Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0042 - Herr der wilden Wasser

0042 - Herr der wilden Wasser

Titel: 0042 - Herr der wilden Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
Vom Netzwerk:
Stimme riss ihn wieder in die Wirklichkeit.
    »Verdammt! Drehe ich jetzt durch, oder riecht es hier wirklich nach Schwefel?«
    »Tatsächlich«, flüsterte Nicole nach einem kurzen Schweigen.
    Auch Zamorra nickte. Es roch, nein, es stank nach Schwefel – und der Geruch verstärkte sich, je weiter sie dem abschüssigen Gang folgten. Wieder drang das dumpfe, unheimliche Grollen aus der Tiefe des Berges zu ihnen. Nicole schauerte zurück, und Bills Bewegungen verrieten, dass er sich förmlich zwingen musste, weiterzugehen.
    Zwei Minuten später war der Weg zu Ende.
    Auf den letzten fünf, sechs Yard verbreiterte sich der Gang und verlief auch nicht mehr abwärts, sondern eben – eine Basaltplatte, die sich vorschob bis zum Rande eines jähen Absturzes. Die Felswände waren nicht mehr zu sehen, die Taschenlampe vermochte nichts gegen Finsternis und stinkenden grauen Rauch. Zamorra griff nach Nicoles Arm, schob sie schützend halb hinter sich, und neben Bill trat er dichter an die unheimliche Kante.
    Knapp fünfzig Meter unter ihnen brodelte glühende Lava in einem schwarzen Felsenloch.
    Dämpfe und feuriger Widerschein geisterten über die Basaltwände. Dumpf blubbernd stiegen Blasen aus dem weiß glühenden See empor, zerplatzten und schleuderten stinkende Dämpfe nach oben.
    Die Hölle selber schien sich aufzutun, schien darauf zu lauem, mit ihrem glühenden Pesthauch die Welt zu vergiften – und für die Dauer eines Herzschlags standen die drei Menschen wie erstarrt vor dem unheimlich brodelnden Krater.
    Zu spät bemerkten sie das Knirschen unter ihren Füßen.
    Die vorgeschobene Felsplatte brach. Steine lösten sich, polterten in die Tiefe, klatschten in den Lavasee, wurden vom Feuer verschlungen. Jählings verlor Zamorra den Boden unter den Füßen. Neben sich hörte er Bill schreien, hörte zugleich das dumpfe Krachen – und dann ging alles viel zu schnell, um es zu begreifen oder auch nur Schrecken und Angst zu empfinden.
    Zamorra spürte, dass er fiel.
    Die Welt wurde zu Feuer.
    Flammen nahmen ihn auf, er überschlug sich, meinte zu schweben, und das letzte, was in sein schwindendes Bewusstsein drang, war das Gefühl einer seltsamen Kälte, die er sich nicht erklären konnte…
    ***
    Nicole hatte einen halben Schritt hinter den beiden Männern gestanden.
    Sie sah nur einen Ausschnitt des Lavasees, aber sie sah den roten, wabernden Widerschein, die stinkenden Dämpfe, und ihr Herz krampfte sich zusammen. Der Gedanke, dass sie in dieser Höhle gefangen waren, von der Welt abgeschnitten durch mörderische Naturgewalten und schwarze Magie, traf sie wie ein Keulenhieb und ließ sie erzittern. Für einen Moment verwirrten sich ihre Gedanken, war sie unfähig, etwas anderes zu empfinden außer der aufsteigenden Panik – und als der Boden unter ihren Füßen nachgab, reagierte sie instinktiv und ohne zu denken.
    Sie hörte Bill schreien, und sie hörte ihren eigenen Schrei.
    Mit einer wilden Bewegung warf sie sich rückwärts, überschlug sich, wälzte sich blindlings über den schwankenden Boden. Weg, nur weg von diesem furchtbaren Lavasee, der ihr wie das glühende, böse Auge der Hölle vorkam! Ihr Kopf prallte gegen einen Stein.
    Das Krachen stürzender Felsen mischte sich mit dem Rauschen des Blutes in ihren Ohren. Halb bewusstlos kam sie auf die Knie, stützte ihren schwankenden Körper mit den Händen und starrte dorthin, wo sie Zamorra und Bill zuletzt gesehen hatte.
    Sie waren verschwunden.
    Verschwunden war auch ein Teil der Basaltplatte, auf der sie gestanden hatten. Einen halben Meter vor Nicole Duvals entsetzten Augen stürzte jählings der Felsen ab, und unter ihr waberte und brodelte die glühende Lava, schäumte gegen die Felsen und kochte in Fontänen hoch, als fauchten dunkle Mächte im Zorn über die Störung ihrer Ruhe.
    Nicole zitterte am ganzen Körper.
    Ihr Herz hämmerte, vor ihren Augen schien sich alles zu drehen.
    Für einen Moment füllte das gestaltlose Grauen ihr Hirn wie irgendein unheimlicher Nachbar des Wahnsinns.
    »Zamorra!«, schrie sie. »Bill!«
    Und noch einmal: »Zamorra! Zamorra! – Zamorra…«
    Stinkende Dämpfe nahmen ihr den Atem, ließen sie würgen. Reglos starrte sie in den Lavasee hinab. Der rote Fiebernebel des Entsetzens wich, und die Wahrheit sickerte in Nicoles erstarrtes, leeres Hirn wie eine eisige Woge.
    Zamorra und Bill waren abgestürzt.
    Abgestürzt ins Nichts. Verschlungen worden von der tödlichen, grauenhaften Glut dort unten…
    Nicole lag immer noch

Weitere Kostenlose Bücher