0042 - Der Totenbeschwörer
nichts ausrichten konnte.
Myxin war stärker!
Ich wartete auf den alles verzehrenden Schmerz und dann den tiefen Fall in das unendliche Nichts – doch genau das Gegenteil trat ein. Myxin brüllte auf.
Schrecklich und gellend, daß mir seine Schreie in den Ohren widerhallten.
Ich öffnete die Augen.
Was war geschehen?
Myxin krümmte sich. Sein Körper war eingehüllt in eine silberne Lichtaura. Er hatte die Hände gegen den Unterleib gepreßt, den Kopf zurückgerissen und dadurch seinen breitkrempigen Hut verloren. Das grüne Gesicht mit der schuppigen Haut wurde grau und schien zu verfallen. Weit hatte er den Mund aufgerissen, während sich aus der Lichtaura kleine Blitze lösten und in seinen Körper einschlugen.
Da wußte ich die Lösung. Mein Kreuz hatte mich gerettet. Der magische Strahl hatte es genau getroffen. Dadurch verdoppelte sich die Kraft, und diese geballte Macht der Kräfte des Lichts wurde reflektiert und gegen Myxin geschleudert.
Seine eigene Waffe war für ihn zu einem Bumerang geworden.
Zu einem tödlichen?
Nein, Myxin überwand die Attacke. Aber er war geschwächt. Er taumelte zurück, machte dann auf dem Absatz kehrt und wollte im Schutz der Nacht untertauchen.
Doch so hatten wir nicht gewettet.
Ich mußte Myxin kriegen!
»John!« Bill Conolly Stimme riß mich herum. Mein Freund lag noch immer auf dem Grab. Auf seinem Gesicht zeichneten sich die Schmerzen ab, die er empfand. »Sie kommen, John. Da!«
Ich drehte den Kopf. Myxin, der Magier, wurde plötzlich zur Nebensache, denn mit Brachialgewalt drangen zwei Menschen durch ein Gebüsch.
Elisa Hanson und ihr Schwiegervater!
***
Ein, zwei Sekunden überlegte ich. Hinter Myxin konnte ich nicht mehr her, der Weg war mir durch die Hansons versperrt. Die Frau schickte den Nachzehrer vor.
»Los, bring ihn um!«
Der Alte kam. Er warf sich gegen mich, und mir gelang es nicht, ihm auszuweichen.
Gemeinsam fielen wir zu Boden.
Über mir sah ich das häßliche Gesicht. Ich fühlte die kalten Totenhände, die nach meiner Kehle tasteten, und es gelang mir, die Beine anzuwinkeln und sie vorzustoßen.
Der Nachzehrer wurde zurückgeschleudert. Er hatte längst nicht mehr die Kraft wir vor einigen Stunden. Er brauchte erst noch sein Opfer, um wieder aufzutanken, und nur deshalb war er für mich ein leichter Gegner.
Er fiel nach hinten und ruderte mit Armen und Beinen. Es sah grotesk aus, aber mir war in diesem Augenblick wirklich nicht nach Lachen zumute.
Hart fiel er zu Boden. Direkt neben Bill Conolly. Bill, der sich wieder etwas erholt hatte, merkte plötzlich die Gefahr. Ehe die Hände des Nachzehrers sich um seinen Hals schließen konnten, riß er die Beretta aus dem Erdreich und drückte ab.
Eine Feuerblume platzte aus dem Lauf. Die Kugel traf das Monster aus kürzester Entfernung in den Kopf.
Aus!
Der Nachzehrer kippte zurück. Die zerstörende Kraft des Silbers breitete sich in seinem Körper aus und riß das Gewebe auseinander. Der Nachzehrer verging.
Elisa heulte ihre Wut hinaus. Immer wieder schaute sie mich an und dann wieder ihren toten Schwiegervater.
Doch sie erhielt Unterstützung.
Aus dem Dunkel der Nacht schoben sich fünf Gestalten. Sie schritten dicht nebeneinander, nahmen die gesamte Breite des Weges ein.
Wie sollte ich sie stoppen?
Fünf Zombies – fünf Kugeln.
Da mußte jede sitzen!
Ich hob den rechten Arm mit der Waffe und visierte den ganz links außen gehenden Untoten an.
Stecher, Druckpunkt – und…
»Sieh her, Sinclair!« kreischte Elisa.
Etwas in ihrer Stimme warnte mich. Meine Nackenhaare richteten sich auf, ich kreiselte herum und sah die Frau, die etwas aus ihrer Manteltasche zerrte, einen Kreis damit schlug und plötzlich eine dreischwänzige Peitsche in der Hand hielt.
Sofort erfolgte der erste Schlag. Zweimal konnte ich ausweichen, dann jedoch umwickelte das Leder meinen rechten Arm und fegte mir die Waffe aus den Fingern.
Die Frau lachte triumphierend. Trotz ihrer geringen Größe entwickelte sie plötzlich Bärenkräfte.
Für zwei Sekunden ließ ich mich von den Peitschenriemen ablenken. Sie schimmerten grünsilbern und bestanden aus einem Material, das ich noch nie gesehen hatte.
Elisa wollte mich zu sich heranziehen. Ihr Gesicht verzerrte sich, sie winkelte den Arm an, legte all ihre Kraft in den Zug – und ich stemmte mich verzweifelt dagegen.
Es wurde ein stummes, hartes Ringen, in dem keiner nachgeben wollte. Elisas heißer Atem schlug mir ins Gesicht. Sie war ungeheuer erregt
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