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004 - Die Ausgestoßenen

004 - Die Ausgestoßenen

Titel: 004 - Die Ausgestoßenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Gedanken des Abtrünnigen einzudringen. Bork versuchte instinktiv, seinen Geist abzuschirmen, doch gegen die überwältigende Macht des Häuptlings kam er nicht an.
    In der Zeit eines Wimpernschlags wurde Borks Innerstes nach außen gekehrt. Bendrake konnte dabei sehen, wie tief ihn sein Untergebener verachtete, doch das wusste er längst. Ihn interessierte nur, was kurz zuvor geschehen war. Begierig saugte er die Informationen auf, während Bork gegen die Schwindelgefühle in seinem Kopf ankämpfte.
    Grinsend wandte sich Bendrake der Barbarin zu. In seinen Augen loderte das Feuer des beginnenden Wahnsinns, als er knurrte: »So, du möchtest also lieber mit diesem stinkenden Fellbündel fliehen, als deinen dir zugewiesen Platz in meiner Weltordnung einzunehmen? Ich denke, es ist an der Zeit, für klare Verhältnisse zu sorgen.«
    Ohne den Blick von der Barbarin zu nehmen, deutete der Häuptling auf Doran und Korak.
    »Ihr beide«, befahl er, »tötet diesen Scimaro!« Die beiden angesprochenen Männer zögerten einen Moment, denn schließlich verdankten sie Maddrax ihr Leben. Als Bendrake sie aber mit einem fordernden Blick seiner brennenden Augen bedachte, wagten sie nicht, sich länger zu widersetzen. Schweigend zogen sie die schmalen Messer hervor, die sie in ihren Gürteln trugen. Dann traten sie auf den apathischen Scimaro zu, der regungslos zwischen ihnen stand.
    Aruula traute ihren Ohren nicht, als sie den Mordbefehl aus dem Munde des Häuptlings hört. Als sie jedoch die scharfen Klingen in den Händen der Männer aufblitzen sah, ging sie mit einem wütenden Aufschrei auf die Person los, die hinter dem brutalen Terror steckte, der dieses Dorf überzog.
    Auf Bendrake.
    Der Häuptling blickte sie nur gelangweilt an, als sie mit vorgestreckten Händen auf ihn zugesprungen kam, um sich in seiner Kehle festzukrallen. Noch ehe ihre Fingerkuppen seinen Hals berühren konnten, ließ er sie seine Macht spüren.
    Ohne äußere Anstrengung sammelte er seine Kraft und schlug wie ein Blitz in ihren Geist ein!
    Aruula schrie gepeinigt auf, als ein stechender Schmerz durch ihren Schädel zuckte. Benommen torkelte sie zurück. Da spürte sie plötzlich, wie sie von einer unsichtbaren Kraft in die Höhe gerissen und durch den Raum geschleudert wurde. Instinktiv streckte sie die Arme aus, um ihren Sturz abzumildern, bevor sie auf einen Holzstuhl krachte, der unter ihrem Aufprall zersplitterte.
    Stöhnend wälzte sich Aruula in den Bruchstücken herum. Ihr ganzer Körper brannte, als wäre sie stundenlang ausgepeitscht worden. Dieser Schmerz konnte unmöglich nur von dem Sturz herrühren.
    Als sie Bendrakes Gelächter hörte, wusste sie, dass er es war, der das Brennen immer weiter anheizte, bis sie glaubte, das ihr ganzer Körper in Flammen stünde.
    Verzweifelt versuchte Aruula ein gequältes Aufstöhnen zu unterdrücken, denn sie wollte dieser Bestie in Menschengestalt keinen weiteren Triumph gönnen. Doch die Schmerzen wurden immer stärker, als würde sie bei lebendigen Leib verbrennen.
    Schließlich hielt sie es nicht länger aus. Ein lauter Schrei verließ ihre gepeinigten Lippen.
    Wenn sie gehofft hatte, dass Bendrake nun in seiner Folter nachlassen würde, sah sie sich getäuscht. Der Häuptling fand viel zu sehr Gefallen an ihrer Qual, als dass er sie schon in Ruhe gelassen hätte. Er wollte voll und ganz die Macht auskosten, die er über sie besaß, und ihr für alle Zeiten den Platz zuweisen, den sie unter ihm einzunehmen hatte.
    Aruula hatte inzwischen ihren Stolz aufgegeben und schrie aus Leibeskräften, um nicht vor Schmerzen wahnsinnig zu werden.
    »Bitte, hör auf damit«, brach es da aus Korak heraus. »Sie hat meinem Neffen das Leben gerettet!« Gleich darauf verwandten sich auch Bork und Doran für die Barbarin, doch Bendrake quittierte diese Gnadengesuche nur mit verächtlichem Gelächter.
    Nein, er war mit seiner Lektion noch lange nicht am Ende.
    ***
    Matt verfolgte ohne sichtbare Regung, wie Aruula durch den Raum geschleudert wurde. Er spürte weder Mitleid noch Liebe für diese Frau, denn seinem dumpfen Geist war jedes Gefühl fremd, das über den reinen Trieb hinaus ging.
    Selbst seine elementarsten Begierden wurden von den Befehlen verdrängt, die unaufhörlich auf ihn einhämmerten.
    Du hast keinen eigenen Willen. Du gehorchst nur Bendrake und dem Stamm der Beschenkten. Als er aber sah, wie sich Aruula gepeinigt auf dem Boden wälzte, wurde eine Saite in ihm angeschlagen, die er längst verloren

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