004 - Magie der Liebe
mehr getroffen, als sie erwartet hatte. Dies war keineswegs die freudige Wiedervereinigung mit einem liebenden Vater, die sie sich in ihrer Kindheit erträumt hatte. „Lieber bin ich als Bastard geboren, als mich wie einer zu verhalten, Sir."
Er zog eine dunkle Braue hoch. „Touché. Schade, dass deine Mutter nicht deinen scharfen Verstand besessen hat, sonst wäre ich ihrer nicht schon nach einer Nacht überdrüssig geworden. Leider war Lily nur mit gespreizten Beinen und geschlossenem Mund zu ertragen. Ich nehme an, Tristan denkt dasselbe von dir."
„Tristan hat mich geliebt! " schrie sie, bevor sie sich zurückhalten konnte.
Linnets grausames Lachen jagte ihr einen Schauder über den Rücken. „Alle Menschen im zwanzigsten Jahrhundert erzählen ständig etwas von Liebe. Zuerst glauben sie oft selbst daran, wenn sie sich mit jemandem im Bett vergnügen können. Doch dann sehen sie plötzlich einen reicheren Mann, eine schönere Frau, und die viel gerühmte Liebe ist vergessen."
„Du solltest deine verkümmerten Moralvorstellungen nicht auf ein ganzes Jahrhundert übertragen, Vater."
„Dann übertrage du deine sentimentalen Gefühle besser nicht auf Tristan. Unter dem Einfluss des Laudanums hast du etwas darüber gebrabbelt, dass er glaubt, du hättest ihn verraten. Und wie du sicher bereits erfahren hast, ist Tristan kein Mann, der leicht vergibt."
Arian erinnerte sich wieder an die Liebesnacht mit Tristan. Nun würde sie nie erfahren, ob er sie in diesen Momenten der Leidenschaft wirklich geliebt hatte.
Vielleicht hatte er auch nur seine Macht ausgespielt und versucht, sie auf seine Weise zu bestrafen.
Sie senkte rasch den Blick, doch Linnet hatte den Zweifel in ihren Augen bereits gesehen.
„Das Spiel ist noch nicht zu Ende, meine Liebe. Und für dich ist es noch nicht zu spät, die Seiten zu wechseln. Denke nach, Tochter. Wäre ich so begierig darauf, dich zu töten, dann hätte ich den Hexenmeister aus deiner kleinen unvorsichtigen Hand gerissen, als ich dich in jener Nacht fliegen sah. Oder ich wäre auf der Stelle aus dieser provinziellen Einöde geflohen, nachdem ich ihn endlich zurückbekommen hatte. Stattdessen bot ich dir meinen Schutz an und gab dir mehrfach die Gelegenheit, dich mit mir zu verbünden."
„Du hast mich in das Gefängnis werfen lassen! Du hast meinen Stiefvater und den Mob manipuliert und sie gegen mich aufgebracht. Danach hast du geglaubt, ich hätte keine andere Wahl, als dich um Hilfe anzuflehen."
Linnet ging um das Bett herum, bis er dicht vor ihr stand. „Ah, aber meine tapfere, schöne Arian dachte gar nicht daran, um ihr Leben zu betteln, nicht wahr? Nicht einmal, als ich sie der Wasserprobe unterzog. Ich glaubte wirklich, du würdest wieder an die Oberfläche kommen, nach Luft schnappen und dich mir ergeben." Er legte den Finger an seine geschwollene Lippe und schüttelte bewundernd den Kopf.
„Aber nein, nicht meine Tochter."
„Dein Bastard", erinnerte sie ihn. Sie war entschlossen, nicht auf seinen gespielten Charme hereinzufallen.
Seine Augen verdunkelten sich vor Zorn. „Warum solltest du auf Tristans Seite sein, wenn ich derjenige bin, der zwanzig Jahre lang nach dir gesucht hat?"
„Du hast nicht mich gesucht, sondern den Hexenmeister. Er sollte dich zurück in das zwanzigste Jahrhundert bringen."
„Oh, am Anfang hatte das Paris des siebzehnten Jahrhunderts natürlich seine Reize -
ein verschwenderischer Überfluss an sinnlichen Genüssen, willige Frauen, ein unkontrollierter Opiumhandel."
„Pocken, Läuse, die Pest", konterte Arian liebenswürdig.
„ Wenn du damit andeuten willst, dass ich mich mittlerweile zurück in meine eigene Zeit sehne, bist du scharfsinniger, als ich gedacht hatte." Linnet schien in die Ferne zu blicken, während er verträumt lächelte. „Ich will in einem dampfend heißen Whirlpool sitzen, Cognac trinken und eine dicke kubanische Zigarre rauchen. Ich will im Four Seasons mit meinem guten alten Dad zum Brunch gehen und mir danach ein Spiel der Giants ansehen. Ich will endlich wieder eine Frau in Lack und Leder sehen, und nicht diese prüde Leinenunterwäsche." Er brachte sein Gesicht so nahe an ihres heran, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten. „Ich will den Hexenmeister", zischte er.
Arian wurde bei dem süßlichen Geruch seines Rasierwassers übel. „Das Programm gehört aber nicht dir. Tristan hat es erfunden, und nicht du."
„Ja, aber er war nicht Manns genug, es auch zu benutzen. Ich dagegen
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