004 - Die Ausgestoßenen
weiter. Maddrax erwachte mehrmals aus seinem Dämmerschlaf; dann kühlte Aruula ihm sein verquollenes Gesicht und die aufgedunsenen Hände, bis er wieder in die Bewusstlosigkeit zurückfiel. Erst am späten Abend ordnete Bork eine Rast an.
Nachdem Aruula das Zelt errichtet hatte, schleppte sich Maddrax mit letzter Kraft auf seine Lagerstätte und schlief sofort ein. Die Barbarin fütterte inzwischen den Jeep aus den Kanistern. Zum Glück hatte sie sich gemerkt, wie Matt den Wagen betankte, und ging dabei sehr vorsichtig zu Werke, denn sie hatte nicht seine Warnung vergessen, wie gefährlich dieses
»Benzin« sein konnte. Sie wusste, dass sie vor allem darauf achten musste, dass niemand in ihrer Nähe mit offenem Feuer hantierte.
Aruula entledigte sich gerade des leeren Kanisters, als Bork aus dem Dunkel trat.
»Wo sind die Krauter, die du Maddrax versprochen hast?« fragte sie ihn.
»Seine Krankheit wird immer schlimmer.«
»Deinem Freund wird es schon morgen Nachmittag besser gehen«, erwiderte der Ausgestoßene. »Bendrake weiß genau, wie man ihn behandeln muss.«
Aruula spürte auch ohne ihre mentalen Kräfte, dass es Bork nicht ehrlich meinte, deshalb sparte sie sich eine Fortführung des Gesprächs. Trotzig ging sie zum Zelt zurück, um Maddrax' verquollenes Gesicht zu kühlen. Das war im Moment alles, was sie für ihn tun konnte.
Als sie ihrem besinnungslosen Gefährten Uniformjacke und Hemd auszog, erkannte sie entsetzt, dass auch sein Oberkörper völlig aufgedunsen war.
Verzweifelt wickelte sie Matt in feuchte Umschläge und verfrachtete ihn mühsam in weiche Felle. Mehr konnte sie im Augenblick nicht für ihn tun.
Erschöpft sank die Barbarin auf ihrer Felldecke zusammen. Sie fiel in einen unruhigen Schlaf voller Alpträume, in denen sie von Borks Sippe und den Affenmenschen über einen Schrottplatz gejagt wurde. Schon bald konnte Aruula nicht mehr sagen, wer Freund oder Feind war. Als ihr auch noch der missgestaltete Maddrax entgegentrat, verfestigte sich endgültig ihr Eindruck, dass sich alle Welt gegen sie verschworen hatte.
Beim ersten Vogelzwitschern schreckte die Barbarin in die Höhe. Im ersten Moment war sie erleichtert, den bösen Träumen entronnen zu sein. Doch als sie sich zu Maddrax umdrehte, wünschte sie plötzlich, wieder tief und fest zu schlafen. Sie erschrak beim Anblick ihres Gefährten, als wenn Krahac persönlich neben ihr hocken würde. Vielleicht wäre es sogar das Beste gewesen, wenn der schwarze Totenvogel erschienen wäre, um Maddrax zu sich zu holen. Denn das seltsame deformierte Ding, das dort neben ihr lag, hatte mit ihrem geliebten Gefährten nicht mehr viel gemein.
Einen Moment lang hoffte die Barbarin, dass sie sich noch immer in den Fängen eines Nachtmahrs befände, aber schließlich erkannte sie, dass sich ihre schlimmsten Befürchtungen endgültig bewahrheitet hatten.
Maddrax' Gesicht war inzwischen nicht nur verquollen, seine ganze Kopfform hatte sich über Nacht verändert. Sein Kiefer hatte sich ebenso nach vorne geschoben wie die Augenbrauenpartie, die sich wie ein Wulst über seine blaugrünen Pupillen wölbte. Seine deformierte Stirn verlief dagegen absolut flach.
Hastig riss Aruula die Kräuterwickel von seinem Oberkörper.
Auch hier bot sich dasselbe Bild! Arme, Brust und Rücken wirkten in sich zusammengeschoben und verwachsen - außerdem wurden der ganze Körper von dichtem blonden Flaum bedeckt.
Kein Zweifel - Maddrax veränderte sich allmählich zu einem dieser Affenmenschen, gegen die sie auf dem Schrottplatz gekämpft hatten!
Einen Moment lang wollte Aruula vor seelischem Schmerz aufschreien, doch dann gewann die barbarische Seite in ihr die Oberhand. Zornbebend riss sie ihr Schwert hervor und sprang aus dem Zelt.
Nur wenige Schritte von ihr entfernt saßen die Ausgestoßenen um das Lagerfeuer. Sie kochten einige Wurzeln, die ihre Frauen am Abend zuvor gesammelt hatten. Als Bork sah, wie die Barbarin mit der blanken Klinge auf ihn zustürzte, blieb er ruhig sitzen und starrte sie mit intensivem Blick an.
Einen Moment lang spürte Aruula den intensiven Wunsch, sich zu beruhigen und über alles zu sprechen. Aber der Zorn, der in ihrem Innersten wühlte, war stärker als die Stimme der Vernunft.
Mit einem lauten Aufschrei schwang sie das Schwert herum und ließ es direkt auf Borks Hals zusausen.
Im letzten Moment fing sie die Klinge ab, so dass die beidseitig geschliffene Spitze unter seinem Kinn zitternd verharrte. Das scharfe Metall
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