0045 - Ich entkam der Teufelshöhle
Ihnen gegenüber eine ungesetzliche Handlung begangen.«
»Mir gegenüber?«
»Ja. Wir haben Sie länger als vierundzwanzig Stunden in Haft gehalten, ohne Sie einem Untersuchungsrichter vorzuführen oder Ihnen den Haftbefehl auszuhändigen. Sie müssen das verstehen. Wir stecken bis zum Hals in Arbeit. Wir haben Sie glatt vergessen.«
Tom Martens lachte.
»Aber das macht doch nichts. Ich hatte hier bei Ihnen die ruhigsten Stunden meines Lebens. Nachdem ich Ihnen die Namen der Gangster genannt hatte, hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl, wirklich etwas Vernünftiges getan zu haben. Die Hauptsache ist nur, dass mich mein Boss nicht an die Luft setzt, weil ich jetzt fast zwei Tage lang nicht zur Arbeit erschien bin.«
»Handelt es sich um den Hausbesitzer?«
»Ja.«
»Ich verspreche Ihnen, dass ich mit dem Mann sprechen werde, vielleicht sogar heute Abend noch. Unseretwegen sollen Ihnen keine Unannehmlichkeiten entstehen. Also Sie entschuldigen unser Versehen?«
»Aber sicher. Dafür kann ich doch jetzt wieder ruhig leben. Solange Mool frei gewesen wäre, hätte ich keine ruhige Minute gehabt. Der wollte mich jetzt doch wieder für seine Bande anheuern.«
»Wenn Sie wollen, können Sie sich oben im Bereitschaftsraum waschen und rasieren und danach nach Hause fahren.«
Er nahm unser Angebot an, und wir fuhren ihn anschließend in meinem Jaguar in die 128. Straße. Bei der Gelegenheit suchten Phil und ich den Hausbesitzer auf und sprachen mit ihm.
Der Mann war sehr wütend darüber, dass es ein paar Gangster in seinem Hause gewagt hatten, eine Bombe zur Explosion zu bringen. Als wir ihm aber versicherten, dass wir bereits drei dieser Gangster durch Martens’ Hilfe hatten unschädlich machen können, hatte Martens bei ihm gewonnen und von Entlassung konnte keine Rede sein.
Wir verabschiedeten uns von dem Hausbesitzer und Tom Martens und fuhren zurück in die City. In einem chinesischen Speiselokal aßen wir ein paar außerordentlich gut schmeckende Sachen. Bei einem Glas Whisky ließen wir uns den Fall dann nochmals durch den Kopf gehen.
»Ich möchte fast darauf wetten, dass wir zum ersten Mal jämmerlich versagen«, prophezeite Phil in düsterer Stimmung. »Wir haben noch nicht die leiseste Idee, wo Ferrucci und die Arpád sein könnten.«
Ich sagte nichts dazu. Denn ich hatte zwar keine Idee, wie Phil es nannte, wo Ferrucci stecken könnte, aber ich wusste, wer mich vielleicht zu ihm führen konnte. Ich hatte einen ganz bestimmten Verdacht. Aber dieser Verdacht war so unglaublich, dass ich ihn auch vor meinem Freund so lange verbergen wollte, bis ich ein paar Beweise dafür in die Hand bekommen hatte.
Gegen zehn Uhr trennten wir uns, nachdem ich Phil mit dem Jaguar nach Hause gebracht hatte. In meiner Wohnung angekommen, rief ich den mir bekannten Besitzer einer großen Garage an.
»Hier spricht Jerry Cotton«, sagte ich. »Sie müssen mir heute Abend einen Gefallen tun, Mister Hysfield.«
»Gern, Agent Cotton, wenn ich es kann. Um was handelt es sich denn?«
»Ich brauche heute Nacht ab zwölf Uhr einen Mietwagen, der möglichst schnell ist, und einen Fahrer.«
»Das mit dem Wagen ist keine Schwierigkeit. Nur der Fahrer! Meine Leute sind alle unterwegs. Ist die Sache für Sie wichtig?«
»Sogar sehr wichtig!«
»Hm.«
Hysfield brummte etwas vor sich hin. Nach einer Weile sagte er: »Wissen Sie was, Cotton? Ich fahre selbst! Doch, keinen Widerspruch! Das bin ich Ihnen, schuldig. Sie haben mir damals in der Bronx meinen Jungen aus einer verteufelten Geschichte herausgeholt. Ich schulde Ihnen das Leben meines einzigen Kindes - und dann sollte ich keine Zeit für Sie haben? Gibt es ja gar nicht. Wann soll ich bei Ihnen sein?«
»Wenn es geht, gegen halb zwölf.«
»Gemacht. Bis dahin!«
»So long, Mister Hysfield.«
Ich legte den Hörer auf und ging ins Badezimmer. Ich duschte und wechselte meine Kleidung. Eine Dreiviertelstunde entspannte ich mich auf meiner Couch im Wohnzimmer, danach stellte ich mich in den Hauseingang und wartete auf Hysfield. Er kam mit einem Ford Lincoln mit Overdrive-Getriebe. Ich stieg ein, und Hysfield schüttelte mir mit überschwänglicher Herzlichkeit die Hand.
»Na, mein Lieber«, sagte er. »hinter wem sind wir denn heute her?«
»Hinter einem Mann, der direkt schuld ist an der Entführung eines Mannes und einer Frau, indirekt an der Ermordung von drei Männern und dem tödlichen Unfall eines weiteren Mannes.«
Hysfield warf mir einen schnellen
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