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0042 - Herr der wilden Wasser

0042 - Herr der wilden Wasser

Titel: 0042 - Herr der wilden Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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eine Mischung aus maßloser Erleichterung und ebenso maßloser Furcht, ein Sturm widerstreitender Gefühle erschütterte sie – und sie wurde sich nicht bewusst, dass sie den Alten vom Meer vollkommen vergessen hatte.
    Ihr Blick hing an den beiden Gestalten, die jetzt die abgeflachte Spitze des Felsblocks erreichten.
    Sie richteten sich auf. Sahen sich um. Zamorra rief etwas – und diesmal konnte Nicole ihren eigenen Namen von seinen Lippen ablesen.
    Ein Zittern durchlief sie.
    Alle ihre Muskeln, Sehnen und Sinne spannten sich.
    Sie wollte schreien, wollte etwas tun – doch gleichzeitig wurde ihr Blick von einem anderen Bild gefesselt.
    Da war eine Bewegung hinter dem Felsblock!
    Auf eine Länge von zehn, fünfzehn Metern gerieten die hohen Farnwedel in zitternde Schwingungen.
    Etwas erhob sich.
    Etwas Riesenhaftes, Drohendes…
    Zuerst sah es aus wie ein brauner Felsbuckel. Dann peitschte ein schwerer, plumper Schwanz durch die Luft – und dann richtete sich der gigantische Leib eines Untiers zu seiner vollen Größe von mehr als sechs Metern auf.
    Nicole wusste nicht, dass es ein Tyrannosaurus war, der seinen monströsen Echsenkörper reckte.
    Aber sie sah den klaffenden Rachen, die mächtigen, grässlich spitzen Zähne – und das Entsetzen schien das Blut in ihren Adern förmlich zu Eis gefrieren zu lassen…
    ***
    Zamorra und Bill waren beim ersten Geräusch herumgefahren.
    Auch sie glaubten zuerst nur eine Art Felsbuckel zu sehen, vielleicht einen grünlichbraunen Erdhaufen. Dicht daneben ringelte sich etwas wie ein dicker, plumper Wurm durch die Farnwedel, eine monströse, an einer Seite ihres Körpers grotesk verdickte Schlange.
    Träge erhob sie sich vom Boden, peitschte durch die Luft, fiel zurück – und Zamorra verharrte mit angehaltenem Atem.
    Das war keine Schlange!
    Das war…
    Noch ehe sein Gehirn den schrecklichen Verdacht formen konnte, richtete sich das Untier vor seinen Augen zu voller Größe auf. Einer riesenhaften, unglaublichen, jegliches Maß sprengenden Größe!
    Gleich der Verkörperung allen Grauens stand das Monstrum da, groß wie ein Haus, warf seinen Schatten über die beiden Männer, und Zamorra hatte das Gefühl als ob die kleinen, rötlichen Knopfaugen ihn anblickten.
    Nicole, dachte er.
    Um Himmels willen, was ist mit Nicole?
    Und in einer anderen Schicht seines Selbst, arbeiteten seine Gedanken klar und präzise, registrierten, suchten Schlüsse zu ziehen und nahmen mit kalter, erstarrter Präzision die Einzelheiten wahr.
    Ein unförmiger Leib, bedeckt mit grünlichbraunen Schuppen.
    Der plumpe Schwanz.
    Diese langen, kräftigen Beine, die verkümmerten Vordergliedmaßen.
    Dann der kurze Hals, der mächtige Schädel, der furchtbare Kiefer, in dem die Zähne wie nadelscharfe Dolche funkelten. Alles zusammen vereinigte sich zu einem Bild des Schreckens, zum Inbegriff des Grauenhaften – und es hatte einen Namen, der in Zamorras Hirn widerhallte wie ein dröhnender Glockenton.
    Tyrannosaurus!
    Das größte jemals bekannt gewordene Raubtier auf dieser Welt…
    Es war da, in all seiner unfasslichen Größe und Scheußlichkeit. Es lebte, existierte – und für einen Moment fühlte sich Zamorra von einem unbeherrschbaren Schwindelgefühl überfallen.
    Nicole!, hämmerte es in seinem Kopf. Nicole, die irgendwo in der Nähe herumirren musste!
    Und ein vorzeitliches Ungeheuer, das…
    Jäh kläffte der Kiefer des Tieres noch weiter auseinander.
    Eine Wolke von heißem, stinkendem Atem wurde ausgestoßen.
    Tief aus der Kehle der Riesenechse kam ein urwelthaftes Brüllen, der schwere Schädel pendelte, und die langen, ungeheuer muskulösen Beine machten einen schnellen Schritt und verharrten wieder.
    Bill Fleming wandte den Kopf.
    Langsam, um die Bestie nicht aufzuscheuchen…
    Sein Gesicht war weiß wie ein Blatt Papier, die Augen flackerten, die Lippen pressten sich zu einem blutleeren Strich zusammen. Er begriff nicht. Ein Teil seines Bewusstseins weigerte sich einfach, zu glauben, was er sah, würde die Tatsachen vermutlich niemals akzeptieren. Aber er beherrschte sich, behielt sich eisern in der Gewalt, weil er wusste, dass sie gar keine andere Wahl hatten.
    »Was sollen wir tun?«, flüsterte er. Der Versuch, die ungeheure Spannung zu unterdrücken, ließ seine Stimme vibrieren.
    »Verschwinden«, sagte Zamorra gepresst. »So schnell wie möglich!«
    »Und wohin, zum Teufel?«
    »Zurück in die Höhle. Oder in eine tiefe Felsspalte. Oder zumindest an eine Stelle, wo wir nicht wie

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