Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
004 - Die Ausgestoßenen

004 - Die Ausgestoßenen

Titel: 004 - Die Ausgestoßenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
Rand des Daches und feuerte immer wieder auf die Affenmenschen, die sich vor dem Haus drängten und kreischend und fäusteschwingend nach oben starrten. Doch es waren zu viele, als dass er sie alle hätte von hier aus töten können. Außerdem war die Munition in der Waffe begrenzt, wie Aruula wusste.
    »Hör auf damit!« wies sie den Schießwütigen zurecht. »Du darfst die Feuerfaust nicht entleeren! Wir werden sie noch brauchen.« . Bork nickte nur mürrisch. Aruula trat zu ihm an den Dachrand. Zu ihren Füßen bot sich ein Bild des Grauens. Überall lagen die kopflosen Leichen der Dorfbewohner. Die Barbarin zählte knapp zwanzig Tote; das war fast der halbe Stamm. Doch die meisten Ausgestoßenen standen noch viel zu sehr unter Schock, als dass sie die Tragweite dieses Verlustes begriffen hätten.
    Der hohe Blutzoll schien auch die Angriffslust der Affenmenschen gemildert zu haben, denn sie versammelten sich nun um die Frekkeuscher. Die Riesenheuschrecken scharrten unruhig mit ihren mächtigen Hinterbeinen, als sie plötzlich von allen Seiten eingekreist wurden, doch die Sicherungsleinen hinderten sie an der Flucht. Da stürzte die ganze Affenhorde los und schlug blindlings auf ihre pelzbedeckten Körper ein. Die Frekkeuscher stießen schrille Angstlaute aus, als sie zu Boden gingen und von unzähligen nackten Füßen zertrampelt wurden.
    Aruula wandte sich von diesem grauenvollen Anblick ab. Sie wollte sich lieber um Maddrax kümmern, so lange ihnen die Feinde eine Pause gönnten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie sich den Überlebenden widmen würden.
    Aruula presste das Amulett auf verschiedene Körperstellen des bewusstlosen Maddrax - und kam jedes Mal zu demselben Ergebnis: Der Steinsplitter besaß eine heilende Wirkung, mit der die Verunstaltungen umgekehrt werden konnten.
    Allerdings zeigte sich bald, dass die Kraft des schwarzen Splitters zu gering war, um Maddrax völlig und auf Dauer in den alten Zustand zu versetzen. Aber vielleicht reichte das Amulett aus, um ihn aus seiner Bewusstlosigkeit zu reißen, in die er nach Bendrakes Attacke gefallen war!
    Aruula legte den Stein auf die Stirn des Gefährten. Dann zog sie ein Dreieckstuch aus der Seitentasche seiner Tarnhose und wand es ihm um den Kopf, so dass der Splitter nicht verloren gehen konnte.
    »Glaubst du, das hilft?« erkundigte sich Arak mitfühlend.
    Der Junge hatte sich mit seiner Mutter auf eines der anderen Dächer retten können und war über die angrenzenden Häuser zu seinem Vater gelaufen.
    »Ein wenig«, antwortete Aruula. »Um ihn zu heilen, brauchte ich aber ein größeres Amulett.«
    »Das Geschenk der Götter ist sehr viel größer«, berichtete der Junge eifrig.
    »Fünfmal so groß, als ich mit den Armen zeigen kann!«
    »Dieses…Ding, das bei euch vom Himmel fiel, ist also ein Felsen?« erkundigte sich Aruula.
    »So sieht er von außen aus«, bestätigte Arak.
    »Aber das Geschenk ist anders als jeder Stein, den ich je gesehen habe. Es hat eine Farbe, die du sonst nirgendwo findest! Und es ist viel schwerer und härter als ein normaler Stein. Unsere Väter hatten große Mühe, das Heiligtum herauszuschlagen und zu unserer Siedlung zu schaffen.«
    Die Barbarin kratzte sich nachdenklich am Kopf.
    »Wie groß ist dieses Heiligtum?« fragte sie. Arak hob seine Hände in die Höhe und hielt sie ein Stück weit vom Körper entfernt.
    »Ungefähr so breit«, erklärte er, »aber sehr hoch und schwer. Kein Frekkeuscher könnte es tragen, deswegen mussten wir es auch zurücklassen.«
    Aruula ging zum Rand des Flachdachs und deutete in die Tiefe. »Würde es auf den Jeep passen?« fragte sie.
    Der Junge nickte. »Wenn man es ganz darüber legt. Warum bist du so interessiert daran?«
    »Wenn wir dieses Heiligtum hierher bringen, können wir mit ihm vielleicht Maddrax und die anderen Affenmenschen zurückverwandeln«, erklärte Aruula.
    Arak zog zweifelnd die Schultern in die Höhe. »Wenn du meinst. Aber wie willst du an denen da unten vorbeikommen?«
    Im Hof waren bereits einige Scimaro auf sie aufmerksam geworden und schlugen sich angriffslustig vor die Brust. Aruula ging wieder zurück zur Dachmitte, aber dort wurde sie von den bitteren Blicken der Ausgestoßenen empfangen. Wenn Bork und seine Familie sich nicht für sie eingesetzt hätten, wäre sie längst vom Haus geworfen worden.
    ***
    Aruula wusste, dass niemand der Anwesenden um Bendrake trauerte. Die Abneigung, die ihr hier entgegen gebracht wurde, speiste sich vielmehr aus

Weitere Kostenlose Bücher