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004 - Kerry kauft London

004 - Kerry kauft London

Titel: 004 - Kerry kauft London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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er.
    »Noch einen Augenblick, mein Kleiner«, versetzte Hermann in ungezwungenem Ton, »und Sie wären beim Teufel gewesen. Ich wollte Ihnen nur zeigen, daß ich mich besser auf Ihren Beruf verstehe als Sie selbst. Vor Jahren entwischte Le Cinq von der Teufelsinsel und kam nach New York. Ich zahlte ihm fünftausend Dollar dafür, daß er mich den Griff lehrte. Sie waren in guten Händen, ma foi!«
    Der Mann stand da, am ganzen Leib zitternd, mit zuckendem Gesicht, und strich mit der Hand über seinen zerschundenen Hals.
    »Da haben Sie hundert Pfund … Wenn Sie Lust haben, können Sie zur Polizei gehen - kommen Sie aber nicht wieder um Geld zu mir, wenn Sie mir nichts dafür zu bieten haben. Wenn ich Sie brauche, werde ich Sie holen lassen, bon soir.«
    »Bon soir, mon professeur!« sagte der Mann mit einem Rest von Humor.
    Hermann fühlte sich geschmeichelt.
    Seinetwegen mußte Martin Hubbard warten. Aber Martin konnte warten, wenn er auch das Essen pünktlich auf die Minute bestellt hatte. Hermann fand ihn geduldig im Palmenhof des Schweizerhofs sitzend.
    »Entschuldigen Sie, daß ich Sie habe warten lassen, aber ich hatte ein unvermutetes Geschäft - ein dringendes«, fügte er lächelnd hinzu.
    »Ihr Millionäre!« sagte Hubbard bewundernd. Hübsch ist ein allgemein gebräuchliches Wort für schöne Menschen, aber Martin Hubbard sah aus wie ein junger griechischer Gott. Sein Mund war seine schwache Seite, doch sein kleiner, goldblonder Schnurrbart genügte, ihn zu verdecken. Viele Blicke folgten ihm, als er jetzt mit seinem Gast durch das Lokal schritt.
    Hermann Zeberlieff bewunderte weder das gute Aussehen seines Freundes, noch beneidete er ihn darum. Er selbst war eine auffallende Erscheinung mit seinem jugendlichen Gesicht und der imponierenden Stärke, die an der Breite seiner Schultern und seiner ganzen Haltung zu erkennen war. Das Ziel seiner Eitelkeit war Macht - er gierte nach einer Verbeugung vor seinem Reichtum, seinem Einfluß und seiner Stellung in der Welt. »Da sind wir«, deutete Martin auf einen Tisch. Hermann sah sich um, und sein Gesicht verzog sich. Drei Tische weiter saß Kerry mit einer Dame. Von seinem Platz aus konnte Hermann ihr Gesicht nicht sehen, aber ein flüchtiger Blick sagte ihm, daß sie, da ihr Kleid weder modern noch kostbar und ihr Hals und Haar ohne jeden Schmuck waren, eine jener amüsanten »Niemands« war, die King Kerry immer fand. »Der alte Kerry und seine Sekretärin«, bemerkte Hubbard, der Hermanns Blicken folgte und eine Erklärung für Hermanns Stirnrunzeln finden wollte.
    Hermann betrachtete das Mädchen mit neuem Interesse. Seine Lippen kräuselten sich zu einem sarkastischen Lächeln, als er daran dachte, daß, wenn das Geschick es nicht anders gewollt, dieses Mädchen hätte da liegen können, wo die betrunkene Tochter ihrer Wirtin tot aufgefunden wurde.
    Während des Essens sprach er von Tagesereignissen. Auf den eigentlichen Zweck der Zusammenkunft kam er erst später im Palmenhof zu sprechen, als die beiden bei Kaffee und Zigarren saßen.
    »Hubbard«, sagte sein Gast, »ich möchte gern, daß Sie meine Schwester heiraten.«
    Er beobachtete sein Gegenüber und bemerkte, wie ein Schimmer von Befriedigung in dessen Augen aufleuchtete.
    »Das kommt ziemlich unerwartet«, Hubbard strich sich über seinen Schnurrbart.
    »Sie sollen sie heiraten«, fuhr Hermann fort, ohne von dem Einwurf Notiz zu nehmen, »weil ich keinen anderen Weg sehe, zu ihrem Geld zu kommen.«
    Hubbard sah zu ihm hinüber und machte nicht gerade einen geistreichen Eindruck, als er antwortete: »Nun sagen Sie mir mal, was Sie meinen?«
    »Das will ich Ihnen erklären. Aber ehe wir fortfahren, möchte ich Sie bitten, sich nicht aufs hohe Pferd zu setzen oder mit Familienrücksichten, Gentlemanverpflichtungen und derartigem überspannten Unsinn zu kommen.« Er sagte dies ganz ruhig, aber in ernstem Ton, und Hubbard unterdrückte eine nichtssagende Bemerkung, die ihm schon auf den Lippen schwebte.
    »Fahren Sie fort!« sagte er kurz.
    »Ich biete Ihnen einen Teil des Vermögens meiner Schwester an - ich werde Ihnen außergewöhnliche Gelegenheit verschaffen, meine Schwester zu treffen, und ich hoffe, daß Ihr auffallendes Aussehen das übrige tun wird.«
    Hubbard überlegte und strich liebevoll sein Bärtchen.
    »Natürlich, wenn die Dame einverstanden ist.«
    »Das ist sie nicht«, entgegnete Hermann offen. »Sie hält Sie für einen dummen Esel.« Hubbards Gesicht wurde dunkelrot. - »Aber sie

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