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0041 - Das Amulett des Sonnengottes

0041 - Das Amulett des Sonnengottes

Titel: 0041 - Das Amulett des Sonnengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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und warf sich einen Bademantel über. Mit einer tiefen Verbeugung griff er nach der Scheibe.
    Neue Kraft durchströmte ihn. Es war jedoch die Kraft einer fremden Persönlichkeit, die sich in seinen Geist drängte. Sorgfältig versteckte der Bankdirektor die inzwischen erloschene Scheibe in seinem Keller, zog sich an und verließ das Haus.
    Er fuhr direkt zu seiner Bank. Vor dem Nebeneingang wurde er bereits von einem Mann erwartet. Hemming brauchte nur einen Blick auf ihn zu werfen, um zu wissen, wen er vor sich hatte.
    Den Abgesandten des Sonnengottes. Jedes Wort dieses Mannes war für ihn genauso ein Befehl, als hätte es der Sonnengott gesprochen.
    Ohne Fragen zu stellen, schloß Hemming die Bank auf.
    ***
    Der Montag begann schlecht. Ich öffnete die Augen und blickte in einen bleigrauen Himmel hinaus. Der Regen klatschte gegen die Fensterscheiben. Londoner Sommer.
    Während ich mich für den Dienst fertig machte, dachte ich noch einmal über Sukos seltsames Verhalten nach. Ich hatte ihn gestern nachmittag in seiner Wohnung besuchen wollen, doch er war nicht daheim gewesen. Oder er hatte nicht geöffnet. Hatte er vielleicht Liebeskummer?
    Ich hatte auch versucht, noch einmal mit Jane Collins über ihr ungewöhnliches Desinteresse an meinem Erlebnis mit dem aztekischen Amulett zu sprechen, doch am Telefon hatte sie behauptet, ich bilde mir etwas ein und sie wäre schrecklich in Eile. Somit entfiel auch unser gemeinsames Abendessen.
    Der Anblick von Scotland Yard konnte mich auch nicht aufheitern. Nicht einmal Glendas strahlendes Lächeln versüßte mir den blauen Montag.
    »Ärger gehabt?« erkundigte sich meine Sekretärin, als ich in mein Büro ging.
    »Ärger ist gar kein Ausdruck«, sagte ich seufzend. »Glenda, seien Sie ein Schatz, und verraten Sie Superintendent Powell nicht, daß ich schon hier bin. Ich möchte noch zehn Minuten Mensch sein.«
    »Wird gemacht«, versprach sie mit einem verführerischen Augenaufschlag.
    Kaum schloß ich die Tür meines Büros hinter mir, als das Telefon auf meinem Schreibtisch anschlug. Ich schickte ihm einen feindseligen Blick, doch es störte sich nicht daran. Es klingelte weiter, bis ich abhob.
    »Ja, was ist denn?« fragte ich gereizt.
    »Superintendent Powell möchte Sie dringend sprechen«, flötete Glenda. Also hatte sie den Alten doch nicht abgewimmelt.
    Sie stellte durch, und dann ergoß der Superintendent einen Redeschwall über mich, daß ich zwar nichts verstand, aber eines merkte. Es war dringend. Sehr dringend sogar.
    »Einen Moment, Sir!« fuhr ich dazwischen. »Worum geht es nun wirklich?«
    Er holte tief Luft und beruhigte sich offenbar. Jedenfalls konnte ich ihn ab sofort verstehen.
    »Ernest Hemming, Bankdirektor«, sagte er ruhiger. »Er sitzt bei uns im Betrugsdezernat. Sie haben ihn in der Zange, weil er gestern einhunderttausend Pfund an einen Unbekannten ausgezahlt hat. Behauptet er wenigstens. Er will sich an nichts erinnern können. Kümmern Sie sich um den Fall!«
    Ich starrte ein Loch in die Wand. »Seit wann arbeite ich für das Betrugsdezernat, Sir?« fragte ich betont höflich.
    Powell drehte und wendete sich am Telefon. »Es müßte Sie etwas angehen, Sinclair«, murmelte er endlich. »Sehen Sie, ich kenne Hemming persönlich. Er würde nie etwas Unrechtes tun. Ich lege meine Hand für ihn ins Feuer. Wenn er aber hunderttausend Pfund verschwinden ließ, geht das nicht mit rechten Dingen zu. Dann müssen Sie als Spezialist eingreifen.«
    Ich lachte schallend. Es tat mir gut, einmal am längeren Hebel zu sitzen.
    »Wissen Sie, was das ist, Sir?« rief ich und war plötzlich sehr gut gelaunt. »Vetternwirtschaft nennt man das! Beziehungen spielen lassen!« Ich grinste das Telefon an. »In Ordnung, ich kümmere mich darum!«
    Ich jagte so schnell durch mein Vorzimmer, daß ich Glendas gestammelte Entschuldigung nicht ganz mitbekam. Es war ihr peinlich, daß sie sich nicht an meine Anweisung gehalten hatte. »Denken Sie immer daran, Glenda-Engel, daß ich Sie liebe!« rief ich über die Schulter zurück und machte sie damit glücklich.
    Im Betrugsdezernat war einiges los. Ich nickte den Kollegen zu. Sie waren schon informiert, daß ich mir die Sache ansehen sollte.
    Ich lernte Ernest Hemming, Bankdirektor, kennen. Zusammengesunken saß er vor zwei meiner Kollegen. Er machte keinen schlechten Eindruck, sportlich, modern, aufgeschlossen. Aber darauf durften wir nichts geben.
    »Ich weiß wirklich nicht, was mit mir los war«, versicherte er gerade,

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