Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0041 - Das Amulett des Sonnengottes

0041 - Das Amulett des Sonnengottes

Titel: 0041 - Das Amulett des Sonnengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
Vom Netzwerk:
Meine Bewegungen waren unbeholfen wie bei einem kleinen Kind, das noch nicht richtig laufen kann. Als ich die Beine aus dem Bett schwang und aufstand, landete ich im nächsten Moment wieder auf der Matratze.
    Ich biß die Zahne zusammen, stemmte mich zum zweiten Mal hoch und hielt mich überall fest, als ich ins Bad tappte, mich unter die Dusche stellte und das kalte Wasser auf volle Kraft stellte. Zwei Minuten prustete und schnaufte ich, dann ging es mir besser. Wenigstens konnte ich ohne Stütze stehen.
    In meinem Mund hatte ich einen scheußlichen, pelzigen Geschmack, gegen den ich unbedingt etwas tun mußte. Ich tappte in die Küche und holte eine Packung Orangensaft, schnitt ein Loch und trank alles in einem Zug aus. Die leere Packung wollte ich in den Mülleimer werfen.
    Doch kaum klappte ich den Deckel hoch, als ich stutzte. Da lag ein braunes Medizinfläschchen zwischen leeren Konservendosen. Und ich wußte genau, daß ich kein solches Fläschchen in meinem Apartment hatte. Wie war es hier hereingekommen?
    Mit einem Tuch holte ich es heraus und roch daran. Der intensive Geruch erinnerte mich an etwas, doch mein Verstand sträubte sich gegen die Erkenntnis.
    So hatte die Milch geschmeckt, die Jane mir gestern abend ans Bett gebracht hatte!
    Zweifelnd blickte ich auf das leere Fläschchen. Es trug keine Aufschrift, aber ich wußte jetzt schon, was es enthalten hatte. Ich konnte es in den Yard mitnehmen und chemisch untersuchen lassen, aber dann mußte ich unangenehme Fragen beantworten. Ich kannte eine andere Möglichkeit.
    Zuerst rief ich Superintendent Powell an. Er sollte mir nicht in die Quere kommen.
    »Sinclair, wo haben Sie gesteckt?« rief er mit einer Mischung aus Ärger und Erleichterung. »Ich habe Sie schon den ganzen Vormittag gesucht!«
    »Ich habe wichtige Spuren verfolgt«, log ich. »Ich muß sofort wieder schlußmachen. Hat sich etwas Neues ergeben?«
    »Nicht, daß ich wüßte«, antwortete der Superintendent. »Was für Spuren sind denn das?«
    »Wie?« rief ich. »Die Leitung ist so schwach! Ich kann Sie kaum verstehen! Ich rufe wieder an!«
    Damit legte ich auf. Der Trick war alt, zog aber immer noch. Niemand konnte nachweisen, ob die Leitung wirklich zusammengebrochen war, und ich hatte freie Hand.
    Auf Fingerabdrücke nahm ich jetzt keine Rücksicht mehr. Das Fläschchen mußte von Jane stammen. Ich wollte nur noch mit letzter Sicherheit wissen, was es enthalten hatte.
    Dr. Atchison hatte Dienst, als ich das Gerichtsmedizinische Institut betrat. Er blickte mir prüfend entgegen.
    »Stimmt etwas nicht, Doc?« erkundigte ich mich mit einem matten Grinsen.
    »Sehen Sie in den Spiegel, Sinclair«, empfahl er. »Sie sehen aus, als hätten sie vierzig Tage und vierzig Nachte durchgefeiert.«
    »So fühle ich mich auch.« Ich drückte ihm das Fläschchen in die Hand. »Tun Sie mir einen Gefallen, Atchison. Untersuchen Sie diesen kleinen Rest. Ich möchte wissen, was es ist.«
    Der Pathologe war nicht sehr erfreut. »Chemische Analysen sind nicht mein Spezialgebiet. Können Sie mir wenigstens einen Tip geben?«
    »Ein sehr starkes Schlafmittel.« Ich folgte ihm in sein Labor. »Haben Sie in unserer Sache etwas herausgefunden?«
    Mehr brauchte ich nicht zu sagen. Atchison wußte, daß ich die beiden Leichen ohne Herz meinte.
    Er begann, die restliche Flüssigkeit zu untersuchen. »Aber ich habe etwas läuten gehört. Geheime Sache. Hat etwas mit der Luftwaffe zu tun.«
    Ich wurde hellhörig. »Was hat ein Pathologe mit der Luftwaffe zu schaffen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Gar nichts. Aber die Luftwaffe hat eine Leiche sezieren lassen. Der Geheimdienst hat alles abgeschirmt. Aber Sie kennen das ja, etwas sickert immer durch.« Er blickte flüchtig von seinen Geräten auf. »Können Sie sich vorstellen, woran der Betreffende gestorben ist?«
    Ich verzichtete auf eine Antwort. Wir wußten beide, wovon Atchison sprach. Also hatte es einen dritten Toten gegeben, dem das Herz fehlte. Das Ministerium hatte jedoch den Tod dieses ›Mr. Smith‹ geheimgehalten.
    Bis zum Ende der Untersuchung ging ich alle Möglichkeiten durch. Ich steckte restlos in der Sackgasse. Keine Spuren, nichts.
    »Ihre Vermutung stimmt«, erklärte Dr. Atchison endlich. »Ein Schlafmittel, mit dem Sie einen Elefanten für eine Woche in Tiefschlaf versetzen können. Wem haben Sie das Teufelszeug verabreicht?«
    Ich steckte das Fläschchen ein. »Vielen Dank, Doc«, sagte ich und ging. Es tat mir zwar leid, seine

Weitere Kostenlose Bücher