Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
004 - Kerry kauft London

004 - Kerry kauft London

Titel: 004 - Kerry kauft London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Bescheid.
    »Und jetzt«, meinte Hermann feundlich, »müssen Sie noch mal Platz nehmen und eine Zigarette rauchen, während ich Ihnen etwas von Vera erzähle.« Er war noch nicht sehr weit mit seinem Erzählen gekommen, als Gordon Brays Kopf auf die Brust sank und er in dem Stuhl, auf den Hermann ihn genötigt hatte, in einen traumlosen Schlaf verfiel.

Kapitel 19
    Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße stand ein junger Mann, einen Zigarrenstummel im Munde den Filzhut hinten im Nacken, die Hände tief in die Taschen seines Überziehers vergraben, und wartete geduldig, daß Gordon Bray wieder herauskäme. Das Licht in dem im ersten Stock gelegenen Wohnzimmer war schon vor etwa einer Stunde erloschen. Wohin hatten sich die beiden Männer verzogen?
    Der junge Mann steckte sich eine andere Zigarre an und richtete sich auf noch längeres Warten ein. Ein Zeitungsschreiber, der mit dem Herzen bei der Sache ist, betrachtet weder Zeit noch Mühe als verloren, wenn er sich nur einen Bericht sichern kann. Und dieser junge Zeitungsschreiber des Evening Herald bildete keine Ausnahme von der Regel.
    Er wartete und unterhielt sich mit den vorübergehenden Polizisten. Es wurde halb vier; aber es kam immer noch niemand aus der Tür des Hauses Park Lane 410. Es schlug fünf, sieben Uhr, und das Leben fing an, langsam zu erwachen; die Früharbeiter eilten durch die vornehme Straße in der Richtung nach Norden und Süden.
    »Er kann doch nicht die ganze Nacht dageblieben sein«, murmelte der junge Reporter, kritzelte eine kurze Notiz und schickte den erstbesten, der ihm wie ein Bote vorkam, damit los. Nach einer halben Stunde kam ein Mann eilends die Park Lane herunter, bis er die Stelle erreichte, wo unser Beobachter stand.
    »Sie können jetzt gehen.«
    »Ich denke gar nicht daran, solange ich der Sache nicht auf den Grund gegangen bin.«
    »Wissen Sie genau, daß er hineingegangen ist?«
    »Das weiß ich bestimmt«, entgegnete der Zeitungsschreiber mit Nachdruck. »Ich bin ihnen in einer Taxe gefolgt. Sie setzten den alten Leete in Piccadilly ab und fuhren hierher. Ich sah ihn aussteigen, sah, wie der Wagen wegfuhr, und sah auch die beiden hineingehen. Seitdem habe ich hier aufgepaßt.«
    »Ist eine Hintertür da?«
    »Nein - der Eingang für Dienstboten ist im Kellergeschoß, hier, diese Treppe links hinunter.« Er deutete auf den Lichtraumschacht.
    Um halb acht kam aus eben diesem Kellergeschoß ein Mann heraus, anscheinend ein Diener. Der Zeitungsschreiber ging über die Straße und folgte ihm die Park Lane hinauf, wobei er seine Schritte beschleunigte, bis er ihn eingeholt hatte.
    »Entschuldigen Sie, bitte!«
    Der Diener, Martin, wandte sich überrascht um.
    »Wünschen Sie etwas von mir?« fragte er höflich und fügte dann plötzlich in einem Ton freudigen Wiedererkennens hinzu: »Sie sind doch der Reporter, der wegen Fräulein Zeberlieff zu uns kam, nicht wahr?«
    Der junge Mann nickte: »Schuldig«, sagte er lächelnd. »Haben Sie irgend etwas von ihr gehört?«
    »Sie wird heute entlassen«, erwiderte der Diener. »Ich kann es nicht begreifen … Eine so nette Dame …« Er schüttelte traurig den Kopf.
    »Sie freuen sich wohl, daß sie wiederkommt?«
    »Sie kommt nicht wieder in dieses Haus zurück«, antwortete Martin mit Nachdruck. »Ihr Mädchen hat alle ihre Sachen ins Hotel gebracht. Nach dem, was geschehen ist, glaube ich nicht, daß ihr der Gedanke, wieder hierherzukommen, besonders angenehm sein könnte. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.« Er nickte und wollte weitergehen.
    »Noch einen Augenblick! Warum haben Sie es denn so eilig, wenn ein armer Teufel von Zeitungsschreiber ein paar Shilling durch Sie verdienen will?«
    Der andere grinste. »Ich wünschte mir, ich könnte soviel Shilling verdienen wie Sie Pfund«, sagte er neidisch. »Dann würde ich nicht für den da arbeiten«, er zeigte mit dem Kopf nach dem Haus.
    »Es ist wohl nicht allzuviel los, wie?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Wir haben seit wer weiß wie lange keine Gäste mehr gehabt. Er brachte heute nacht einen mit, aber der ging schon nach einer Stunde wieder weg. Es hat Zeiten gegeben …« - er unterbrach sich, weil er fürchtete, schon zuviel gesagt zu haben; sonst hätte er eine packende Schilderung der Periode in Zeberlieffs gesellschaftlichem Leben geben können, in der sehr häufig Besuch kam und Trinkgelder von einem Pfund an der Tagesordnung waren.
    »Ist er die Nacht über dageblieben?« fragte der Zeitungsschreiber ganz

Weitere Kostenlose Bücher