Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0041 - Das Amulett des Sonnengottes

0041 - Das Amulett des Sonnengottes

Titel: 0041 - Das Amulett des Sonnengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
Vom Netzwerk:
Anblick eines Toten konnte sie nicht weiter schrecken. In ihrem Beruf hatte sie schon mehrere Mordopfer gesehen.
    »Warten Sie am Wagen auf mich!« rief ich den Leichenträgern zu und rannte los. Wenn ich wollte, überholte ich den langsamen Aufzug im Yard.
    Keuchend hetzte ich die Treppe hinunter und stürmte durch die Halle. Sekunden später hielt der Aufzug. Die Türen glitten auseinander.
    Jane Collins war nicht bei den Fahrgästen. Ich entdeckte aber auch keine andere Frau mit diesen unverwechselbaren blonden Haaren. Das Angebot in Schwarzhaarigen und Brünetten war groß. Es gab auch eine Rothaarige. Wäre jetzt eine hellblonde Frau ausgestiegen, die Jane entfernt ähnlich sah, hätte ich nicht weiter über den Zwischenfall nachgedacht. Aber da war keine Blondine. Wer immer sich im Aufzug aufgehalten hatte, war vor dem Erdgeschoß ausgestiegen. Das moderne Gebäude von Scotland Yard war ein Fuchsbau. Es hatte keinen Sinn, nach einer einzelnen Person zu suchen, wenn ich keine Großfahndung auslösen wollte.
    Nachdenklich ging ich zu dem Wagen der Gerichtsmedizin. Sie hatten Ernest Hemming inzwischen verladen. Der Bankdirektor trat seine vorletzte Fahrt an. Die letzte würde ihn auf den Friedhof führen. So weit war es aber noch nicht.
    Ich hängte mich mit dem Bentley hinter den Transporter.
    ***
    An diesem Morgen war Jane Collins unschlüssig. Sie hatte im Moment keinen aktuellen Fall. Ein gewisser Mr. Moffeter hatte sich vor einigen Tagen an sie gewandt, weil er sich scheiden lassen wollte, aber sie hatte abgelehnt.
    Andererseits haßte sie es, untätig herumzusitzen. Schon überlegte sie, ob sie Moffeter nicht doch anrufen sollte. Aber dann geschah etwas ganz anderes. Sie stand plötzlich vom Frühstückstisch auf, klappte ihr Bett hoch und hob darunter die Teppichscheibe heraus.
    Fünf Minuten lang starrte sie auf die leuchtende Scheibe. Sie bewegte sich die ganze Zeit nicht, als wäre sie aus Stein gehauen. Scheinbar völlig teilnahmslos schloß sie das Versteck wieder und kehrte an den Tisch zurück.
    Jane dachte nicht mehr an Mr. Moffeter und seine Scheidungssache. Sie hatte eine andere Aufgabe.
    Seltsamerweise konnte sie nicht genauer darüber nachdenken. Sie wußte nur, daß sie beschäftigt war. Sobald sie jedoch versuchte, sich über diese Tätigkeit klarzuwerden, liefen ihr die Gedanken davon. Dann dachte sie sofort an alles Mögliche, nur nicht an das Hauptproblem.
    Jane wunderte sich auch nicht darüber, daß sie ein Taxi nahm, obwohl sie einen eigenen Wagen besaß. Sie gab Scotland Yard als Ziel an.
    Eigentlich hatte sie gar nichts beim Yard zu tun, überlegte sie während der Fahrt. Sofort drängte sich die Erinnerung an einen Film in den Vordergrund.
    Jane betrat das Yardgebäude und fuhr zu Johns Büro hinauf. Auf der Etage angelangt, musterte sie die ausgehängten Plakate und Hinweisschilder. Wer sie nur flüchtig sah, konnte sie für eine Besucherin halten, die auf jemanden wartete oder sich noch nicht schlüssig war, wohin sie sich wenden sollte.
    Dann kam John. Er sah sie nicht, da er es sehr eilig hatte. Sie folgte ihm in einigem Abstand zum Betrugsdezernat, schnappte Namen auf, belauschte Gesprächsfetzen, wenn Kriminalbeamte über den Korridor gingen.
    Seltsam, dachte sie. Es interessierte sie überhaupt nicht, was hier vor sich ging. Sie wollte nicht einmal mit John sprechen. Und dann war da wieder die Erinnerung an diesen Film. Ein Science-Fiction-Film. Sie konnte sich die Handlung gar nicht mehr genau ins Gedächtnis rufen.
    Schreie, hastige Schritte auf dem Korridor. Ein Arzt stürmte in die Büros des Betrugsdezernates, dann kamen die Leichenträger. John erschien in der Tür.
    Jane ging ganz ruhig zum Aufzug, drückte den Knopf für die Abwärtsfahrt. Die Kabine war überfüllt. Sie drängte sich noch hinein und wandte sich um, daß sie den Korridor überblickte.
    Die Türen schlossen sich. In diesem Moment sah John zu ihr hinüber. Sie kam gar nicht auf die Idee, ihm zu winken, auszusteigen oder in der Halle auf ihn zu warten. Im ersten Stock verließ sie die Kabine und ging das letzte Stück zu Fuß zum Ausgang.
    Einen Block von Scotland Yard entfernt betrat sie eine Telefonzelle und wählte eine ihr völlig fremde Nummer.
    Am anderen Ende der Leitung wurde abgehoben. Der Angerufene sagte kein Wort.
    Jane Collins aber berichtete in allen Einzelheiten, was sie gesehen und gehört hatte. Danach legte sie wieder auf, verließ die Telefonzelle und sah sich verwirrt um.
    Warum war sie

Weitere Kostenlose Bücher