004 - Magie der Liebe
richtete sich stirnrunzelnd auf. Soweit sie wusste, gab es in Gloucester weder Waldgeister noch Kobolde.
Ein zufriedenes Rülpsen, das aus einem Busch in der Nähe kam, überzeugte sie vom Gegenteil. Als Arian auf den Strauch zukroch, zitterten dessen Blätter verräterisch.
Doch bevor der Waldgeist fliehen konnte, schob sie die Hand zwischen die dicht bewachsenen Zweige und erwischte einen Fuß. Sie zog eine kleine alte Frau hervor, in der sie die alte Schottin aus dem Gefängnis wieder erkannte. Becca hatte ihr das Leben gerettet, als sie das Amulett von Linnet gestohlen und es zu ihr in den Teich geworfen hatte.
Arian entfernte ein Blatt aus dem Haar der Frau. „Du bist eine gewitzte Diebin, Becca. Es war kein Wunder, dass sie dich hängen wollten."
Die alte Frau wischte sich den Fleischsaft ab, der über ihr Kinn lief. „Du bist eine gute Hexe, aber ich bin eine ebenso gute Diebin, Mädchen."
Arian lächelte traurig. „Leider bin ich keine sehr gute Hexe. Trotzdem werde ich lange vor dir am Galgen enden."
Becca leckte sich genüsslich die Finger ab, während ihr Blick zu Arians Bauch hinunterwanderte. „Nicht, wenn ein Teufelskind in dir heranwächst, wie die Leute sagen."
„O Becca", seufzte Arian. „Ich hatte wenigstens von dir mehr Verstand erwartet."
Die Frau lächelte fröhlich. „Die einzigen Teufel, die so etwas anstellen, sind jung und stattlich, nicht wahr? Wer hat dich entehrt, Mädchen? War es einer von diesen großen Churchill-Brüdern? Oder dieser wilde Burrough-Junge?" Als Arians Blick sich verfinsterte, wurde Beccas Tonfall sanfter. „Denke nicht zu schlecht von dem Burschen. Viele jungen Männer haben schon Versprechen gegeben, die sie nicht halten konnten, wenn sie eine Maid für sich gewinnen wollten."
„Mein Mann hat nichts versprochen", sagte Arian bitter. Abgesehen von seinem Hochzeitsgelöbnis, dachte sie.
„Aber er hat dich geliebt, nicht wahr? Du musst nicht erröten, Kind. Seine einzige Schande liegt darin, dass er dich nicht holt, bevor der Mob es tut." Becca streckte die knotige Hand aus und befühlte Arians Bauch. „Früher, in Schottland, war ich eine Hebamme. Es tut mir Leid, Mädchen, aber in deinem Leib wächst kein Kind."
Beccas Worte bestätigten nur Arians Vermutungen. Dennoch sehnte sie sich nach dem schüchternen goldblonden Kind mit grauen Augen, das sie nun niemals haben würde. Seufzend sank sie auf den Baumstamm nieder. „Ich fürchte, er wird mich nicht retten, Becca." Eine Träne lief über ihre Wange. „Wir hatten einen Streit, ein Missverständnis. Er hatte gute Gründe, meine Loyalität anzuzweifeln."
„Er glaubt, dass du einen anderen unter deine Röcke lässt?"
„O nein! Eine andere Art von Loyalität."
Becca schüttelte den Kopf. „Es gibt keine andere Art von Loyalität zwischen Mann und Frau. Zumindest keine, für die es sich zu sterben lohnt. Und sterben wirst du, wenn er nicht kommt." Ihre Stimme senkte sich zu einem warnenden Flüstern.
„Dieser teuflische Prediger plant keinen ordentlichen Prozess für dich, Mädchen. Er wird dich in einer mondlosen Nacht lynchen lassen, wenn die Dunkelheit selbst die niederträchtigsten Taten verbirgt."
Arian blickte die kleine Frau verwundert an. „Aber die Richter aus Boston . . . Mr. Corwin und Mr. Hathorne ..."
Becca umfasste Arians Kinn und sah ihr in die Augen. „Keine feinen Richter aus Boston, Mädchen. Nur der Mob, der Galgenstrick und du. Rufe lieber deinen Liebsten, bevor es zu spät ist."
Arian folgte dem Blick der alten Frau, als diese zum Himmel hinaufsah. Der Mond war bereits am Nachmittagshimmel aufgegangen, zeigte sich jedoch nur als schmale, silbrige Sichel.
34. KAPITEL
Ein seltsames, grollendes Geräusch hallte durch den Wald, während ein Blitz über den Himmel zuckte. Ein Eichhörnchen, das in den feuchten Blättern nach Futter suchte, richtete sich neugierig auf. Dann riss der Himmel plötzlich mit einem gewaltigen Krachen auf und brachte das Tier dazu, eilig das Weite zu suchen.
Tristan war umgeben von einer Wolke aus echtem New Yorker Smog, als er durch das klaffende Loch fiel. Seine Hände suchten verzweifelt nach irgendeinem Halt, während er durch die Zweige der Baumkronen krachte. Schließlich schlug er hart auf dem Boden auf. Die verdammten Blätter waren nicht so weich, wie sie von oben ausgesehen hatten.
Als er gerade wieder zu Atem kam, erschien auch Copperfield, der mit beängstigender Geschwindigkeit aus dem Spalt stürzte. Tristan wollte sich zur
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