0044 - Wir kämpften nach drei Seiten
Gangster so sanft, als wären sie Kollegen.«
»Wenn alle Gangster Kollegen wären«, lachte ich, »dann könnte man ihnen den Rauschgifthandel durch Dienstbefehl verbieten. Torstsen, bis jetzt haben wir immer nur Steen-Leute gefasst. Ich wünschte, wir fingen mal ein paar Burschen von der anderen Seite, aber nicht nur Kerle, die zum angeheuerten Gelump gehören, sondern Männer, die den Chef kennen.«
Der Lieutenant schien ein wenig beleidigt. Ich legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Das ging nicht gegen Sie, Torstsen. Entschuldigen Sie, wenn es sich so angehört haben sollte. Ich weiß, dass es leichter ist, solche Wünsche zu äußern, als sie zu erfüllen. Außerdem trifft es mehr mich als Sie, Torstsen. Ich habe die Aufgabe, den Rauschgifthandel zu stoppen.«
»Machen Sie sich keine Sorgen um meinen Gemütszustand, Cotton«, lachte der Lieutenant. »Nur sehen alle Probleme von jeder Seite anders aus. Sie sitzen in Ihrem Dienstzimmer im Hauptquartier oder pirschen in der Nacht auf den Straßen. Aber Sie tragen Zivil, Sie kennt niemand, und niemand weiß von der Verantwortung, die Sie tragen, und darum macht Sie auch niemand für irgendetwas verantwortlich. Ich, Cotton, habe meinen Platz im 15. Revier, trage eine Uniform, und wenn im Revier etwas los ist, dann kommen die anständigen Leute zu mir und fordern mich auf, Ordnung zu schaffen. Und wenn ich die Ordnung nicht schaffen kann, dann kommen die Leute öfter, dann schicken sie die Chefs ihrer Bürgerorganisationen, und dann sagen sie unwillige Sätze, deutlicher gesagt, sie meckern mich an. Das ist verflixt peinlich für mich, Cotton. Zum vierten Mal haben jetzt schon die Harlem News in einem langen Artikel angedeutet, dass der ehrenwerte Lieutenant Torstsen nicht der richtige Mann für seinen Posten zu sein scheint.«
»Tut mir leid, Torstsen«, antwortete ich bestürzt. »An solche Möglichkeiten habe ich nicht gedacht. Unsereiner ist immer nur scharf darauf, den Mann zu finden, hinter dem er her ist, und übersieht manchmal, was so am Rande passieren kann.«
»Schon gut, Cotton«, winkte Torstsen ab. »Sie können auch nichts daran ändern.« Er sah nach der Uhr. »In einer halben Stunde kommt übrigens wieder die gesamte Spitze eines solchen Vereins bei mir an, und dieses Mal handelt es sich um besonders mächtige Leute, wenigstens in Harlem haben sie eine Menge zu sagen und viel Einfluss.«
»Wer ist es?«
»Bürgerliche Fortschrittsvereinigung Harlem. Der Vorsitzende ist ein gewisser Richard Fellow. Er gilt als einer der wohlhabendsten Männer des Viertels. Außerdem war er während einer Wahlperiode Mitglied des New Yorker Stadtrats. Er hat die Geschäftsleute von Harlem hinter sich, und er hat außerdem das Vertrauen der Farbigen. Wer in Harlem Wünsche hat, wendet sich gewöhnlich an Fellow und seine Fortschrittsvereinigung.«
»Und Mr. Fellow wird Ihnen also im Namen der von ihm vertretenen Bürgerschaft sagen, dass er mit Ihren Maßnahmen nicht zufrieden ist?«
»Ungefähr das, aber nicht so rücksichtsvoll, wie sie es formuliert haben, Cotton.«
»Torstsen, ich warte, bis die Leute kommen. Ich möchte, dass Sie einen Teil Ihrer Verantwortung auf mich und das FBI abwälzen.«
»Nett von Ihnen, Cotton. Gehen wir in mein Büro.«
***
Pünktlich zur angesagten Zeit meldete ein Sergeant den Besuch. Eine Anzahl von Männern betrat den Raum.
Fellow selbst war ein hagerer Mann, der ungefähr fünfundvierzig Jahre alt sein musste.
Fellow reichte Torstsen die Hand. »Guten Morgen, Lieutenant«, sagte er ernst. Dann warf er einen fragenden Blick auf mich.
»Mr. Cotton«, stellte Torstsen bündig vor. Fellow gab mir seine harte, trockene und knochige Hand.
Er wies auf die Leute, die mit ihm gekommen waren.
»Mr. Roggins, geschäftsführender Sekretär der Fortschrittsvereinigung. -Mr. MacLeen, Geschäftsmann in der 32. Straße, Vertreter der Bürger im Viertel, - Mr. Talk, Vertreter der Arbeiter und Angestellten in Harlem. - Mr. Borry, Vertreter der farbigen Bevölkerung des Viertels.«
Torstsen ließ Stühle bringen. Alle setzten sich, bis auf Richard Fellow.
»Ich denke, wir kommen gleich zur Sache, Lieutenant. Sie wissen, dass ungefähr vierzig Prozent der Einwohner Harlems eingetragene Mitglieder unserer Fortschrittsvereinigung sind. Wir vertreten damit einen respektablen Anteil der öffentlichen Meinung, und Sie können sicher sein, dass auch die restlichen sechzig Prozent infragen, die die Wohltaten unseres Viertels angehen, im
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