004 - Geister im Moor
mehr zu helfen.
»Er ist tot«, sagte er. »Wer hat das getan?«
Wir erklärten ihm, was geschehen war. Er weigerte sich, es zu glauben. »Ich will von Hexerei nichts hören. Dieser Mann ist von jemandem erschlagen worden, und mindestens ein Dutzend von euch hat diesen Mord mit angesehen.« Aber sein Zorn verriet, dass er unsicher war.
Ich zog ihn beiseite und versicherte ihm, dass ich keineswegs verrückt wäre und alles mit eigenen Augen gesehen hätte. Endlich beruhigte er sich etwas, meinte aber trotzdem, wir wären vermutlich einer kollektiven Halluzination oder Massensuggestion zum Opfer gefallen, während sich vor unseren Augen ein Mord ereignete. »Ich glaube nicht an Hexerei«, wiederholte er eigensinnig, »aber ich glaube an Hypnose.«
Einige Männer trugen die Leiche fort, und damit blieb sie verschwunden. Als der Polizist Igglins erschien, war Fross nicht mehr auffindbar. Der Doktor hatte sich in das Hotel zurückgezogen und ertränkte seine Erregung und seine Zweifel im Alkohol. Während des Mittagessens sagte er kein einziges Wort, und das war in der Tat ganz außergewöhnlich.
Ich war so deprimiert, das ich beschloss, Betty zu besuchen. Aber kaum hatte ich Guilclan durch eines seiner Tore verlassen, als ich wie vom Donner gerührt stehen blieb. Ein paar Meter entfernt stand Mary Ramdul und unterhielt sich mit Guatl und Donoulos. Als sie mich erblickten, entfernten sich die beiden Männer und Mary kam lächelnd auf mich zu.
»Du kennst die beiden?« fragte ich. »Überhaupt nicht«, erwiderte sie. »Ich habe sie nur um eine Auskunft gebeten. Ich wollte die Halle besichtigen, die sehenswert sein soll, wie ich gehört habe. Ich freue mich, dich zu sehen, Jack. Bist du heute Nachmittag frei?«
Ich hätte fast nein gesagt, aber dieser Duft, der von ihr ausging … Sie hatte meine Hand in der ihren behalten, und ihre Augen glänzten. »Ja«, antwortete ich. »Ich wollte gerade einen Spaziergang machen.«
»Dann komm. Unten im Fischerdorf wartet mein Taxi, das wird uns nach New Guilclan bringen. In meinem Hotelzimmer haben wir es doch bequemer als in der Schäferhütte.«
Und ich folgte ihr.
Alles begann von neuem. Nachher fragte sie: »Liebst du mich, Jack? Ich bin verrückt nach dir.«
Aber ich schämte mich schon wieder. Betty war es, die ich liebte. Und dennoch, vor wenigen Augenblicken noch hätte ich ihr geantwortet: Ja, leidenschaftlich. Was sind wir Männer doch für seltsame Geschöpfe! Stattdessen sagte ich: »Ich weiß es nicht. Du gefällst mir sehr.«
Mary schüttelte mich heftig und schrie: »Aber du musst mich lieben!«
Ein Taxi brachte mich bis vor die Tore von Guilclan. Auf dem Weg zum Hotel traf ich Gilcross, der mich bereits gesucht hatte. Er war sehr blass. Vom Schloss war ein Bote gekommen, das wir beide sofort kommen sollten. »Ich fürchte, es ist wieder etwas passiert«, sagte er bedrückt.
Es war Loys Gilcross, Peters Bruder. Man hatte ihn vor gut einer Stunde im Park gefunden, tot, das Gesicht zerkratzt, die Kleider zerfetzt.
Betty war totenblass. Ich fragte, ob Dr. Arnold benachrichtigt worden wäre, und sie schüttelte den Kopf. »Nein. Diese Dinge gehen nur uns und die Ludmar etwas an. Loys wird heimlich in unserer Familiengruft beigesetzt werden. Offiziell wird er auf eine weite Reise gegangen sein, von der er dann eben nicht zurückkehrt.«
Peter nickte zustimmend. »Er ist auf die gleiche Weise gestorben wie unser Vorfahr im Jahre 1720«, sagte er leise. »Es besteht kein Zweifel – die Racheboten sind in Guilclan.«
Sir David hielt sich geschäftlich in Edinburg auf, und Peter und Betty beschlossen, ihn nicht zu benachrichtigen. In Edinburg war er sicher.
Als ich mit Betty allein war, nahm ich sie in die Arme, und sie weinte herzzerbrechend. Ich hatte große Mühe, sie zu beruhigen.
»Die einzige Möglichkeit, all dem ein Ende zu machen, ist, dass du und Peter in den Ruinen Moro Ludmars Geheimkammer findet«, schluchzte sie. »Gebe Gott, dass es euch gelingt, bevor es zu spät ist.«
»Betty, ich möchte dich etwas fragen«, sagte ich vorsichtig. »All diese Racheakte … Den Manuskripten zufolge, die ich gelesen habe, hat Moro Ludmar noch auf dem Scheiterhaufen behauptet, er wäre verraten worden. Ist da etwas Wahres dran?«
Betty zögerte. »Ich fürchte, ja«, antwortete sie endlich. »Wir glauben, dass mein Vorfahr Eric einen Fehler begangen hat, für den wir immer noch büssen müssen. Aber wir ziehen es vor, nie darüber zu sprechen. Es ist zu
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