0041 - Unser falscher Taxi-Chauffeur
den Hof unseres Dienstgebäudes gefahren worden, nachdem man mich eingeliefert hatte. Jetzt setzte ich mich wieder ans Steuer, und abermals nahm ich die Richtung, die zu Mrs. Custodys Wohnung führte. Aber diesmal sollte mein Besuch anders ausfallen. Das nahm ich mir fest vor.
***
Unterwegs erklärte ich Phil, was er tun sollte.
»Hör zu«, sagte ich. »Du gehst in die Halle und sprichst den Portier an. Ich hatte mich als Reporter von der Associates Press ausgegeben.«
»Dann werde ich sagen, daß ich ein Kollege von dir bin.«
»Ja, das kannst du tun. Mir geht es um folgendes: Wer war kurz nach oder kurz vor meinem Besuch bei dem Pförtner ebenfalls da und hat sich nach Mrs. Custody erkundigt? Es muß jemand dagewesen sein, vielleicht sogar zwei Mann. Versuche herauszufinden, wer es war oder wenigstens wie sie ausgesehen haben.«
»Okay«, nickte Phil.
Wir schwiegen bis zur Ankunft bei unserem Ziel. Ich fuhr absichtlich am Haus vorbei und hielt erst ein paar Häuser weiter an. Phil stieg aus und ging den Weg zurück.
Ich steckte mir eine Zigarette an und wartete. Träge schlich der Minutenzeiger über das Zifferblatt meiner Armbanduhr. Bei dem ungleichen Kampf zwischen den Kistenstapeln schien das Glas über der Uhr etwas abbekommen zu haben, denn es hatte einen Sprung. Die Reparatur würde nicht viel mehr als sechzig oder achtzig Cent kosten, aber eins kam zum anderen. Ein demoliertet Anzug, Hemd und Krawatte — es würde wieder ein teurer Fall für mein Portemonnaie werden, denn mehr als das übliche Kleidergeld konnte ich vom FBI nicht bekommen, und das war knapp genug bemessen.
Ich ärgerte mich eine Weile über die spärliche Bezahlung von Staatsbeamten, dann kam Phil zurück und riß mich aus meinen Gedanken. Er stieg ein und knallte die Wagentür hinter sich zu.
»Nun?« fragte ich.
Er steckte sich eine Zigarette an. Während er den ersten Rauch ausblies, sagte er: »Es waren außer dir zwei Männer da, die sich für Mrs. Custody interessierten.«
Zuerst kam Fairway von der Stadtpolizei.
»Vor oder nach mir?«
»Vor dir. Er sprach eine Weile mit dem Portier, dann ging er hinauf in die Wohnung. Danach kamst du. Als du gegangen warst, kam der zweite. Er schien dich bereits beobachtet zu haben, denn er fragte den Portier, was du gewollt hättest.«
»Hielt er sich lange auf?«
»Nein, Fairway wäre plötzlich aufgetaucht, und da hielt es dieser Mann wohl für besser zu verschwinden.«
»Wie sah der Kerl aus?«
Phil gab eine Beschreibung von sich, die paßte ziemlich genau auf den Burschen, der mir im Gang zwischen den Kisten entgegengekommen war.
Wir brausten zurück zum FBI und gingen ins Archiv. Dort ließen wir uns das Verbrecheralbum geben und machten uns darüber her. So etwas ist meistens eine sehr langwierige Arbeit, und man kann bequem einen ganzen Tag über den dicken Bilderbänden verbringen und hat am Ende doch nicht den Gesuchten gefunden, aber wir hatten Glück und stießen schon nach einer knappen Viertelstunde auf das Foto.
»Das ist er!« sagte ich.
Phil sah über meine Schulter. »Archivnummer 57/B/III/173«, murmelte er und verschwand in den Gängen zwischen den Karteikästen. Gleich darauf kam er mit einer Karte zurück. »Gay Rivers«, las er vor. »Amerikanischer Staatsbürger, geboren in… Na, und so weiter, das interessiert ja nicht. Viermal vorbestraft, die beiden letzten Male wegen Beteiligung an Banden verbrechen. Sieh an, wenn er sich das noch ein drittes Mal nachsagen läßt, wird er lange Zeit vom Staat in Pension genommen werden. Scheint ja ein toller Vogel zu sein. Verstand es jedesmal, einen erheblichen Rest seiner Strafe wegen guter Rührung erlassen zu bekommen. Augenblick mal, dem werden wir einheizen.«
Phil griff zum Telefonhörer und wählte die Nummer unseres Fahndungsdienstes.
»Ja, hier ist Phil«, sagte er. »Tag Rich, altes Haus. Hör zu, ich habe eine nette kleine Arbeit für dich. Notier dir eben die Archivnummer: 57/B/III/173. Jawohl, diese Nummer brauchen wir. So schnell wie möglich. Laß alle Hebel in Bewegung setzen! Allzu schwierig dürfte es nicht werden, denn die Nummer ist ja kein unbeschriebenes Blatt. Vielleicht kannst du die anderen Polizeiorganisationen auch mit einspannen. Wie? Ja, sofort festnehmen, ganz egal, wo ihr ihn aufgabelt. Zum FBI bringen und Cotton oder mir vorführen. Den Rest machen wir dann schon. Aber man spll vorsichtig sein, Widerstand bei dem Burschen ist denkbar. Vielen Dank, Rich.«
Phil legte den Hörer
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