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004 - Die Ausgestoßenen

004 - Die Ausgestoßenen

Titel: 004 - Die Ausgestoßenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Szene zu setzen. Hastig kletterte er auf die Motorhaube des Jeeps, damit ihn jeder der Anwesenden richtig sehen konnte. Etwa fünfzig Ausgestoßene hörten ihm zu, wie er großspurig von seinen Abenteuern und den mitgebrachten Geschenken erzählte.
    Aruula ignorierte sein Gerede.
    Stattdessen beobachtete sie erstaunt, dass sämtliche Scimaro plötzlich apathisch zwischen den Häusern herumstanden. Offensichtlich konnten sie keine eigenen Gedanken fassen und brauchten ständige Anweisungen. Nun, da sich die Menschen um die Neuankömmlinge drängten, wirkten die Scimaro wie unbeachtetes Spielzeug, das ein Kind in der Ecke liegen gelassen hatte.
    Plötzlich ging ein Raunen durch die aufgeregte Menge. Ihre Ehrfurcht galt einem hochgewachsenen Mann mit edlen Gesichtszügen, dem allen Anwesenden respektvoll Platz machten.
    Aruula schätzte, dass der Schönling noch keine dreißig Sommer gesehen hatte. Trotzdem trug er eine wertvolle Kette aus Bernstein, Perlen und seltenen Mineralien, in deren Mitte sich ein in Gold gefasster Steinsplitter befand, wie er von allen Ausgestoßenen getragen wurde.
    Auch ohne diesen protzigen Schmuck war klar, dass es sich um den Häuptling handelte.
    Bendrake strahlte eine Mischung aus Arroganz und Überlegenheit aus, wie sie nur Männer besaßen, die sich ihrer Macht vollkommen bewusst waren.
    Obwohl ihr der Kerl auf Anhieb unsympathisch war, konnte Aruula seine charismatische Ausstrahlung nicht leugnen. Mit seinem langen weißen Gewand und dem offenem Haar, das ihm bis auf die Schultern fiel, wirkte Bendrake eher wie ein Stadtpriester denn wie ein Stammesfürst. Ehrfürchtig traten die Menschen einen Schritt zurück. Wie auf einen lautlosen Befehl hin bildeten sie eine Gasse, die direkt zur Motorhaube des Jeeps führte. Bork sprang sofort herab und verbeugte sich so tief, dass seine Nase fast den Staub des Platzes berührte.
    »Sieh an, wenn das nicht ein bekanntes Gesicht ist«, höhnte Bendrake mit süffisantem Grinsen. »Was verschafft uns die Ehre deines Besuches, Abtrünniger?«
    Bork steckte die höhnische Bemerkung weg, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Ich grüße dich, großer Bendrake«, dienerte er unterwürfig. »Wir sind zurückgekehrt, um dich zu bitten, uns wieder in den Kreis deines Stammes aufzunehmen. Wir haben erkannt, dass du den richtigen Weg gehst, und möchten uns unter deinen Schutz stellen.«
    Der Häuptling ignorierte die Bitte, als hätte er sie gar nicht gehört. Stattdessen kontrollierte er schweigend, ob seine Fingernägel gereinigt waren.
    »Ihr möchtet also tatsächlich zu uns zurückkehren?« fragte er dann in affektiertem Ton. »Hast du denn eigentlich eine Vorstellung davon, wie sehr mich deine Flucht verletzt hat? Wie soll ich dir je wieder trauen können? Vielleicht überlegst du es dir nächste Woche schon wieder anders und läßt mich erneut im Stich!«
    Ehe der Häuptling etwas Abschlägiges äußern konnte, riss Bork die Armeepistole aus seinem Hosenbund und richtete den Lauf auf ihn.
    »Wir haben dir wertvolle Geschenke mitgebracht, die dem ganzen Stamm dienen werden«, erklärte er Bendrake stolz. »Dies hier ist eine mächtige Waffe. Sieh selbst!«
    Aruula schrie entsetzt auf, als sie sah, wie Bork den Sicherungshebel zurücklegte. Ehe sie eingreifen konnte, wirbelte der Abtrünnige herum und visierte über die Köpfe der Menge hinweg einen Affenmenschen an, der nur zehn Schritte von ihm entfernt stand.
    Ein Schuss krachte.
    Die abgefeuerte Kugel fuhr in die Schulter des Scimaro, der von der Wucht des Einschlags zu Boden geworfen wurde.
    Zuerst schreckte die umstehende Menge beim Donnern der explodierenden Pulverladung zusammen. Als sie aber den verletzten Scimaro sahen, der seine Pranke auf die Wunde presste, brandete Gelächter auf.
    Einige Zuschauern klatschten sogar begeistert in die Hände.
    Bork nahm die Beifallskundgebungen lächelnd entgegen, während Bendrake als Einziger keinerlei Gefühlsregung zeigte.
    Aruula wurde bei diesem unwürdigen Schauspiel beinahe schlecht. Die Scimaro wurden von den Beschenkten schlechter behandelt als jedes Tier. Dabei steckten in diesen verwachsenen Körpern Menschen, die einst von den gleichen Veränderungen befallen worden waren wie Maddrax.
    Schaudernd dachte die Barbarin daran, dass sie einige Affenmenschen getötet hatte, um Arak zu retten. Natürlich war ihr nichts anderes übrig geblieben, denn die geistlosen Wesen wären sonst über sie hergefallen. Trotzdem bereute sie, dass sie Bork und seiner

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