Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0045 - Die Werwölfe von Wien

0045 - Die Werwölfe von Wien

Titel: 0045 - Die Werwölfe von Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
Vom Netzwerk:
ich.
    »Erinnern Sie sich noch an diesen Jungen aus München, von dem ich Ihnen erzählt habe, John?«
    »Benno Messmer?«
    »Richtig.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Der Baron hat ihn wiedergesehen. Der Junge treibt sich in der Nähe von von Klipsteins Villa herum. Benno Messmer scheint sich mit dem Hinauswurf nicht abfinden zu wollen. Er ist immer noch auf von Klipsteins Silberschwert aus. Allmählich wird der Baron unruhig, wie Sie sich vorstellen können.«
    »Befürchtet er, daß der Junge versuchen könnte, sich das Silberschwert gewaltsam zu holen?«
    »Ja. Verdammt, was will er denn damit?« hallte die Stimme des Brillenfabrikanten durch den Draht. »Warum will er das Schwert denn unbedingt haben?«
    »Diese Frage kann Ihnen nur Benno Messmer selbst beantworten«, gab ich zurück. »Hat der Baron vor, sich wegen des Jungen an die Polizei zu wenden?«
    »Nein. Aber er würde sich bedeutend wohler fühlen, wenn er nicht allein in seiner Villa wäre. Ich kann mich leider nicht um ihn kümmern. Ich habe in einer Stunde eine Sitzung, die bis in die späte Nacht gehen wird…«
    »Wäre Ihrem Freund geholfen, wenn Suko ihm Gesellschaft leisten würde?« fragte ich.
    »In Sukos Nähe würde er sich sicher wie in Abrahams Schoß fühlen.« Vladek Rodensky lachte gepreßt.
    »Gut. Suko wird sich um den Baron kümmern.«
    »Louis wird sich darüber freuen«, sagte Vladek und legte auf.
    ***
    Benno Messmers Name geisterte noch eine Weile durch meinen Kopf. Was war das für eine undurchsichtige Figur in diesem Spiel? Ich hatte ihn bislang eigentlich nur für eine Randfigur gehalten. Doch sein anhaltendes Interesse für Baron von Klipsteins Silberschwert machte mich auf einmal stutzig. Durften wir den jungen Mann aus München noch weiter übergehen?
    An der Tür stand: RAINER THELEN – BÜRO FÜR PRIVATE ERMITTLUNGEN. Das Büro befand sich in einem Altbau. Zweiter Stock. Der Fahrstuhl funktionierte nicht mehr. Im Vorzimmer knarrten die Schiffbodenbretter. Es gab hier einen alten Tisch und zwei abgewetzte Stühle. Zerrissene Zeitschriften vom Vorjahr lagen auf einem weißlackierten Fensterbrett.
    Als Benno Messmer zum erstenmal hier eingetreten war, hatte er gleich wieder kehrtmachen wollen. Rainer Thelen schien ihm plötzlich nicht mehr der richtige Mann für sein Problem zu sein.
    Er war aber dann doch weitergegangen und hatte einen unscheinbaren Mann im grauen Flanellanzug kennen gelernt.
    Rainer Thelen war schätzungsweise fünfzig Jahre, wirkte ausgehungert, hatte eingefallene Wangen und liebte es, sich in Pfeifenrauch einzuhüllen. Wie Sherlock Holmes, obgleich er dem bestimmt nicht das Wasser reichen konnte. Das jedenfalls hatte Benno Messmer geglaubt.
    Doch nun – nur vierundzwanzig Stunden nachdem Benno den Privatdetektiv engagiert hatte – konnte Thelen bereits mit einem Erfolg aufwarten.
    Benno Messmer wurde auf diese Weise belehrt, daß man die Fähigkeiten eines Menschen niemals mit Sicherheit von seinem Aussehen ableiten kann.
    Nervös legte der Junge aus München das Honorar auf den Tisch.
    »Vielen Dank«, sagte Rainer Thelen. Seine Stimme hatte einen dumpfen, fast düstermelancholischen Klang. Er griff nach den Banknoten.
    »Ich habe zu danken«, erwiderte Benno Messmer heiser. Er brannte darauf, die Wohnadresse seiner wirklichen Eltern zu erfahren. Voller Ungeduld nagte er an seiner Unterlippe.
    »Ich gebe Ihnen eine Quittung«, sagte der Privatdetektiv.
    »Ist nicht nötig. Ich brauche keine.«
    »Tut mir leid, darauf muß ich bestehen. Das Finanzamt – Sie verstehen?«
    »Warum lassen Sie diese Einnahme nicht einfach unter den Tisch fallen? Außer Ihnen und mir weiß doch keiner davon.«
    »Es ist mir lieber, wenn Sie die Quittung nehmen, Herr Messmer.«
    »Na schön. Wenn Sie darauf bestehen.«
    Benno nahm die Bestätigung in Empfang. Er knüllte sie zusammen und schob sie aufgeregt in die Tasche. Rainer Thelen öffnete den vor ihm auf dem Schreibtisch liegenden Schnellhefter.
    »Ich sollte für Sie herausfinden, wo Frau Edda Tozzer und Herr Alban Tozzer hingezogen sind, nachdem sie die Ihnen bekannte Wohnung aufgegeben hatten.«
    Benno Messmer nickte hastig. »Das ist richtig, Herr Thelen.« Er war nicht daran interessiert zu erfahren, wie der Detektiv seinen Job erledigt hatte. Er wollte nur wissen, wo das Ehepaar Tozzer nunmehr wohnte.
    Rainer Thelen löste behutsam einen Zettel aus dem Schnellhefter und schob ihn seinem Klienten über den Tisch zu.
    Bennos Hand schnappte danach. Endlich! dachte er

Weitere Kostenlose Bücher