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0041 - Die Treppe ins Nichts

0041 - Die Treppe ins Nichts

Titel: 0041 - Die Treppe ins Nichts
Autoren: Franc Helgath
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gesagt. Sie grub ihre Zähne in die Unterlippe und starrte betont geradeaus durch die Windschutzscheibe.
    An ihrer Nasenwurzel hatte sich wieder jene bewusste V- förmige Falte gebildet, die immer dann auftrat, wenn Nicole intensiv nachdachte oder wenn sie mit der Entwicklung der Dinge nicht ganz einverstanden war.
    Velasques verlor kein weiteres Wort mehr. Er schaute Nicole auch kein einziges Mal mehr an. Er klammerte sich ans Steuer wie an einen Rettungsring. Die Büsche und Bäume rasten wie grüne Schatten an ihnen vorbei.
    »Wenn Sie so fahren«, rief Nicole durch das Heulen des Fahrtwindes und das Dröhnen des Motors hinweg, »dann glaube ich gerne, dass wir nicht mehr lange zu leben haben.«
    Velasques fuhr verbissen weiter. Er trieb den Alfa in die engen Kurven, als gälte es, eine Rallye zu gewinnen.
    Auf Nicoles Ausruf hin verlangsamte er die Fahrt etwas.
    »Wie wir abkratzen, ist doch egal«, sagte er. »So weiß ich wenigstens, dass es schnell geht.«
    Velasques war ein sicherer Fahrer. Nicole hatte nicht den Eindruck, neben einem Selbstmörder zu sitzen. Der junge Hotelier gab nur seiner Wut ein Ventil. Er hatte sich von dieser Französin überreden lassen, auf einen vermeintlich höllischen Trip zu gehen.
    »Halt«, schrie Nicole plötzlich. Mit beiden Händen fasste sie an den oberen Rand der Windschutzscheibe und zog sich aus ihrem Sitz hoch.
    »Bleiben Sie stehen! Sehen Sie dort!«
    Sie ließ sich zurückfallen und Rigo Velasques trat auf die Bremse.
    Auch er hatte gesehen, worauf Nicole ihn hingewiesen hatte.
    Am Rand der Straße stand ein Mädchen. Er kannte es nicht. Dafür aber Nicole umso besser. Sie sprang aus dem Wagen und eilte auf das Mädchen zu. »Nana Laguère! Wo kommen Sie denn her?«
    ***
    Zamorra hatte sich plötzlich wieder frei bewegen können. Er hatte sich von dem Folterinstrument herunterfallen lassen und war auf allen vieren gelandet.
    Nur einen winzigen Augenblick hatte er die Stelle, an der Nana Laguère an die Wand des Gewölbes gekettet war, aus den Augen gelassen. Als er jetzt wieder hinblickte, war das Mädchen verschwunden. Die eisernen Ringe hingen leer herab, die Gewichte an den Füßen waren zu Boden gepoltert.
    Langes Grübeln hatte keinen Zweck.
    Zamorra akzeptierte die Tatsachen so, wie sie sich ihm boten.
    Sonst war in der Folterkammer alles unverändert geblieben. Nach wie vor stierten die wächsernen Puppen ins Leere.
    Zamorra glaubte nicht, dass sein Leben noch unmittelbar bedroht war. Das Amulett hatte einen Teil des Zaubers brechen können.
    Er ging zu Piere Laguère hinüber. Die Haut fühlte sich steinhart an und glatt wie Marmor. Zamorra fiel der Vergleich mit einer Tiefkühlkammer ein. Genauso verhielt es sich mit den anderen erstarrten Menschen.
    Hier in dieser Gruft des Grauens kam er nicht mehr weiter. Er musste unbedingt versuchen, einen Ausweg zu finden.
    Die plötzliche Rettung vor dem Tode hatte in ihm neue Hoffnungen geweckt. Mut und Tatkraft kehrten zurück.
    Das Brett, auf dem er vor wenigen Minuten noch gelegen hatte, war verformt. Die meisten Nägel angeschmolzen. Das Marterinstrument war zerstört.
    Zamorra ging los und holte zwei Fackeln aus ihren Halterungen.
    Die eine löschte er aus. Er musste mit dem Licht sparsam umgehen.
    Oberhalb der Stelle, an der das Mädchen gehangen war, bemerkte er eine in den Stein gehauene Galerie. Vermutlich hatte man von dort aus früher einmal beobachtet, wie die Arbeit unten in der Folterkammer voranging. Wie den Gepeinigten falsche Geständnisse gewaltsam erpresst wurden.
    Zamorra fasste an eine der leeren Handschellen und prüfte, ob sie fest genug saß, um sein Gewicht zu halten. Das Eisen blieb in der Verankerung.
    Zamorra zog sich hoch und war kurz darauf über die Brüstung geklettert. Die Fackel hatte er vorausgeworfen. Zum Glück war sie nicht verlöscht.
    Ohne einen Blick zurückzuwerfen, schritt Zamorra die Galerie entlang. Irgendwohin musste der Gang ja führen. Seine Schritte hallten hohl in den Gewölben wider. Gespenstisch flackerte die Flamme und beleuchtete roh behauenen Fels, aus dem es nass hervortrat.
    Der Gang führte nicht aufwärts, wie Zamorra gehofft hatte. Immer tiefer geriet Zamorra in den Berg hinein.
    Durch abgelegene Grotten hindurch, in denen Skelette lagen.
    Zamorra hielt sich nirgendwo auf. Er drängte vorwärts, so schnell er konnte. Er hatte inzwischen den Zeitbegriff verloren. Er wusste nicht, war es Nachmittag oder schon tiefe Nacht.
    Plötzlich huschte ein schwarzer
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