004 - Magie der Liebe
zusammenknüllte.
„Sie haben sie gehängt, Cop. Sie haben meine wunderschöne, fröhliche kleine Hexe aufgehängt." Tristan streckte die Hand zum grauen Himmel aus. „Wenn sie irgendwo dort draußen wäre, gefangen in der Zeit, würde ich es dann nicht wissen?
Glaubst du nicht, dass ich manchmal ihr Flüstern im Wind hören würde? Nein, sie ist tot", sagte er leise. „Sie liegt seit über dreihundert Jahren in ihrem kalten Grab. Und alles nur, weil ich zu starrköpfig war, um ihr zu glauben. Sie musste sich erst meines Vertrauens würdig erweisen, indem sie sich vor eine Kugel warf, die für mich bestimmt war."
Das Fax fiel aus Copperfields kraftlosen Fingern, doch Tristan fing es nicht auf.
Gemeinsam sahen sie zu, wie es über den Rand des Daches geweht wurde.
Copperfield schwieg lange. „Verdammt, warum springst du dann nicht?"
Tristan zuckte zusammen, als ob Cop ihm einen Schlag versetzt hätte. „Was hast du gesagt?"
Cop wies einladend auf den gähnenden Abgrund. „Warum springst du nicht einfach und ersparst uns ehrlichen Steuerzahlern deine Prozesskosten?"
Tristan blinzelte ungläubig. „Ich habe immer gewusst, dass ihr Anwälte ein zynischer, gefühlloser Haufen seid. Aber bringst du dich nicht um dein unverschämt hohes Honorar, wenn du deinen Klienten zum Selbstmord aufforderst?"
„Ich würde eher auf mein Honorar verzichten, als dich noch länger brütend im Tower herumwandern zu sehen. Wenn du damit fertig bist, dir selbst Leid zu tun, kannst du dich zur Abwechslung von deinem Hintern erheben und deine Frau retten."
„Hast du denn kein Wort von dem gehört, was ich eben sagte?" rief Tristan. „Arian ist tot."
„Ich kann nicht verstehen, warum du so eine Kleinigkeit zwischen euch beide kommen lässt."
Tristan blickte ihn fassungslos an, während er zum ersten Mal wieder Hoffnung schöpfte. „Und wenn du so grausam bist, mich ohne begründeten Anlass hoffen zu lassen", erklärte er heiser, „dann werde ich dich eigenhändig von diesem Dach stoßen."
„Das wird nicht nötig sein", erwiderte Cop. „Falls ich mich in dieser Angelegenheit irre, werde ich selbst springen."
„Hure des Teufels!"
Der beleidigende Ruf drang an Arians Ohr, als sie Linnets Haus verließ. Sie zog die Kapuze ihres Mantels über den Kopf, um ihr Gesicht zu verbergen.
„Satansdienerin! Du willst dich sicher mit deinem teuflischen Liebhaber treffen, damit er noch ein weiteres Dämonenbalg in deinen Leib pflanzen kann!"
Arian packte das Bündel unter ihrem Arm fester, dann überquerte sie mit eingezogenem Kopf die schmutzige Straße. Sie hoffte, dass sie unbehelligt bis zum Waldrand kommen würde. Ein Erdklumpen wurde an ihren Rücken geworfen.
Sie wirbelte herum. Zwei Jungen standen auf der anderen Straßenseite, die ganze Hände voll Matsch aufhoben und Wurfgeschosse daraus formten. In den vergangenen drei Wochen hatte Linnet diese beiden und viele andere in der Nähe von Linnets Haus herumlungern sehen. Jeder wollte einen Blick auf die Hexe erhaschen. Zum Glück kündigten die dunklen Wolken am Himmel baldigen Regen an, so dass nicht sehr viele Menschen anwesend waren.
Der größere Junge nickte ihr zu. Sein feiner Wollmantel zeichnete ihn als den Sohn eines wohlhabenden Mannes aus. „Guten Tag, Hexe. Mein Cousin sagt, dass du deine dämonischen Liebhaber aufgeben und dich lieber mit einem richtigen Mann vergnügen solltest. Er würde dich gerne einmal im Wald treffen und dir zeigen ..."
Er schrie schmerzerfüllt auf, als Arian ihm einen ganzen Batzen Schlamm auf die Nase warf. Beide Jungen brachen in Tränen aus und flohen schluchzend. Zweifellos würden sie erzählen, dass die Hexe ihr Leben bedroht hätte.
Arian schüttelte seufzend den Kopf. Sie konnte den Kindern nicht die Schuld geben, die nur das niederträchtige Verhalten ihrer Eltern nachahmten.
Unbemerkt erreichte sie den Wald. Sie genoss den Frieden der hohen Bäume, die ihr ein paar Stunden Zuflucht vor dem Leben in Linnets Haus gewährten.
Arian setzte sich auf einen umgefallenen Baumstamm und breitete ihre Mahlzeit neben sich aus, die aus warmer Fleischpastete bestand. Linnet hatte ihr großzügig gewährt, sich frei zu bewegen. Doch er wusste ebenso gut wie sie, dass der wütende Mob sie lynchen würde, falls sie zu fliehen versuchte. Es gab keinen Ort, an dem sie Schutz suchen konnte.
Arian tastete nach ihrer Pastete, griff jedoch ins Leere. Als sie unter ihre Sitzgelegenheit blickte, entdeckte sie auch nur einige Käfer. Sie
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