0044 - Der Flammenteufel
hochraffen. Da traf sie der zweite glühende Pfeil des Ungeheuerlichen. Wie heiße Speere senkten sich die gebündelten Flammen in die Brust der Männer.
Diesmal war der Aufschlag der Feuerbündel so hart, dass die Männer meterweit zurückgeschleudert wurden. Und ehe Lorenzo ihnen zu Hilfe kommen konnte, verloren sie das Gleichgewicht. Ihre Füße fanden keinen Halt mehr. Sie kippten nach hinten, in die unendliche Tiefe der Schlucht.
Lange noch waren ihre markerschütternden Todesschreie zu hören.
Dann war Totenstille. Die Körper der beiden Männer mussten tief unten auf dem felsigen Boden aufgeschlagen sein. Es gab keine Hilfe mehr für sie, das wussten die Kameraden, die mit banger Erwartung auf das harrten, was der Dämon mit ihnen machen würde.
Er dachte nicht daran, sie zu töten. Er hatte sich nur dafür gerächt, dass jemand seine Befehle missachtete.
»Ich könnte euch töten!«, rief er mit krächzender Stimme, die dennoch über alle Hügel und durch alle Schluchten hallte. »Alle könnte ich töten, jeden von euch! Ich werde euch nur eine Warnung mitgeben. Ich hole mir jeden von euch, der sich mir widersetzen will. Ich lösche euch aus, einen nach dem anderen! Ihr werdet zurückfinden ins Camp der verfluchten americanos . Und ihr werdet den Leuten sagen, dass ich ihnen drei Tage gebe. Dann ist das Land frei von diesen Ratten, die unseren Boden ausquetschen und ihren Gewinn damit machen. Dieses Land, Capitan, gehört meinen Söhnen, und jeder Fremde, der sich darauf niederlässt, wird vernichtet durch mich und durch das Feuer, das ich ihm entgegenschleudere. Und jetzt lauft, ihr Banditen der Fremden! Lauft um euer Leben, und sagt allen, die ihr trefft, was Fuego Bravo zu euch gesagt hat!«
Lorenzo und seine Männer trauten ihren Augen nicht.
Der Dämon stellte sich wieder mitten in die Glut. Dann langte er hinter sich. Er schien etwas zu suchen. Ein dunkler, eckiger Gegenstand erschien in seinen Händen. Mit einem Ruck schleuderte er das kantige, unerkennbare Ding zu seinen Füßen ins Feuer.
Im gleichen Augenblick schien er sich aufzulösen. Vor den Augen von einem Offizier und neun seiner Männer schwand die fürchterliche Erscheinung dahin, löste sich auf im Nichts, verschwand inmitten einer prasselnden Lohe meterhoher Flammen.
Die Männer hatten keine Zeit, diesem Phänomen nachzustarren.
Urplötzlich begannen die Flammen, auf sie zuzukommen. Die Männer mussten sich zur Flucht wenden.
»Hinunter, in die Höhle, dort sind wir sicher!«, rief Lorenzo.
Die Polizisten liefen, so schnell es der felsige Pfad und die Dunkelheit erlaubten. Oft stießen sie sich an. Panik war in ihnen. Dem Feuer konnte keiner widerstehen. Alles wandte sich zur Flucht.
Schlafsäcke, Fallschirme, Decken und Geschirr blieben unbeachtet liegen. Man hatte keine Zeit, die Gegenstände vom Boden aufzuraffen. Die Flammenwand zwang die Männer, nur an ihr eigenes Leben zu denken.
Was sie zurückließen, wurde im Nu ein Opfer der heranschießenden Flammen. Denn wo das Feuer zuerst nur mit züngelnden Bewegungen auf sie zugekommen war, schien es jetzt Nahrung von allen Seiten zu bekommen. Die Männer spürten die kolossale Hitze in ihren Rücken. Und sie liefen um ihr Leben.
Den steilen Pfad hinunter. Geduckt an den Felsnischen entlang.
Minutenlang. Oder liefen sie Stunden? Viele bange, unendlich wirkende Stunden?
Endlich, nach einer Ewigkeit, wie es ihnen schien, hatten sie die Höhle erreicht, die Capitan Lorenzo meinte.
Sie traten nicht ein – sie stürzten sich in diese Höhle, als sei es ihre letzte Zuflucht. Die einzige Möglichkeit, nicht in die gierigen, grimmigen Feuerarme der Flammen hinter sich zu geraten.
Aber sie hatten sich den Weg selbst abgeschnitten. Und wenn sie geglaubt hatten, in der Höhle sicher sein zu können, wurden sie gleich eines besseren belehrt.
Kaum waren sie Hals über Kopf hineingestürzt, hatten sich gegenseitig am Weiterlaufen behindert, waren zu Boden gefallen, hatten sich wieder aufgerichtet, als der vorderste von ihnen sagte: »Was riecht hier so furchtbar penetrant?«
Lorenzo schnupperte. Er wusste gleich Bescheid.
»Petroleum!«, knirschte er durch die Zähne.
Das war das Todesurteil, dachte jeder der Männer!
Der Dämon hatte diesen Fluchtweg für sie vorgesehen! Und er hatte diesen Fluchtweg präpariert, so dass die wütenden Flammen sich ihren eigenen Weg fressen konnten. Ihnen folgen konnten, überallhin, unaufhaltsam, unentrinnbar! Die Männer wurden von lähmendem
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