0041 - Das Amulett des Sonnengottes
Beinen.
Das Messer zischte durch die Luft. Er hatte es geschleudert.
Es traf mich voll. Ich spürte einen harten Schlag gegen meine Brust. Der Atem stockte mir.
Smith stieß einen Triumphschrei aus. Er warf die Arme in die Luft und drehte das Gesicht zur Decke. Unverständliche Worte drangen aus seinem Mund, fremdartig, beschwörend. Er fiel auf die Knie, preßte das Gesicht gegen den Boden, als bete er jemanden an.
Ich stand noch immer stocksteif da. Es dauerte einige Sekunden, bis ich begriff. Ich lebte, war nicht einmal schwer verletzt.
Mein dickes Notizbuch! Es hatte die Wucht des Einschlags aufgefangen!
Wütend schleuderte ich das Messer in eine Ecke.
Sofort schnellte Smith wieder hoch. Er erkannte, daß er mich nicht getötet hatte.
Ich wollte ihn nicht verletzen. Wenn er mich aber wieder angriff, mußte ich es tun.
Deshalb zog ich hastig mein silbernes Kreuz hervor und ließ es offen baumeln.
Smith starrte auf das Kreuz, riß die Arme schutzsuchend vor das Gesicht und taumelte auf das Messer zu.
Ehe ich eingreifen mußte, flog die Tür auf. Drei Sicherheitsbeamte stürmten in den Raum. Sie erfaßten die Situation, packten Smith und zerrten ihn auf den Korridor hinaus.
Ich hörte noch seine Schreie, als sie außer Sichtweite waren.
Ein vierter Sicherheitsmann tauchte in der Tür auf. »Sie sind ja verletzt, Oberinspektor!« rief er erschrocken. »Sie bluten am Arm!«
Ich zog das Jackett aus, streifte den Hemdärmel hoch und betrachtete die Wunde.
»Unwichtig«, tat ich den Schnitt ab. »Ein Pflaster genügt.«
»Ich besorge Ihnen einen Verband!« Der Mann verschwand und kam schon nach zwei Minuten wieder. »Wie ist denn das passiert?« fragte er kopfschüttelnd.
»Smith hat doch sonst nie ich meine, warum hat er Sie angegriffen?«
»Ich habe ihn wahrscheinlich zu hart angefaßt«, sagte ich ausweichend. »Da sind ihm die Nerven durchgegangen. Nicht weiter wichtig. Vergessen Sie den Vorfall.«
»Vergessen?« Der Sicherheitsbeamte schüttelte den Kopf. »Sie sind ein merkwürdiger Polizist.«
»Das hat mir auch noch keiner gesagt«, stellte ich trocken fest, streifte den Ärmel wieder herunter und schlüpfte in mein zerschnittenes Jackett. »Ich schreibe einen Bericht. Mit zwei Durchschlägen. Ist jetzt die Welt wieder in Ordnung?«
Er starrte mich fassungslos an, als ich zur Tür ging. Offenbar konnte er mich überhaupt nicht verstehen.
Auf dem Korridor drehte ich mich noch einmal um.
»Übrigens, vielen Dank für das Verbinden!« rief ich ihm zu, holte meinen Spezialkoffer ab und verließ das Ministerium.
Ich war gar nicht so gut aufgelegt, wie ich getan hatte. Ich wollte nur meine schweren Sorgen verschleiern. Denn der Angriff des sogenannten Mr. Smith war der Beweis, daß sich diese aztekischen Amulette wie eine Seuche ausgebreitet hatten.
Und ich ahnte nicht einmal, was sie zu bedeuten hatten. Ich sah nur die katastrophalen Folgen.
Nach diesem Zwischenfall wollte ich erst einmal hören, ob Jane und Suko schon etwas herausgefunden hatten. Vielleicht war einer der beiden bereits in Janes Apartment.
Als ich anrief, meldete sich Jane sofort.
»Wir haben es schon hinter uns«, meldete sie. »War recht interessant.«
»Gut, ich komme zu euch«, versprach ich und hängte ein. Die übrigen Befragungen der Verdächtigen wollte ich mir aufheben. Auf Jane und Suko konnte ich mich verlassen. Wenn sie mir einen Hinweis gaben, konnte ich dem erst einmal nachgehen. So kam ich schneller voran.
Ich stellte den Bentley vor Janes Apartmenthaus ab und fuhr zu ihr hinauf. Suko holte mich sogar am Aufzug ab.
»John!« rief er erschrocken und warf einen prüfenden Blick auf meinen linken Arm. »Was ist denn mit dir passiert?«
»Erzähle ich dir drinnen.« Ich schob ihn vor mir her. Jane öffnete uns die Tür.
»John!« Wenn Jane lächelte, waren alle Sorgen vergessen. Sie konnte mit ihren strahlenden Augen sogar einen Messerschnitt zum Verschwinden bringen. »Komm rein, John!«
Sie wollte mich am Arm in ihr Apartment ziehen. Ich wich ihr mit einer hastigen Drehung aus.
»Lieber nicht anfassen, Darling«, sagte ich und lächelte verzerrt. »Einer meiner Klienten war etwas unsanft.«
»Um alles in der Welt, John!« Ihre Augen weiteten sich. »Du bist verletzt!«
Die nächsten fünf Minuten kam ich nicht zum Erzählen und auch nicht zum Fragen. Jane versorgte die Wunde nach allen Regeln der Kunst, reinigte sie, verband sie neu. Suko schenkte inzwischen Whisky ein und drückte mir das Glas in die
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