004 - Der Dämon mit den Totenaugen
kippte er steif nach hinten um, seine verkrampfte Hand verfing
sich im Abdecklaken, das über eine Bahre gelegt war, und riss es herab. Der
Tote, auf dessen Brust man der Einfachheit halber die Nummer 73 geschrieben
hatte, um ihn besser katalogisieren zu können, rollte mit der Bahre davon, als
der Maskierte der Länge nach hinschlug. Jenkins schoss. Doch sehr ungenau. Die
Kugel klatschte in die kalkige Wand und fetzte den Putz herab.
Larry Brent stürmte geduckt in den Raum, in dem sich die Maskierten
verschanzt hatten und in dem sie von den Ankömmlingen überrascht worden waren.
Neben einem leeren Sarg warf er sich zu Boden.
Wie dann alles kam, wusste er später nicht mehr zu sagen.
Ein Schwindelgefühl ergriff ihn plötzlich. Das Gas, ging es durch seinen
Kopf, und er presste unwillkürlich ein Taschentuch vor Mund und Nase, um sich
vor dem Einatmen zu schützen. Die Bahren, der Sarg, die Leinentücher über den
reglosen Körpern bildeten plötzlich ein wirres Durcheinander vor seinen Augen.
Er merkte, wie es ihm schwerfiel, zu denken, zu sehen und zu fühlen. Die Smith
& Wesson Laserwaffe wurde zu einem Bleigewicht zwischen seinen Fingern. Er
wankte und wollte sich auf die Seite rollen. Er hörte einen gellenden
Aufschrei, der wie ein Echo durch das Leichenschauhaus hallte und sich in der
Ferne verlor – immer weiter, ferner wurde – verebbte, als käme er durch eine
dicke Wattewand an sein Bewusstsein.
Und dann war es zu Ende. Er sah, hörte und fühlte nichts mehr ...
●
Als Larry Brent zu sich kam, hörte er ein Durcheinander von Stimmen,
vernahm Schritte und Zurufe ...
Er öffnete die Augen. War noch benommen, aber seine Erinnerung setzte
sofort voll ein. Er sah, dass er halb unter einer Bahre lag. Die wächserne Hand
eines Toten hing schlaff über den Rand der Bahre, das Leichentuch lag über
seinen Knien ...
Larry rollte sich langsam unter der Bahre hervor.
Die Smith & Wesson Laser hielt er noch fest in der Hand. Er schüttelte
den Kopf, als er taumelnd auf die Beine kam, als könne er dadurch die Schwere
vertreiben, die wie eine Bleiwand hinter seiner Stirn saß. Er taumelte, wankte;
eine Hand griff nach ihm und stützte ihn.
Ein Sergeant kümmerte sich um ihn. In dieser Leichenhalle wimmelte es von
Polizisten. Sie mussten gerade eben eingetroffen sein. Sie waren ziemlich
ratlos und schafften den Sarg mit dem Wächter weg, der noch immer vor dem
Eingang lag.
Larry fragte nach dem Captain. Doch Jenkins war wie vom Erdboden
verschluckt. Larry musste sich ausweisen. Er kramte den Ausweis aus seiner
Tasche, der ihn als Regierungsbeauftragten auswies, und auf einem
Sonderformular war ihm bestätigt, dass er das Recht hatte, an der
Identifizierung der geheimnisvollen Leiche teilzunehmen.
Doktor
Jonathan Burl war tot. Auf einer Bahre rollte man ihn hinaus. Im
Durcheinander der Stimmen, Fragen und Antworten erfuhr Larry, dass ein anonymer
Anrufer die Polizei verständigt hatte. Man solle im Leichenschauhaus in
Brooklyn nachsehen, etwas solle dort nicht stimmen ...
Sergeant Haymes, der beim Chevy zurückgeblieben war, hatte den Anruf nicht
vorgenommen. Er hatte es nicht mehr tun können. Man fand ihn tot neben dem
Wagen. Ein Nervengas hatte das Atemzentrum gelähmt.
Larry Brent schluckte. Auch er war nur mit knapper Mühe mit dem Leben
davongekommen. Der Schuss aus der merkwürdigen Waffe hatte ihn verfehlt. Er war
von dem Gasstrahl praktisch nur gestreift worden. Die Übelkeit, die
Kopfschmerzen, der Druck hinter seiner Stirn – das mochte noch davon herrühren.
Dass die Gangster ihn am Leben gelassen hatten, musste ein Zufall sein.
Das Auftauchen der Polizei hatte sie in die Flucht geschlagen. Wer war der
anonyme Anrufer gewesen? Wer hatte überhaupt gewusst, dass hier im
Leichenschauhaus etwas los sein könnte? Von den Gangstern war nicht zu
erwarten, dass sie sich selbst die Polizei auf den Hals hetzten – also war der
Hinweis durch eine Nachrichtenstelle der PSA eingegangen, eine andere Erklärung
gab es nicht! Larry ahnte nicht, wie nahe er mit seinen Gedanken der Wahrheit
kam! X-RAY-1 war seinem sechsten Sinn gefolgt ...
Larry Brent sprach mit Lieutenant Carlton, dem Stellvertreter von Captain
Jenkins, der die Untersuchung im Leichenschauhaus jetzt leitete.
»Der Überfall kam ganz plötzlich. Sie müssen unsere Ankunft bemerkt haben«,
schloss Larry seinen knappen Bericht. »Das ist nicht verwunderlich. Captain
Jenkins hat das Schloss des schmiedeeisernen Portals aufschießen
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