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004 - Kerry kauft London

004 - Kerry kauft London

Titel: 004 - Kerry kauft London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Zeichner?« Kerry zog wieder die Stirn in Falten. »Ich glaube, wir kennen ihn?« wandte er sich an seine Sekretärin.
    »Es ist Herr Bray«, entgegnete Else.
    »Sehen Sie«, beeilte sich Holden zu erklären, »er hat ziemlich phantastische Ideen. Er ist ein Produkt der Abendkurse, wie ich mich ausdrücken möchte - nichts als Theorie und halbverdautes Wissen. Er stellt sich vor, Sie könnten in das Zentrum Londons springen und es hinausschieben.«
    »Hm! Hm!« machte Kerry überlegend. »Und Sie würden mir nicht raten - sagen wir einmal die Tottenham Court Road neu aufzubauen?«
    Der Architekt zögerte. »Nein!« Was hätte er auch angesichts seines Artikels anderes sagen sollen?
    »Das tut mir leid«, sagte Kerry kurz; »denn ich hatte die Absicht, Sie um Einreichung von Plänen zu ersuchen … Aber ich kann die Arbeit natürlich nicht an jemand vergeben, der nicht mit dem Herzen dabei ist.«
    »Es kann ja natürlich etwas dran sein, was ich nicht verstanden habe in … Ihrem …«
    Kerry schüttelte den Kopf. »Ich denke, Sie verstehen alles, was, wie ich wünsche, jeder verstehen soll.« Damit geleitete er den geschlagenen Holden zur Tür.
    Gordon Bray stand an dem großen Zeichentisch und hantierte mit Zirkel und Lineal; er arbeitete gerade an der Frontansicht eines besonders häßlichen Gebäudes, das Holden errichten wollte. Er war niedergeschlagen. Das Ziel war noch sehr weit entfernt. Er konnte nicht ans Heiraten denken, ehe er sich nicht eine Existenz geschaffen hatte. Seine Selbstachtung ließ nicht zu, daß er von dem Vermögen der geliebten Frau lebte. Bis jetzt kannte er die Bestimmungen des Testaments ihres Vaters nicht; aber auch eine Aufklärung in dieser Beziehung hätte seine Ansichten nicht ändern können. Ein Mann liebt seine Frau am innigsten, wenn er ihr etwas bieten kann; es ist für den Mann unnatürlich, nicht nur mit leeren Händen zu kommen, sondern auch noch zu verlangen, daß sie gefüllt werden. Er hatte den ganzen Stolz, die ganze Empfindsamkeit der Jugend. Das geflüsterte Wort »Mitgiftjäger« genügte, ihm kalte Schauer über den Rücken zu jagen. Obgleich wahrscheinlich nur drei Personen von seiner Liebe wußten, so glaubte er doch, sein Geheimnis sei stadtbekannt, und der Gedanke, es könnte vielleicht jemand von seiner schönen Freundin wegen ihrer Liebe zu einem armen Zeichner verächtlich oder höhnisch sprechen, konnte ihn rasend machen. Er hatte den tollen Gedanken gehabt, Schluß zu machen. Er würde ihr einen Brief schreiben und nach Kanada gehen und vielleicht eines Tages als reicher Mann zurückkehren, um sie dann immer noch frei zu finden.
    Viele junge Leute haben denselben heroischen Gedanken, es fehlen ihnen aber fünfundzwanzig Pfund bares Geld, um den Gedanken in die Tat umzusetzen. Er war jedenfalls in dieser Lage und war gerade zu dieser traurigen Erkenntis gelangt, als Holden nach ihm klingelte.
    Holden war sehr rot im Gesicht und sehr zornig. Seine feisten Backen waren aufgedunsen, und seine runden Augen glotzten drollig umher; es lag ihm allerdings ganz fern, jemanden belustigen zu wollen.
    »Ich bin gerade bei diesem verdammten Yankee gewesen!« rief er Bray wütend entgegen.
    »Bei welchem verdammten Yankee?« fragte der junge Mann. In seiner eigenen Herzensnot machte sein Arbeitgeber keinen Eindruck auf ihn.
    »Es gibt nur einen!« schnauzte Holden. »Er hat den Kopf voll idiotischer Gedanken vom Bauen … ließ mich kommen, um mich zu beleidigen - denkt, er versteht… hier, bringen Sie diesen Brief zu ihm!«
    Er reichte ihm mit boshaftem Lächeln einen versiegelten Brief.
    »Sie scheinen Freunde in seinem Büro zu haben«, fuhr er fort und suchte in der Schreibtischschublade nach seinem Scheckbuch. »Mit geht jetzt ein Licht auf, wie King Kerry dazu gekommen ist, den Besitz Borough zu kaufen, den mein Kunde so gern haben wollte.« »Was meinen Sie?« fragte Bray mit erhobener Stimme.
    »Ganz gleich, was ich meine«, sagte Holden finster, »und schreien Sie mich nicht so an, Gordon!« - Er schnaubte ordentlich, als er das letzte Wort aussprach. »Da haben Sie Ihren Scheck für ein Monatsgehalt. Geben Sie den Brief ab! Sie brauchen nicht wiederzukommen … Vielleicht wird Herr Kerry Sie als seinen Architekten einstellen - Sie haben alle Prüfungen bestanden, höre ich. «
    Bray nahm langsam den Scheck auf. »Soll das heißen, daß ich entlassen bin?«
    »Ich meine, daß Sie für dieses Büro zu klug sind - so klug, daß ich statt Ihrer jemand für dreißig

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