit konnte stimmen, denn Sheila hatte als Aufbruchszeit der Gesellschaft etwa vierundzwanzig Uhr angegeben. Mit einem Wagen var der Weg nach Westchester in dreißig Minuten bequem zurückzulegen.
»Können Sie für sich und Ginnis keinen Zeugen bringen, daß Sie nach der Heimkehr im Salon neben Ihrem Schlafzimmer noch Domino gespielt haben?« fragte ich.
»Ich wüßte nicht. Als ich nach Hause kam, sagte ich dem Butler und dem Diener, sie sollten sich zur Ruhe begeben, ich benötigte sie nicht mehr. Es ist doch absurd, uns der Tat zu verdächtigen, nur weil wir an dem Abend mit dem Ermordeten zusammen waren. Ich mache darauf aufmerksam, Mr. Cotton, daß noch mehr Besucher bei dem armen Tobias weilten. Außerdem staune ich über Ihre Ansicht, der Mörder hätte zu uns Besuchern gehört. Wir haben das Mietshaus gemeinsam verlassen, Und von diesem Zeitpunkt bis zur Mordtat — ich weiß nicht, wann sie begangen wurde — kann doch ein anderer eingedrungen sein.«
Ich biß mir auf die Lippe. Auf diese Weise kam ich nicht weiter.
»Sie haben Sheila Mullins in Ihrem Wagen mitgenommen und in der Cliff Street abgesetzt?« fragte ich weiter.
»Stimmt genau.«
»Wer saß am Steuer?«
»Mr. Ginnis.«
»Und wo saßen Sie und Miß Mullins?«
»Hinten.«
»Sie kennen Sheila Mullins schon länger als Chatham?« feuerte ich aufs Geratewohl los. »Sie wissen doch, was früher mit ihr war, Matamoros.«
»Sie irren. Ich habe Miß Mullins erst durch Toby Chatham kennengelernt. Daß die Bedauernswerte früher mal eine Entziehungskur mitgemacht hat, erfuhr ich von ihrem Verlobten. Alle Hochachtung vor der Dame, weil sie die Energie besitzt, nicht rückfällig zu werden.«
Das ganze Gerede führte zu nichts.
Ich stand auf und sagte: »Jedenfalls haben Sie beide reichlich Zeit gehabt, den Wagen aus der Garage zu holen, in die Stadt zu fahren, Tobias Chatham zu erschießen und wieder unbemerkt zurückzukehren. Ihr gegenseitiges Alibi ist keinen Deut wert. Jetzt kommen der vornehme Butler und der Diener an die Reihe. Dann werde ich mir die Räumlichkeiten ansehen.«
»Ist bereits geschehen, Jerry.«
Ich drehte mich um. Wer stand in der Tür und grinste?
Roy Costa von der City Police, Chefinspektor der Mordkommission.
»Das hätte ich mir eigentlich denken können«, sagte ich mit Haltung. In Wirklichkeit hatte ich nicht im entferntesten mit einer solchen Fixigkeit der Stadtpolizei gerechnet. »Bist du schon lange hier?«
»Über eine Stunde.«
»Dann hast du zugehört?«
Er warf mir einen Blick zu und nickte. »Ich war draußen an der Tür, während du deinen großen Auftritt hattest.«
»Fehlzündung also?« fragte ich.
Roy Costa nickte. »Das Zimmermädchen ist um zwei nach Hause gekommen. Es kann bestätigen, daß Matamoros und sein Freund um diese Zeit Domino miteinander gespielt haben, denn sie hat gelauscht, als sie noch Licht sah, und die Stimmen der beiden einwandfrei erkannt.« Er schüttelte den Kopf. »Nichts zu machen, Jerry, diese beiden kannst du von deiner Liste streichen!«
Ich sagte nichts. An den Gedanken, die beiden aus der Reihe der Verdächtigen zu streichen, wollte ich mich nicht gewöhnen. Mir blieb aber nichts anderes übrig. Ein handfesteres Alibi gab es nicht. Auch gut, blieben noch Betty Widdison und Stephen Ellington. Und wenn die auch
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