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004 - Die Ausgestoßenen

004 - Die Ausgestoßenen

Titel: 004 - Die Ausgestoßenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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konnte.
    »Hältst du es eigentlich für richtig, dass ihr Menschen in diese missgebildeten Wesen verwandelt, um sie als Sklaven zu halten?« erkundigte sie sich bei Arak.
    Der Halbwüchsige schüttelte schuldbewusst den Kopf.
    »Früher haben wir mit den Nichtbeschenkten in Frieden gelebt«, verteidigte er sich stockend.
    »Als die Urväter unserer Väter das Himmelsgeschenk erhielten, wussten sie nicht, dass sie anderen Menschen Schaden zufügten, wenn sie deren Gedanken beeinflussten, um« einen besseren Handel abzuschließen. Die anderen Stämme spürten aber bald, dass sie sich veränderten, wenn sie sich zu lange in unserer Nähe aufhielten. Man begann uns zu meiden, und so wurden wir zu Ausgestoßenen. Unser Stamm lebte über Generationen unbehelligt in der großen Grube, die Meetor für uns gegraben hat.
    ###Nur Auserwählte durften unser Stammesgebiet verlassen, um Handel mit den umliegenden Siedlungen zu betreiben. Diese Beschenkten mussten schwören, dass sie ihre Gabe nicht in der Gegenwart von Menschen anwenden.«
    »Das war richtig so«, bekräftigte Aruula.
    »Warum habt ihr euch nicht weiter daran gehalten?«
    »Weil Bendrake geboren wurde!« stieß der Junge hervor, bevor es weiter aus ihm heraussprudelte: »Von allen Beschenkten hat er die größte Gabe, die es jemals gab. Seine Kraft ist so groß, dass viele ihn für Sigwaan halten, der uns bald in Meetors Reihen und vielleicht gar zu Wudan führen wird. Bendrake vertritt schon seit Jahren die Meinung, dass es unsere Pflicht ist, die Gabe der Götter besser zu nutzen. Nur wenn wir uns die Nichtbeschenkten Untertan machen, werden wir die Erleuchtung erhalten und in Meetors Heerscharen aufgenommen werden.«
    Aruula überlegte einen Augenblick, ob sie dem enthusiastischen Jungen erzählen sollte, dass ihr Stamm Maddrax ebenfalls für Sigwaan gehalten hatte. Sie wollte Araks Redefluss aber nicht unterbrechen. Trotzdem fragte sie sich, was wohl geschehen wäre, hätte Maddrax seine Macht ebenso missbraucht wie dieser größenwahnsinnige Häuptling.
    »Bendrake setzte vor zwei Monden im Stammesrat durch, dass wir in die Ebene ziehen, um die Bewohner der umliegenden Dörfer zu unterjochen«, erklärte Arak weiter.
    »Dank unserer Gabe konnten wir mehrere Dörfer unter unseren Willen zwingen. Doch die Menschen entwickelten sich weiter zurück, als wir dachten. Die Gehirne dieser Affenmenschen sind so primitiv, dass sie niemand mehr beherrschen kann. Nur Bendrake kann sie noch unter Kontrolle halten. Wenn er nicht wäre, würden die Sklaven hier nicht mehr friedlich herumlaufen.«
    Plötzlich senkte Arak die Stimme zu einem Flüstern.
    »Vater meint, dass der ständige Kontakt mit diesen primitiven Geistern auf Bendrake abfärben würde. Im Laufe der letzten Wochen wurde er immer brutaler und unberechenbarer. Deshalb sind wir geflohen. Aber du hast ja gesehen, wie es uns ergangen ist.«
    »Das ist doch eure eigene Schuld«, entgegnete Aruula hart. »Die Menschen verändern sich doch nur deshalb, weil ihr ihnen euren Willen aufzwingt! Wenn ihr euch normal verhaltet, mutiert auch niemand zu einer dieser Bestien!«
    »Aber die Gabe ist unser von den Göttern verliehenes Recht!« begehrte Arak empört auf.
    Unter dem strafenden Blick der Barbarin wurde er aber schnell wieder kleinlaut. Nachdenklich kratzte er sich am Kopf und antwortete:
    »Vermutlich hast du Recht. Aber es ist schwer, sich von alten Gewohnheiten zu trennen, besonders wenn sie so bequem sind. Hast du deine Gabe noch nie dazu benutzt, um dir das Leben einfacher zu machen?«
    »Sicher«, gab Aruula zu. »Aber meine Macht ist zum Glück nicht groß genug, um sie wirklich zu missbrauchen. Bei euch ist das anders. Ihr müsst euch von Bendrakes Weg abwenden, sonst wird er euch früher oder später ins Unglück führen.«
    Arak schüttelte traurig den Kopf, während er zu seiner Familie hinübersah, die gerade ihr altes Haus bezog.
    »Nachdem wir erfolglos zurückgekehrt sind, wird sich so schnell niemand mehr gegen Bendrake stellen«, sagte er voraus.
    Aruula nickte.
    In diesem Moment wurde ihr klar, dass sie mit Maddrax so schnell wie möglich fliehen musste. Entgegen ihrer Hoffnung gab es in dieser Siedlung keine Heilung für ihn. Deshalb war es das Beste für ihn, wenn sie ihn dem schädlichen Einfluss der Beschenkten so schnell wie möglich entzog.
    Schließlich war Maddrax nur zum Affenmenschen geworden, weil er die Ausgestoßenen nicht begleiten wollte. Deshalb hatte Bork ihn unter seine

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