0045 - Ich entkam der Teufelshöhle
Jemand holt inzwischen Mools Prints aus der Kartei. Da Mool vorbestraft war, haben wir zum Glück seine Fingerabdrücke vorliegen. Die Kollegen der daktyloskopischen Abteilung werden von den Abdrücken auf der Visitenkarte die Prints von Mool ausklammern und dann die fremden Prints vornehmen.«
Wieder klingelte das Telefon. Ich hob ab und meldete mich. Phil griff automatisch zum zweiten Hörer.
»Cotton.«
»Daktyloskopische Abteilung, Henry am Apparat. Phil brachte uns eben eine Visitenkarte. Wir haben außer Mool noch die Prints einer zweiten Person auf der Karte sichtbar gemacht. Auch dieser zweite Mann ist in unserer Kartei registriert, weil er bereits zweimal verurteilt wurde.«
»Weswegen wurde vorbestraft?«
»Wegen Hochstapelei! Der Kerl ist nämlich gar kein Kunstsachverständiger, oder als was er sich sonst noch ausgeben mag, sondern nur ein raffinierter Hochstapler. Er heißt Antonio Metelli und stammt aus Neapel. Er wird seit zwei Jahren von der INTERPOL wegen einiger Delikte in Frankreich gesucht. Aber man hat seit drei Jahren keine Spur mehr von ihm gefunden.«
»Okay, Henry. Vielen Dank. Vielleicht finden wir den Burschen, da er so nett war, seine Visitenkarte bei Mool zurückzulassen.«
Ich legte den Hörer auf. Phil sah mich an.
»Was machst du auf einmal für ein Gesicht, Jerry?«
»Ach, es ist nichts weiter«, murmelte ich. »Mir ist nur eben eingefallen, dass Frankreich und Italien dicht nebeneinanderliegen…«
Phil starrte mich verständnislos an. Er verstand mich nicht. Aber das war auch nicht nötig, denn ich war meiner Sache keineswegs sicher.
***
Wir waren nachmittags kurz nach drei Uhr ins Office zurückgekehrt, und inzwischen war es vier geworden, ohne dass wir Zeit gehabt hätten, an ein Mittagessen zu denken.
Wir holten es in einem kleinen Restaurant in der Achtzehnten nach und beeilten uns dann, wieder zurück ins Distriktgebäude zu kommen. Dort hatte sich auf unseren Schreibtischen inzwischen ein Berg von Papieren angesammelt. Wir entdeckten obendrauf einen Zettel:
Dieses schriftliche Material wurde bei unserer Durchsuchung in Mools Wohnung sichergestellt. Außerdem ist eine Liste aller sonst noch in Mools Wohnung befindlichen Gegenstände beigefügt. Eine Smith & Wesson, ein kleiner Revolver und ein dolchähnliches Messer wurden im Labor zur genauen Untersuchung abgegeben. Untersuchungsergebnisse werden zugestellt.
Wir machten uns an die Sichtung der Papiere. Vorher ließen wir uns aus dem Archiv der Stadtpolizei durch einen Kurier die Akten über Mool kommen. Bis abends gegen sieben Uhr waren wir damit beschäftigt.
Dann konnten wir zufrieden aufatmen. Allein die genaue Durchsicht der Papiere hatte in Verbindung mit einer Unzahl von Telefongesprächen Aufschluss über eine Reihe von Bandenverbrechen gegeben, die bisher nicht hatten aufgeklärt werden können. Nun stand einwandfrei fest, dass Mool und seine Komplizen die Täter waren. Wir gaben diesen Befund an die zuständige Dienststelle der Stadtpolizei weiter und veranlassten unsere Kollegen, sofort Haussuchungen in den Wohnungen der beiden in meiner Wohnung erschossenen Gangster vorzunehmen, um dort eventuell weiteres Beweismaterial Zusammentragen zu können.
»Jetzt haben wir ungewollt eine Kette von Bandenverbrechen in Brooklyn und der Bronx aufgeklärt«, sagte Phil gegen halb acht gähnend, »aber unseren eigentlichen Fall, nämlich die Entführung Ferruccis, haben wir nicht einen Millimeter weitergebracht.«
»Doch«, grinste ich. »Wir haben Tom Martens ohne Haftbefehl länger als vierundzwanzig Stunden eingesperrt. Das ist Freiheitsberaubung, mein Lieber. Wenn er uns deswegen verklagt, gibt es ein riesiges Theater.«
Phil wurde blass.
»Du lieber Himmel!«, rief er erschrocken aus. »Den hatte ich ganz vergessen.«
»Ich leider auch«, gestand ich betrübt ein. »Was machen wir nun?«
»Wir müssen uns auf jeden Fall bei Martens entschuldigen!«
»Das müssen wir wohl. Komm, suchen wir ihn in seiner Zelle auf. Wir haben ohnehin keinen Grund mehr, ihn hier festzuhalten.«
Wir fuhren mit dem Lift hinab in den Kellertrakt, wo die Zellen der FBI-Häftlinge liegen.
Martens sah uns gespannt entgegen, als wir seine Zelle betraten.
»Haben Sie Mool erwischt?«, fragte er.
Wir erzählten ihm den Verlauf der Sache. Er hatte nur eine kurze Bemerkung für den Tod des Gangsters, und die war so brutal, dass man sie nicht gut wiedergeben kann.
»Martens«, begann ich danach, »es tut mir leid, aber wir haben
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