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0043 - Die Geister-Lady

0043 - Die Geister-Lady

Titel: 0043 - Die Geister-Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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leicht entkräften kann.«
    Sie setzten sich in das Taxi. Es war ein Wolga. Blitzsauber. Gerade erst aus der Fabrik gekommen. Die Männer von Jakowlew verstauten Zamorras Gepäck im Kofferraum und blieben dann zurück.
    »Akademgorod!«, sagte der Russe zum Taxifahrer. Der nickte eifrig und startete den kräftigen Motor. »Hatten Sie einen guten Flug, Zamorra?«, erkundigte sich Jakowlew und verschränkte seine Arme vor der wattierten Brust.
    »Er verlief ohne jeden Zwischenfall«, gab Zamorra zurück.
    »Ich freue mich, Sie wiederzusehen.«
    »Ich mich auch.«
    »Sie haben doch heute Abend ein wenig Zeit für mich.«
    »Sie wollen mit mir einen heben?«, fragte Zamorra.
    Der Russe grinste schelmisch. »Einen oder zwei. Oder mehrere. Das liegt bei Ihnen.«
    Das Taxi fuhr eine tadellose Schotterstraße entlang. Sie zog sich durch einen aus Kiefern und Birken bestehenden Wald hindurch.
    Neben der Straße, die von Nowosibirsk nach Akademgorod führte, waren die Gleise der »Elektritschka«, der elektrifizierten Vorortbahn, zu sehen. Alles machte einen neuen, gut gepflegten Eindruck.
    Und wieder tauchte an der Straßenseite ein Transparent auf: DIE MACHT RUSSLANDS WIRD MIT SIBIRIEN WACHSEN.
    Und dann kam Akademgorod. Diese Stadt liegt auf dem gleichen Breitengrad wie die Insel Sylt. Man brauchte nur sieben Jahre, um sie zu erbauen. Mitten im unberührten Taigawald. Es gibt keine Vororte. Die Stadt hört genauso auf, wie sie beginnt: eine wunderschöne Insel in einem endlosen grünen Ozean.
    Eine außergewöhnlich gut bewachte Insel allerdings. Zahlreiche Kontrollen mussten die beiden Professoren über sich ergehen lassen.
    Da Zamorra aber in Begleitung von Jakowlew war, ging alles ein wenig schneller als sonst.
    Auf Zamorra machte Akademgorod einen angenehmen und intelligenten Eindruck. Dies galt sogar für die Farbgebung. Das Straßenbild vieler sibirischer Städte zeigt eine entsetzliche Farblosigkeit.
    Nicht so Akademgorod. Dieses Städtchen atmet gleichsam Farben.
    »Sie werden mit Ihrem Zimmer im Stadthotel zufrieden sein, Zamorra«, meinte Jakowlew augenzwinkernd. Das war tatsächlich der Fall. Zehn Stockwerke hatte das Stadthotel. Es war das Beste von Russland. Und es stand hinter einer Baumgruppe aus Birken, Kiefern und Lärchen. Jeder Komfort war vorhanden. Der ausländische Gast sollte nicht meinen, hinter den Mond geraten zu sein. Sobald Jakowlew alles zu Zamorras bester Zufriedenheit arrangiert hatte, verabschiedete er sich von ihm.
    »Sie werden jetzt Ihre Koffer auspacken wollen. Vielleicht möchten Sie sich ausruhen. Deshalb werde ich Sie jetzt allein lassen«, sagte er. »Aber um zwanzig Uhr bin ich wieder hier. Und dann wird das Wiedersehen tüchtig gefeiert.«
    »Es darf nicht zu feucht werden!«, lachte Zamorra. »Schließlich habe ich morgen schon meinen ersten Vortrag zu halten.«
    Sobald Jakowlew draußen war, fiel die Heiterkeit von Zamorra ab wie eingetrockneter Lehm. Ihm war nicht zum Lachen. Er machte sich Sorgen, hatte bisher nur keine Gelegenheit gehabt, sie an die Oberfläche dringen zu lassen. Doch nun waren sie da. Und sie brannten ihn auf der Haut wie kochendes Öl.
    Was er gesehen hatte, entmutigte ihn. Wie sollte er hier in dieser unfassbaren Weite einen jungen Mann namens Semjon Muratow finden? Jetzt, wo er hier war, in diesem Land, in dem alles mit anderen Maßstäben gemessen wurde, begriff er erst, dass es leichtsinnig gewesen war, zu versprechen, den jungen Ingenieur aus Russland herauszuholen. Er hatte etwas versprochen, was so gut wie unmöglich zu sein schien. Allein den Jungen zu finden, stellte für ihn im Augenblick ein unlösbares Problem dar.
    Es war ihm fast lieber, auf Geister und Dämonen Jagd zu machen, denn da wusste er wenigstens, woran er war. Hier hingegen hing er regelrecht in der Luft. Seine Füße spürten keinen Boden. Das machte ihn unsicher. Er hätte kein solches Versprechen geben sollen. Jessica und Bill klammerten sich daran. Sie alle warteten darauf, dass Zamorra hier in Sibirien ein kleines Wunder vollbrachte.
    Seufzend ließ er sich auf das Bett fallen, nachdem er die Koffer ausgeräumt und alles im Schrank verstaut hatte.
    Der Name Fedja Lipski fiel ihm ein, und er beschloss, diesen Mann sogleich aufzusuchen.
    Als er Akademgorod verließ, wollten ihn die Wachmannschaften zerlegen. Voll brennender Ungeduld ließ er die vielen Kontrollen über sich ergehen. Dann fuhr er mit einem gemieteten Moskwitsch nach Nowosibirsk zurück.
    Er brauchte nicht in die

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