004 - Der Dämon mit den Totenaugen
war
lebendig begraben!
Da brüllte er auf, dass er bald seine eigenen Schreie nicht mehr hören
konnte.
Gewaltige Erdmassen und Steinmauern umgaben ihn. Er wusste, dass ihn
außerhalb niemand hören konnte. Dennoch hoffte er auf Hilfe und Entdeckung ...
Er schrie und tobte solange, bis seine Stimmbänder ihren Dienst versagten und
er vor Erschöpfung und Schwäche keinen Ton mehr über die Lippen brachte.
Ted Forman war nur noch ein Schatten seiner selbst.
Seine Wangen waren grau und eingefallen, die Augen lagen wie glühende
Kohlen tief in ihren Höhlen. Der Wahnsinn spiegelte sich darin ... Er erlebte
seinen Untergang nicht mehr bewusst mit. Geistige Umnachtung umfing ihn. Dann
erlöste ihn ein gnädiger Tod. Diesmal endgültig und für immer ...
●
Es schneite stark an diesem Nachmittag. Der Himmel war dunkelgrau, dicht
und schwer fegten die Schneeflocken durch die Straßen und Gassen und fingen
sich in winkligen Ecken. Vom Turm der kleinen Kirche auf dem Brooklyner
Friedhof schlug es fünf Uhr, als sich hinter der grauweißen Wand aus Schnee,
hinter den dichtstehenden, rundlichen Lebensbäumen, eine gespenstische Szene
abspielte.
Zwischen den Grabstätten, Kreuzen und verschneiten Grabhügeln regte es sich
plötzlich. Lautlos wich ein hoher Grabstein zur Seite und gab einen dunklen
Schacht frei, aus dem sie ins Freie stiegen: schwarzgekleidete Gestalten mit
grünlichweißen, totenkopfähnlichen Schädeln. Die Leichname der längst
Dahingegangenen schienen hier aus den Gräbern zu klettern.
Sechs, sieben vermummte Gestalten kamen heraus.
Mit lautlosen Gesten verständigten sie sich. Der Anführer der Gruppe trug
einen kleinen dunklen Plastikbeutel, in dem er eine Portion hirsegroßer Körner
mitschleppte. Er streute diese Körner zwischen die Grabreihen auf den Weg, den sie
gingen. Die Schneekristalle wurden durch diese Chemikalie auf merkwürdige Weise
verändert. Der Schnee taute nicht unter ihren Tritten und zeigte nicht die
Fußspuren, die sie normalerweise auf dieser dicken, frischen Schneedecke mit
jedem Schritt hinterlassen hätten ...
Wortlos näherte sich die unheimliche Gruppe der kleinen Kirche.
Schräg dahinter lag der flache, schuppenähnliche Anbau der Leichenhalle,
daneben das Leichenschauhaus, dessen Eingang von einem uniformierten
Sicherheitsmann bewacht wurde.
Die Gestalten drückten sich eng an die kalte Kirchenwand und huschten
geduckt auf die Leichenhalle zu.
Die Augen hinter den fluoreszierenden Masken glühten wie dunkle Kohlen; sie
beobachteten jede Regung des Wächters, der vor dem Eingang des Leichenschauhauses
auf und ab ging, sich Bewegung verschaffte, die Hände vor der Brust und über
den Schultern zusammenschlug und immer wieder aneinander rieb, um die Kälte
darin zu vertreibe. Er war in einen dunkelgrauen Wollmantel gehüllt und trug
eine Fellmütze, die er bis über seine Ohren gezogen hatte.
Es war empfindlich kalt. Die Temperaturen waren gefallen.
Der Mann blickte vor zu dem großen, schmiedeeisernen Tor; dahinter zeigte
sich die holprige, alte Straße, die zu einem der unansehnlichen Stadtteile
Brooklyns führte.
Einer der Vermummten löste sich von der Gruppe.
Gemeinsam mit der anderen Gestalt, die den Plastikbeutel mit den
Chemikalien trug, näherten sie sich ungesehen bis auf fünf Schritte dem
ahnungslosen Wächter.
Alles ging lautlos und blitzschnell.
Der Wächter sah plötzlich eine unheimliche Gestalt neben sich. Er kam nicht
mehr dazu, eine Abwehrbewegung zu machen oder auch nur einen Schrei
auszustoßen. Er sah die langläufige Waffe vor seinem Gesicht, und ein
Sprühstrahl traf seine Gesichtshälfte. Wie von einem Schlag getroffen sackte
der Mann in den kalten Schnee und rührte sich nicht mehr. Das Nervengas machte
ihn auf der Stelle kampf- und bewegungsunfähig.
Die anderen Vermummten lösten sich von den Grabsteinen und huschten auf den
Eingang des Leichenschauhauses zu. Zwei von ihnen packten den Wächter und
schleppten ihn in die dunkle, kahle Halle. Wortlos und ohne dass es des
geringsten Hinweises bedurfte, huschten die Vermummten durch den langen Gang
mit den weißen Türen. Alles war bis ins letzte vorbereitet. Jeder wusste, was
er zu tun hatte. Sie rissen die Türen auf, durchsuchten den makabren Inhalt der
kühlen, grauen Räume, wo die mit weißen Laken abgedeckten Leichen auf hohen,
fahrbaren Bahren lagen ...
Jeder hatte zu tun. Es musste schnell gehen ... Niemand bemerkte die
gelblichen Scheinwerfer des Wagens, der sich
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