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004 - Kerry kauft London

004 - Kerry kauft London

Titel: 004 - Kerry kauft London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Waage gleich hinter der Eingangstür gestellt worden war, und besah sie dann.
    »Ja, Fräulein, Gants Cracroix - Lyon«, sagte er.
    Der Fuhrmann nahm seinen Lieferschein und entfernte sich. Der Mann faßte die Kiste mit geübter Hand und ließ sie die Gleitbahn hinunterrutschen.
    »Wollen Sie hier etwas lernen?«
    Sie hörte die tiefe, wohlklingende Stimme King Kerrys und drehte sich lächelnd um.
    »Kopfschmerzen besser?«
    »Ganz weg. Ich komme mir ordentlich schuldbewußt vor. Ich bin gerade aufgestanden.«
    Er ging ihr voran zum Ende des Warenhauses, wo die Leute mit dem Eifer arbeiteten, den man bei Akkordarbeit oder bei Anwesenheit des Arbeitgebers immer wahrnehmen kann.
    »Da drüben wird gerade eine Kiste wundervoller Spitzen ausgepackt; die müßten Sie sehen.«
    »Das möchte ich gerne«, antwortete sie und suchte sich einen Weg durch das Kistengewirr zu der Stelle, wo ein paar Frauen schmale Pappkästen aus einer großen Kiste heraushoben.
    In ihrer Hast übersah sie ein am Boden liegendes Tau und blieb mit der Fußspitze daran hängen. Sie fiel der Länge nach hin und würde sich verletzt haben, wenn sie nicht die Geistesgegenwart gehabt hätte, sich an einer kleinen Kiste festzuhalten, die vor ihr lag. Ihre Arme strafften sich, und ihr Gesicht berührte kaum den Deckel der Kiste.
    »Um Gottes willen, sie hat sich verletzt!« rief King Kerry und sprang gewandt zu ihr hinüber. Sein Irrtum war entschuldbar, denn sie blieb eine Weile mit dem Kopf auf der Kiste liegen, an der sie sich gehalten hatte.
    Sie sah ihn lächelnd an, als sie ohne Hilfe aufstand.
    »Haben Sie sich wirklich nicht verletzt?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Ein Mann wollte die kleine Kiste, auf die sie gefallen war, wegtragen.
    »Fassen Sie die Kiste nicht an!« sagte sie schnell.
    »Was ist?« fragte Kerry, der sie erstaunt ansah.
    »Lassen Sie die Kiste auf den Kai bringen; aber sagen Sie den Leuten, sie sollen sehr vorsichtig damit umgehen.«
    Verwundert drehte er sich um, gab die Anordnung und ging hinter den Leuten her auf den Kai.
    »Was ist denn los?« fragte er.
    »Ich weiß nicht. Legen Sie Ihr Ohr an die Kiste und horchen Sie!«
    Er tat es, richtete sich aber gleich wieder mit finsterem Blick auf; dann hielt er die Nase an die Kiste und räusperte sich.
    »Machen Sie die Kiste vorsichtig auf!« befahl er, denn er hatte das laute Ticktack ebenso deutlich gehört wie Else.
    »Es kann eine Höllenmaschine sein«, bemerkte Eise, aber er schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube, ich weiß, was es ist«, erwiderte er ruhig.
    Unter einer starken Bogenlampe wurde die Kiste geöffnet. Oben befand sich eine Lage sorgfälig zusammengefaltetes Papier, aber darunter schien die Kiste fest mit Spänen einer durchsichtigen Masse vollgepackt zu sein.
    »Zelluloid!« sagte Kerry kurz. »Ein alter Filmstreifen, der ganz klein geschnitten ist.«
    Man mußte die Späne erst entfernen, ehe man an die eigentliche Maschine kam, die am Boden der Kiste verschraubt war. Es war ein Wecker, eine kleine elektrische Batterie und ein paar Späne.
    »Auf zwei Uhr eingestellt«, sagte Kerry, »auf die Stunde, in der unsere Leute mit der Arbeit aufhören. Der Weckerhebel ist an ein Metallstück gelötet, so daß, wenn der Wecker abläuft, das Metallstück sich mitdreht - der Stromkreis wird geschlossen, und ein Funke setzt das Zelluloid in Flammen. Sehr geschickt gemacht! Ich will es Ihnen zeigen.« Er trug den Apparat an den Rand des Wassers, wo ein Ausbreiten des Feuers nicht zu befürchten war, stellte ihn auf eine Stahlplatte und bedeckte den Apparat wieder mit den Zelluloidspänen, nachdem er vorher den Wecker gestellt hatte.
    Sie warteten. Nach einer Minute hörten sie das Rattern des Weckers; dann sahen sie ein winziges Licht in den Spänen aufblitzen. Plötzlich schoß eine Stichflamme hervor, und der ganze Kai wurde von einer Flamme erleuchtet.
    Sie sahen schweigend zu, bis das Zelluloid auf ein kleines Häufchen einer geschmolzenen roten Masse heruntergebrannt war.
    »Ich hätte den Wecker als Beweismittel behalten können«, sagte Kerry, »aber er wird seine Spuren verwischt haben. Wie kann ich Ihnen danken, Else?« Er drehte sich um und sah sie an. Sie standen im Schatten eines großen Stapels von Kisten, die mitten auf dem Kai aufgetürmt waren.
    »Mir danken?« fragte sie zitternd. »Ich muß Ihnen danken.«
    Er legte ihr beide Hände auf die Schultern und sah ihr ins Gesicht. Sie hielt seinen Blick fest. »Es gab einmal ein Mädchen wie Sie«, sagte er

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