004 - Magie der Liebe
zum Schweigen. Hobbes trug wie immer einen zerknitterten Mantel und paffte eine dicke Zigarre, ohne das große „Bitte nicht rauchen„ -Schild über seinem kahlen Kopf zu beachten.
„Wie Sie sehr wohl wissen, Hobbes", sagte Tristan, „gab es niemals einen Mordfall.
Arthur Finch ist vor beinahe zehn Jahren verschwunden und steht seitdem offiziell in der Kartei der vermissten Personen."
Ohne ein weiteres Wort wandte er sich den Aufzügen zu. Hobbes kicherte spöttisch und stieß dem Fotografen neben sich seinen Ellbogen in die Rippen. „Warum habe ich Arthur Finchs Foto nur noch nie auf einer Milchtüte gesehen?" bemerkte er sarkastisch.
Die Reporter stürmten erneut auf Tristan ein. „Mr. Lennox! Mr. Lennox, warten Sie!"
Schnell trat Tristan in die rettende Fahrstuhlkabine, während Sven zurückblieb, damit die Presse ihm nicht folgte. Sobald die Türen geschlossen waren, verschwand seine steife Haltung, und er ließ sich erschöpft gegen die Wand der Kabine sinken. Er rieb sich den steifen Nacken, der nach der letzten Nacht schmerzte. Die Ledercouch in seinem Büro wirkte wesentlich bequemer, als sie in Wirklichkeit war. Hoffentlich hat Miss Whitewood in meinem weichen Bett gut geschlafen, dachte er bitter. Nun, er würde dafür sorgen, dass sie die zukünftigen Nächte in einem anderen Bett verbrachte.
Niemals hätte er vermutet, dass eine zierliche Frau sein ganzes Finanzimperium in völliges Chaos stürzen könnte. Sämtliche Telefonleitungen des Lennox Tower waren seit dem frühen Morgen besetzt, und die meisten seiner fünfzehntausend Angestellten waren nicht in der Lage, ihren beruflichen Pflichten nachzugehen. Der vergeudete Tag ärgerte ihn beinahe noch mehr als die rücksichtslose Belagerung durch die Medien.
Als er im Penthouse ankam, verließ er den Aufzug mit der Absicht, ebendies zu tun.
Doch das Wohnzimmer war verlassen, die Tür zu seinem privaten Arbeitszimmer noch immer abgeschlossen.
Ein ohrenbetäubendes Dröhnen lenkte seine Schritte zum Schlafzimmer hinüber. Er fragte sich, welche neue Plage Miss Whitewood nun diesmal über ihn gebracht haben mochte. Aber sein unwillkommener Hausgast war nirgends zu sehen. Der Lärm wurde lauter, und Tristan fuhr herum. Er stand direkt vor einem Helikopter, der hinter der Fensterwand seines Schlafzimmers schwebte.
Das Logo von High Society prangte in großen goldenen Buchstaben auf dem Hubschrauber. Ein grinsender Fotograf lehnte sich weit hinaus, um ein scharfes Bild von Tristan zu bekommen.
Mit zusammengebissenen Zähnen zog Tristan die Vorhänge zu. Das Geräusch der Rotorblätter wurde immer leiser, während sich der Helikopter entfernte.
Tristan sah sich in dem dunklen Raum um. „Miss Whitewood?"
Niemand antwortete. Er warf einen Blick in das Badezimmer, fand aber nichts weiter als einen tropfenden Hahn und eine feuchte Zahnbürste. Offenbar war sich die Frau bewusst geworden, dass seine Wissenschaftler ihren Betrug bald aufklären würden.
Sicher war sie geflohen, um einer peinlichen Bloßstellung zu entgehen. Tristan ließ sich am Fußende des Bettes nieder und strich sich seufzend das Haar aus der Stirn.
Er war erschöpfter, als er gedacht hatte.
Es dauerte eine Weile, bis er merkte, dass das ganze Bett vibrierte. Prüfend legte er eine Hand auf die Matratze, doch das merkwürdige Beben war noch immer zu spüren. Schließlich beugte er sich vor und spähte unter das Bett.
Seine Augen gewöhnten sich an das düstere Licht, doch er konnte nichts weiter sehen als zwei Füße, die in schwarzen Strümpfen steckten. „Miss Whitewood?"
Das Bett zitterte noch stärker. Tristan kniete sich auf den Teppich, umfasste ihre schlanken Knöchel und zog daran. Arian glitt unter dem Bett hervor. Ihr Körper war steif wie ein Brett, und ihre Augen waren geschlossen.
Als er sanft ihren Arm berührte, öffnete sie die Augen. Ihr Unterkleid war noch zerknitterter als zuvor, und ihre Haare waren staubbedeckt. Tristan fiel wieder ein, dass er eine neue Reinigungsfirma einstellen wollte.
„Ist er weg?" flüsterte sie ängstlich.
„Der Helikopter?"
„Nein, der Drache!"
Tristan nahm sich vor, Cop nachprüfen zu lassen, ob in den letzten Tagen ein weiblicher Insasse aus einer der Nervenheilanstalten in der Nähe entwischt war. „Sie haben einen Drachen gesehen?" fragte er fassungslos.
„Ja, Sir. Dort draußen hinter dem Fenster. Er kam aus den Wolken, und er flog genau auf mich zu. Ich dachte schon, er würde das Fenster zerschmettern und mich
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