Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0041 - Die Treppe ins Nichts

0041 - Die Treppe ins Nichts

Titel: 0041 - Die Treppe ins Nichts
Autoren: Franc Helgath
Vom Netzwerk:
Schatten vor ihm über den Gang.
    Kratzende Geräusche wurden laut. Ein durchdringendes Quieken folgte.
    Zamorra blieb stehen. Die eine Fackel vorausgestreckt, die andere über dem Kopf zum Schlag erhoben, stand er abwartend da. Er war auf einen Angriff gefasst. Nur – welcher Art dieser Angriff sein sollte, vermochte auch er nicht zu sagen.
    Wieder dieses fauchende Kreischen. Zamorra ging vorsichtig ein paar Schritte weiter.
    Das Kreischen hatte schon sehr nahe geklungen. Zwei glühende Lichtpunkte glitzerten knapp über dem Boden aus dem Dunkel.
    Zwei eng beieinander stehende, brennende Augen.
    Ein Tier?
    Durch die Akustik der Höhlen wurden die Laute verfälscht. Zamorra schrieb es seinen überreizten Nerven zu, dass er sich so erschreckt hatte.
    Was dort vor ihm kauerte, war nichts als eine Katze. Eine Wildkatze allerdings. Sie war fast so groß wie ein mittlerer Hund. Die Schnurrhaare standen links und rechts des geöffneten Rachens zur Seite. Die vier spitzen Reißzähne leuchteten im Schein der Fackel.
    Die Krallen waren ausgestreckt. Gefährliche Krallen.
    Das Tier war zum Sprung geduckt. Nur die brennende Fackel hielt es noch ab.
    Zamorra hatte keine Angst. Mit einer Katze konnte er fertig werden. Auch wenn sie wild war. Sie war zumindest kein Fabelwesen, und das brachte einen erfreulichen Aspekt in die Begegnung.
    Irgendwie musste sie in dieses Höhlenlabyrinth gekommen sein.
    Also gab es irgendwo auch einen Ausgang.
    Zamorra scheuchte die gelb getigerte Katze mit der Fackel auf. Das Tier fauchte ihn an, doch es wich zurück. Die Angriffslust schien ihm vergangen zu sein. Dann drehte es sich plötzlich um und war mit wenigen Sprüngen verschwunden.
    Zamorra folgte, so schnell er konnte.
    In der Höhle war es stickig und kalt gewesen. Zamorra spürte, dass die Temperaturen stiegen. Auch führte der Gang jetzt schräg aufwärts. Von der Katze hörte er nichts mehr.
    Zamorra begann zu laufen. Der Gang war hoch genug, dass er sich den Kopf nicht anstieß. Nach einiger Zeit wurde er schmaler und wenig später sehr eng. Zamorra musste ausatmen und sich zwischen den Felswänden hindurchdrücken. Wenn er nur jetzt nicht stecken blieb.
    Lag da vorne nicht ein Schimmer von Tageslicht?
    Er arbeitete sich weiter und zerschrammte sich die Haut dabei. Er nahm keine Rücksicht auf sich. Er musste weiter.
    Hin zu dem Licht, das ihm trüb entgegenschimmerte.
    Ein Luftzug hatte die Fackel verlöscht. Er brauchte sie nicht mehr.
    Die Helligkeit war zwar nur vage, doch sie ließ ihn seine Umgebung unterscheiden.
    Über gewachsenen Fels stolperte er in eine kleine Grotte. Hier kannte er sich wieder aus. Hier war er schon gewesen.
    Er war in der Felsenwohnung des Einarmigen gelandet.
    Die Höhle war verlassen. Zamorra wusste jetzt, woher dieser Duft nach Moder rührte. Er hatte die Leichen in den Gewölben gesehen, die Ausdünstungen des Todes eingeatmet.
    Neben Vincentes Lager fand er ein paar Kleidungsstücke. Es waren Lumpen. Doch sie würden für kurze Zeit ihren Dienst erfüllen.
    Zamorra schlüpfte hinein. Alles war ihm viel zu eng. Vor der Brust brachte er das Hemd nicht zusammen. Hauptsache, er hatte wieder etwas an und konnte sich hinunter ins Städtchen wagen.
    Durch den rechteckigen Eingang glomm es fahl. Der Tag neigte sich seinem Ende zu.
    Zamorra trat hinaus. Er fühlte sich wie ein Mensch, der nach jahrelanger Kerkerhaft zum ersten Mal wieder unter den freien Himmel trat. Sein Herz schlug kräftig, seine Brust wurde weit, und mit jedem Atemzug glaubte er, ein Stück vom Glück einzuatmen.
    Er war einer tödlichen Falle entronnen. Er hatte einen ersten kleinen Sieg über den Dämon Jaime y Ronza di Saratoga errungen.
    Wie violette Nebelschwaden kam die Nacht herüber über die Pico di Aueto. Die Luft war klar.
    Er sah das Städtchen unter sich in den letzten Strahlen der Sonne liegen. Lang warfen die beiden Kirchtürme ihre Schatten auf die Häuser und die engen Gassen, die sich wie zusammengeduckte Tiere um den Marktplatz gruppierten.
    Zamorra genoss diesen Anblick, obwohl er alltäglich war. Er gab sich der Illusion hin, nie etwas Schöneres gesehen zu haben.
    Er war wieder frei.
    Dann machte er sich auf den Weg den Pfad hinunter. Die nutzlos gewordenen Fackeln warf er in den Ginsterbusch neben dem Eingang zu Vincentes Höhle.
    Noch eine gute Viertelstunde zum Hotel.
    Zamorra rannte.
    ***
    Nicole war aufgeregt aus dem Alfa geklettert. Kein Schimmer des Erkennens in den Augen von Nana. Ihr Gesicht blieb nichts
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher