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004 - Kerry kauft London

004 - Kerry kauft London

Titel: 004 - Kerry kauft London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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nebenbei »Wer?«
    »Der Herr, der heute nacht mitkam?«
    Der Diener schüttelte den Kopf. »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß er nur eine Stunde dageblieben ist.«
    »Ist Herr Zeberlieff schon auf?«
    »Es hat keinen Zweck, zu ihm zu gehen«, entgegnete der Diener hastig; »und wenn Sie es tun, sagen Sie um Gottes willen nicht, daß ich mit Ihnen geschwatzt habe. Ja, er ist auf; tatsächlich ist er gar nicht im Bett gewesen. Er hat mich um zwei Uhr ins Bett geschickt; er selbst hat fast die ganze Nacht geschrieben. Jedenfalls hat er mich aber nicht gestört.«
    Er hatte einen Brief in der Hand, den er anscheinend zur Post bringen sollte.
    »Er hat eine merkwürdige Handschrift«, sagte der Zeitungsschreiber halb zu sich selbst.
    Der Mann hielt den Brief in die Höhe und betrachtete die Handschrift mit kritischen Blicken.
    »Ich weiß nicht, sie ist nicht gerade schlecht; ich habe schon schlechtere gesehen.«
    In dieser Sekunde hatte der Zeitungsscheiber Namen und Adresse gelesen und mußte sehr an sich halten, um ein Pfeifen zu unterdrücken, mit dem er für gewöhnlich jede Überraschung begleitete.
    »Na ja«, sagte er mit scheinbarem Widerstreben, »wenn er die ganze Nacht aufgewesen ist, wird er mich nicht empfangen wollen. Auf jeden Fall will ich nach Holloway gehen und Fräulein Zeberlieff aufsuchen.« Mit einem Köpfnicken trennten sie sich.
    Der Zeitungsschreiber schlenderte gemächlich über die Straße und gesellte sich zu dem Mann, der ihn abgelöst hatte. »Sie können hierbleiben«, sagte er zu ihm, »aber ich glaube nicht, daß Sie etwas sehen werden. Ich will jetzt erst einmal nach Hause gehen und ein Bad nehmen; dann werde ich mich mit King Kerry in Verbindung setzen.«
    »Was ist denn los?«
    »Das weiß ich selbst noch nicht. Beobachten Sie nur ruhig das Haus weiter und erstatten Sie mir Bericht; -wenn Bray herauskommt, folgen Sie ihm. Aber ganz besonders liegt mir daran, zu erfahren, ob Zeberlieff selbst ausgeht.«
    Inzwischen ging Hermann Zeberlieff in seinem Wohnzimmer, in Gedanken versunken, auf und ab. Er hatte ein Bad genommen, und nichts ließ erkennen, daß er nicht zu Bett gegangen war, bis auf die feinen Linien um die Augen, die in Wirklichkeit allerdings eine ganz andere Ursache hatten. Er sah in der hellen Morgensonne frisch, munter und auffallend gut aus. Martin rief ihn zum Frühstück und schenkte ihm gerade eine Tasse Kaffee ein, als Hermann ihn plötzlich fragte: »Übrigens, Martin, Sie wollten doch auf ein paar Tage zu Ihren Verwandten nach Cornwall?«
    »Jawohl, aber Sie konnten mich nicht entbehren.«
    »Ich brauche Sie jetzt nicht, Martin, Sie können jetzt gleich mit dem Elfuhrzug fahren.«
    Der Mann sah ihn erstaunt an. »Und wer soll für Sie sorgen, wenn ich weg bin?«
    »Ich gehe in ein Hotel«, erwiderte Hermann leichthin; »Sie sehen, Martin, daß Sie keineswegs unentbehrlich sind.«
    »Natürlich nicht«, sagte der Diener ehrerbietig, »ich bitte um Verzeihung.« Er zögerte.
    »Nun?«
    »Ich habe den Schlüssel zum Weinkeller irgendwo verloren«, entschuldigte sich Martin, »ich hatte ihn gestern abend auf den Tisch im Flur gelegt und konnte ihn heute nicht finden.«
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken, ich habe selbst einen Schlüssel.«
    »Ich kann die Kellertür leicht auch so aufmachen.«
    »Ich wünsche nicht, daß Sie dem Keller zu nahe kommen«, sagte Hermann scharf. »Wer war das übrigens, mit dem ich Sie auf der Straße sprechen sah?«
    Das Schuldbewußtsein trieb Martin das Blut ins Gesicht. »Es war ein Zeitungsschreiber«, stammelte er, »der sich nach Fräulein Zeberlieff erkundigte.«
    »Hm! Ich wünsche nicht, daß Sie mit solchen Leuten schwatzen. Ich habe Ihnen das schon ein paarmal gesagt.«
    »Jawohl…«
    »Sie sagen, er erkundigte sich nach Fräulein Zeberlieff. Was haben Sie ihm geantwortet?«
    »Ich habe gesagt, daß wir ihm keinerlei Auskunft geben könnten.« - Die Lüge ging Martin glatt über die Lippen. »Und ich habe ihm verboten, mich je wieder auf der Straße anzusprechen.«
    »Großartig gelogen«, warf Hermann lächelnd ein. »Und sonst hat er nichts mehr gefragt?«
    »Nein!« erwiderte Martin mit Nachdruck.
    »Ich mag diese Zeitungsmenschen nicht«, fuhr Hermann fort. »Sie haben mir nicht gerade Glück gebracht. Was den Weinkeller anbelangt«, bemerkte er nach einer Weile, »so gedachten Sie wohl, Ihren Freunden in Cornwall eine Probe von meinem Portwein mitzunehmen?«
    Der Mann war zu sehr an solche Beleidigungen

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