004 - Magie der Liebe
Herzen als Einsamkeit erkannt. Doch Tristan hatte bereits vor langer Zeit gelernt, allein zu sein und seine eigene Gesellschaft zu ertragen - als Strafe für seine Fehler.
Nachdem er Arian in Svens Obhut gelassen hatte, war er in seine Geschäftsräume in der dreizehnten Etage zurückgekehrt. Es war ihm jedoch nicht gelungen, seine tägliche Arbeit zu verrichten. Als ob die unzähligen Anrufe und Faxe der Presse nicht lästig genug gewesen wären, war schließlich sogar ein Fotoreporter in der Verkleidung eines Fensterputzers vor seinem Fenster aufgetaucht. Nach einer Weile hatte sich Tristan resignierend in sein privates Arbeitszimmer im Penthouse zurückgezogen.
Obwohl er gehofft hatte, der Ausflug an der frischen Luft würde seine Sinne schärfen, fühlte er sich danach seltsam erschöpft. Er wies seine Sekretärin zurecht, gähnte über dem vierteljährlichen Geschäftsbericht und verwünschte die Klimaanlage, die ihn in letzter Zeit ständig frösteln ließ.
Als Sven mit seinem schriftlichen Bericht erschien, der detailliert jedes Wort und jede Bewegung von Miss Whitewood an diesem Nachmittag beschrieb, riss Tristan ihm das Blatt Papier ungeduldig aus der Hand. Er konnte es kaum erwarten, einen Beweis ihres falschen Spiels zu sehen. Doch der Bericht lag inzwischen bereits zerknittert in seinem Papierkorb.
Zu seiner Enttäuschung hatte Arian nicht versucht, sich mit einem möglichen Komplizen zu treffen. Laut Svens Bericht hatte sie nicht einmal ein öffentliches Telefon oder eine Toilette aufgesucht. Sven hatte nur ein einziges Mal ein ungewöhnliches Verhalten an ihr bemerkt, als sie beim Auftauchen eines Helikopters von panischer Angst ergriffen worden war.
Kopfschüttelnd trank Tristan seinen Cognac aus und erhob sich von seinem Schreibtischstuhl. Vielleicht war es das Beste, wenn er diesen unglückseligen Tag hinter sich brachte und schlafen ging. Er hoffte, dass der morgige wesentlich produktiver sein würde. Falls sein Team von Wissenschaftlern keinen Beweis für Arians Betrug finden konnte, würden hoffentlich wenigstens seine Privatdetektive etwas Brauchbares vorweisen.
Er verließ sein Arbeitszimmer und stolperte im Wohnzimmer beinahe über ein buntes Spielbrett, mit dem sich Arian und Sven offenbar an diesem Abend vergnügt hatten.
„Schatzsuche im Hexenwald?" murmelte er ungläubig.
Tristan hätte es noch verstehen können, wenn sie Monopoly gespielt hätten. Aber was taugte ein Spiel, bei dem man nicht einmal Straßen kaufen und seine Gegenspieler Bankrott machen konnte?
Die Tür zu seinem Schlafzimmer stand einen Spaltbreit offen, und ein flackerndes Licht war dahinter zu sehen. Er warf einen wütenden Blick in Richtung des Raumes.
Nun musste er schon auf Zehenspitzen durch sein eigenes Apartment schleichen, um Miss Whitewood nicht zu wecken!
Er wollte gerade den Rufknopf des Aufzuges legen, als ein leises Schluchzen an seine Ohren drang.
Tristan blieb wie angewurzelt stehen, während sein Finger nur wenige Zentimeter von dem beleuchteten Knopf entfernt war. Er wünschte nichts weiter, als sich auf das Sofa in seinem Büro zu legen und endlich etwas Schlaf zu finden.
Einen Augenblick lang überlegte er, ob er das Geräusch einfach ignorieren sollte, doch dann ließ er die Hand sinken. Ein Mann wie er, der die unabhängigen Variablen logarithmischer Funktionen im Kopf berechnen konnte, musste es doch auch fertig bringen, eine weinende Frau zu trösten. Schließlich war es ein logischer Prozess. Er musste nur Arians Problem herausfinden und ihr mögliche Lösungen dafür vorschlagen. Wahrscheinlich hatte sie ohnehin nur eine Runde der „Schatzsuche im Hexenwald" verloren.
Tristan ging entschlossen zum Schlafzimmer hinüber und öffnete die Tür.
Arian saß in der Mitte seines Bettes und starrte wie gebannt auf den Fernsehbildschirm. Tristan atmete erleichtert auf. Zweifellos sah sie sich einen der kitschigen Liebesfilme an, bei denen die meisten Frauen gewöhnlich in Tränen ausbrachen.
Er wollte sich schon zurückziehen, als er Arians tiefes Seufzen hörte. Sie schien sich seiner Anwesenheit nicht bewusst zu sein, und er konnte der Versuchung nicht widerstehen, sie zu beobachten.
Sie saß im Schneidersitz auf dem Bett und hielt eine Schüssel Popcorn auf dem Schoß. Er bemerkte, dass sie ihr Haar mit zwei seiner goldenen Krawattennadeln, die sie offensichtlich für Haarnadeln hielt, zu einem lockeren Knoten im Nacken frisiert hatte. Zu seinem Erstaunen trug sie das Oberteil eines
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