0041 - Die Treppe ins Nichts
wurde. In dem Brett waren tiefe Löcher. Knarrend bewegte sich von der Decke des Gewölbes ein weiteres Brett herab. Wenn die Platte sich herabsenkte, wurde er von zahllosen Nägeln durchbohrt.
Unerbittlich kam die Platte näher. Die Kleidung wurde in Fetzen von Zamorras Körper gezerrt, so als würde ein Sturm über ihn hinwegbrausen.
Nur eines blieb ihm noch.
Das silberne Amulett des Leonardo de Montagne!
Fingerbreit war die Platte nur noch von Zamorra entfernt. Zamorra hatte in Erwartung seines Todes die Luft angehalten. Die muskulöse Brust wölbte sich nach oben. Die Bauchdecke war eingesunken.
Der erste Nagel, der ihn berührte traf auf das Amulett.
Ein infernales Tosen brach los. Der eiserne Nagel zerschmolz wie ein Eiszapfen auf einem heißen Ofen. Ein Rucken ging durch die gesamte Konstruktion. Die Platte neigte sich zur Seite und polterte krachend auf den Boden.
Zamorra sah die blauen Augen von Nana. Jetzt lag ein Ausdruck in ihrem Gesicht. Ein Ausdruck höchsten Entsetzens…
***
Nicole hatte tatsächlich die passende Tenniskleidung gefunden. Sie wählte zarte, weiße Dessous und eine ziemlich straff sitzende Bluse, aus der keck die Spitzen ihrer Brüste stachen. Für Nicole war das Teil einer »psychologischen Kriegsführung«, und prompt verlor Rigo Velasques den ersten Satz. Beim zweiten achtete er weniger auf das Mädchen, als auf die Bälle. Trotzdem kam er auch diesmal um eine Niederlage nicht herum.
Nicoles Aufschläge hatten es in sich. Auch der dritte Satz ging an das Mädchen. Sie bemerkte, wie der junge Hotelier zunehmend die Lust am Spiel verlor. Sein Kopf war hochrot und sein Blick lange nicht mehr so freundlich wie am Anfang. Die drei Niederlagen nagten an seinem spanischen Stolz. In seinem Land durften Frauen wenn überhaupt nur die zweite Geige spielen. Er überwand es nicht so leicht, dass das Mädchen ihn spielend geschlagen hatte.
Nur Nicole strahlte. Die Bewegung an frischer Luft hatte ihr gut getan. »Genug, Señor Velasques?«, rief sie quer über das Feld.
Der Hotelier ließ den Crack sinken und wischte sich mit dem Unterarm über die schweißnasse Stirn. »Ja, für heute reicht es mir. Sie spielen sehr gut, Señorita. Haben Sie schon einmal einen Titel gewonnen?«
Nicole wusste, worauf er hinauswollte. Sagte sie jetzt ja, war der Sprung im Stolz des Spaniers nicht ganz so gewaltig. Aber sie tat ihm den Gefallen nicht.
»Ich spiele nur zum Spaß«, sagte sie deshalb.
Rigo Velasques schniefte missmutig. Aber dann kam er auf das Netz zu und streckte die Hand darüber.
Nicole ergriff sie. Dabei fiel ein Blick auf die Uhr des Hoteliers.
»Um Himmels willen«, rief sie aus. »Schon fast zwei Uhr. Wir haben über vier Stunden gespielt. Mein Chef müsste schon längst zurück sein.«
»Tatsächlich«, antwortete Velasques. »Fast vierzehn Uhr. Was hat der Professor eigentlich unternommen?«
»Er ist dorthin gefahren, wo einst die Burg von Jaime y Ronza di Saratoga gestanden haben soll.«
Rigo Velasques ließ ihre Hand fahren, als hätte er ein glühendes Stück Eisen angefasst. Schlagartig wurde sein gerötetes Gesicht bleich. »Das ist doch nicht Ihr Ernst!«, entfuhr es ihm.
Nicole blickte ihn verständnislos an. »Warum nicht, natürlich ist es mein Ernst. Aber warum sind Sie so blass geworden.«
»Bin ich das?«, fragte Velasques nervös.
»Sie sind weiß wie Ihr Hemd.«
»Gewöhnen Sie sich langsam an den Gedanken, dass Sie Ihren Chef nie mehr sehen werden«, sagte Rigo Velasques. Seine Stimme klang tonlos. »Wenn ich gewusst hätte, dass Ihr Chef wahnsinnig ist, hätte ich ihm das Zimmer im Esplanada nicht gegeben.«
»Erlauben Sie mal«, ergriff Nicole Duval Partei für Professor Zamorra. »Was fällt Ihnen ein, so über meinen Chef zu reden?«
Doch gleichzeitig bemerkte sie, dass sie sich in der Wahl ihrer Worte vergriffen hatte.
Velasques schaute sie traurig an. »Vielleicht hätte ich es Ihnen schonender beibringen können«, meinte er, »aber es ist so, wie ich es gesagt habe. Ihren Professor werden Sie nicht mehr sehen.«
»Und warum nicht?«
»Ach, was wissen Sie von diesem Land und seiner Geschichte. Sie haben da einen Namen genannt; ich möchte ihn in meiner Gegenwart nicht mehr hören.«
»Was macht Sie so sicher, dass Professor Zamorra nicht mehr kommen wird?«
Rigo Velasques druckste eine Weile herum, bevor er antwortete.
»Ich bin mir eben sicher. Professor Zamorra ist beileibe nicht der erste Mensch, der von dort nicht mehr wiederkehrt.
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