004 - Magie der Liebe
aufgeknöpft, und seine grauen Augen blickten dem Betrachter mit einem leicht spöttischen Ausdruck entgegen.
„Tristan Lennox - Finanzgenie oder Zauberer?" stand unter dem Bild. Zauberer, dachte Arian ungläubig. Ungeduldig blätterte sie die bunten Seiten durch, bis sie ein weiteres Foto von Tristan fand. Auf diesem Bild saß er am entfernten Ende eines langen, polierten Tisches. Arian fiel auf, wie einsam er wirkte.
Sie eilte zum nächsten Stuhl und ließ sich darauf nieder, um den Artikel zu lesen.
Vielleicht würde sie nun endlich mehr über ihren geheimnisvollen Gastgeber erfahren, abgesehen von seiner Launenhaftigkeit und seiner Abneigung gegen Unordnung. Einige der modernen Begriffe entzogen sich ihrem Verständnis, aber nach einer Weile gelang es ihr, sich ein Bild von Tristans Leben zu machen.
1986, im Alter von zweiundzwanzig Jahren, hatte er das Patent auf einen schnellen Mikroprozessor - was immer das sein mochte - angemeldet, der die Computerbranche revolutionierte. Innerhalb von drei Jahren hatte er eine Firma mit 500 Angestellten aufgebaut.
Arian begriff, dass er offenbar mit Hilfe einer außergewöhnliehen Erfindung ein Vermögen gemacht hatte. Sie blätterte auf die nächste Seite und las laut vor:
„Während sein kometenhafter Aufstieg in der Finanzwelt bewundert wird, hat seine berüchtigte Skrupellosigkeit Lennox auch zahlreiche Feinde eingebracht." Der Absatz endete mit einem Zitat, das von einem von Tristans Kritikern stammte: „Alles, was dieser Kerl anfasst, wird automatisch zu Gold. Manche glauben sogar, dass er übernatürliche Kräfte besitzt und seine Seele dem Teufel verkauft hat."
Langsam ließ sie das Magazin sinken. Da sie selbst solch unsinnigem Gerede zum Opfer gefallen war, wusste sie, wie zerstörerisch diese Verleumdungen sein konnten. Dennoch lief ihr ein kleiner Schauder über den Rücken. Ob er tatsächlich mit dem Teufel im Bunde stand?
Sie schlug eine weitere Seite auf und betrachtete die vielen Fotos, die dort abgebildet waren: Tristan in einem langen schwarzen Wagen, der wie eine Kutsche ohne Pferde aussah; Tristan vor einem Gebäude, das als „Börse", bezeichnet wurde; Tristan in einem schwarzen Anzug, wie er auf eine hohlwangige Brünette an seinem Arm herablächelte; Tristan, nachdem er die Brünette gegen eine noch dünnere Blonde ausgetauscht hatte. Unbewusst berührte Arian ihren Bauch unter dem dünnen Seidenhemd. Zum ersten Mal in ihrem Leben kam sie sich plump vor.
Als Arian umblätterte, entdeckte sie, dass die nächste Seite herausgerissen worden war. Sie fragte sich, was dort gestanden haben mochte. Dann fiel ihr Blick auf das letzte Foto des Artikels, und ihr Herz schlug schneller.
Es zeigte Tristan als jungen Mann. Er trug ein zerknittertes Hemd und mehrere dicke Bücher unter dem Arm, und seine schönen grauen Augen waren hinter einer dicken schwarzen Brille verborgen. Eine Locke seines ungekämmten Haarschopfes fiel ihm in die Stirn. Verträumt berührte Arian mit den Fingerspitzen das Bild. Er wirkte so jung und unbeholfen. Sein Lächeln war schüchtern und unsicher, und doch schien er hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. Aber so lange Arian das Foto auch betrachtete, sie fand darin nicht einmal eine Spur des zynischen Geschäftsmannes, der später aus diesem Jungen geworden war.
11. KAPITEL
Die Mitglieder des Laborteams von Lennox Enterprises hatten sich in einer Reihe aufgestellt und erwarteten tapfer ihr Schicksal. Sie mochten zwar die besten Wissenschaftler der Welt sein, aber im Moment wirkten sie eher wie eine besiegte Kompanie vor dem Erschießungskommando. Der einzige Scharfschütze im Raum war jedoch ein Mann, dessen scharfe Zunge sämtliche Waffen unnötig machte.
Tristan schenkte ihnen ein liebeswürdiges Lächeln. „Also, Montgomery", sagte er, während er langsam die Reihe abschritt. „Nachdem Sie alle zweiundsiebzig Stunden lang Daten gesammelt, Flugbahnen berechnet und Theorien analysiert haben, bieten Sie mir nur eine einzige Schlussfolgerung an."
Der große Schotte sah aus, als würde er am liebsten im Erdboden versinken.
„Jawohl, Sir", erklärte er. „Die junge Frau ist auf einem Besen geflogen."
Tristan blieb mit gesenktem Blick stehen, und die Wissenschaftler hielten die Luft an, während sie auf seinen Wutausbruch warteten. Zu ihrer Erleichterung blieb Tristan jedoch gefasst. Als er wieder den Kopf hob, glich sein Gesichtsausdruck dem eines zum Tode verurteilten Mannes. „Nun gut. Fahren Sie mit Ihrer
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