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0046 - Die Dämonenschmiede

0046 - Die Dämonenschmiede

Titel: 0046 - Die Dämonenschmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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mochte es wie eine freundschaftliche Geste aussehen. Ich wollte aber körperlichen Kontakt zu ihr haben, damit ich leichter feststellen konnte, wie sie auf meine Fragen reagierte. »Kelly, Sie haben gefühlt, daß wir in Gefahr sind. Dann sind Sie in den Wald gelaufen und haben uns gefunden. Wie haben Sie die Dämonen vertrieben?«
    »Dämonen?« In ihrer Stimme schwang Erstaunen mit. »Was für Dämonen?«
    Ich stutzte. »Haben Sie auf der Lichtung nichts gesehen?« forschte ich.
    Sie blieb stehen. Ihre Hand lag ganz ruhig und locker in meiner. »Natürlich, Mr. Sinclair. Sie beide. Sie lagen auf dem Boden und waren verletzt. Wieso eigentlich? Was ist denn passiert?«
    Überrascht sah ich zu Bill hinüber. Er zuckte die Schultern.
    »Kelly, Sie haben wirklich nichts gesehen? Es war niemand außer uns auf der Lichtung?«
    »Niemand«, bestätigte sie.
    »Und als sie uns entgegengegangen sind bei unserer Ankunft«, fiel Bill ein. »Unser Auto stand mitten auf der Straße. Wir daneben. Haben Sie da etwas bemerkt?«
    Sie schüttelte verblüfft den Kopf. »Es war alles wie immer, Mr. Conolly. Nichts Besonderes. Wieso?«
    Bill schwieg, und auch ich überging ihre Frage. »Sie waren dabei, als die alte Ethel starb. Sie haben von häßlichen Wesen gesprochen. Ist das richtig?«
    Sie schauderte. »Ja, das ist richtig! Es wären entsetzliche Gestalten. Ganz schrecklich war dieser Mann, der aus dem Himmel herunterkam.«
    Sie drehte sich um und lief davon, ohne sich weiter um uns zu kümmern. Die Erinnerung hatte sie wahrscheinlich zu sehr aufgewühlt. Da sie zur Schule lief und im Haus ihrer Mutter verschwand, kümmerte ich mich nicht weiter um sie. Dort war sie gut aufgehoben.
    »Merkwürdig«, meinte Bill, während wir auf die Polizeistation zugingen. »Beim ersten Mal hat sie die Dämonen gesehen, jetzt nicht.«
    »Und sie hat den Höllensumpf nicht bemerkt, der uns aufhalten sollte.« Ich zuckte die Schultern. »Ich verstehe es auch nicht, Bill. Sehen wir zu, daß wir unsere Kleider loswerden und uns verarzten. Das ist im Moment das wichtigste.«
    Die Tür der Polizeistation war verschlossen. Auf unser Klopfen kam Constabler Rattroch sofort und öffnete. Seine Augen weiteten sich, als er unseren Zustand sah, aber er stellte keine Fragen.
    Bill deutete auf das Telefon. »Darf ich anrufen?« fragte er und ging sofort an den Apparat. »Ich muß Sheila beruhigen.«
    Ich sah auf meine Uhr. »Es ist ein Uhr nachts vorbei, mein Bester. Ich würde sagen, du solltest Sheila schlafen lassen.«
    Seine Augen bekamen einen entrückten Ausdruck. »Nein, sie schläft nicht«, murmelte er. »Sie muß mich gehört haben.«
    Ich verstand zwar nicht, was er meinte, aber ich ließ ihn telefonieren. Ich selbst ging schon in unser Zimmer und sorgte dafür, daß ich wieder ein einigermaßen menschliches Aussehen bekam. Ich war gerade mit dem Gröbsten fertig, als Bill kam.
    »Sie hat mich tatsächlich gehört, ob du es glaubst oder nicht«, sagte er strahlend. »Du ahnst gar nicht, John, wie glücklich sie jetzt war.«
    »Sie hat dich gehört?« fragte ich verblüfft. »Wie meinst du das, Bill?«
    »Erinnerst du dich nicht? Draußen auf der Waldlichtung, als ich glaubte, es wäre alles aus. Ich habe Sheilas Namen gerufen. Das hat sie gehört. Genau zur selben Zeit. Lach mich nicht aus, John, aber das ist die Wahrheit.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Warum sollte ich dich auslachen? Wir haben doch schon oft genug festgestellt, wie viele Dinge es zwischen Himmel und Erde gibt, die wir nicht mit unserem menschlichen Verstand erklären können.«
    Bill grinste endlich wieder sorglos, wie ich es von ihm gewohnt war. »Das hast du jetzt geklaut, John! Diesen Ausspruch hat vor dir schon ein wesentlich Berühmterer gemacht.«
    Achselzuckend öffnete ich meinen Spezialkoffer. »Könnte aber auch von mir sein«, antwortete ich lachend.
    Anschließend lud ich sorgfältig die Beretta mit neuen Silberkugeln und die zweite Pistole mit Bolzen. Den Dolch legte ich nicht in den Spezialkoffer zurück. In dieser Nacht schob ich die Waffe lieber unter mein Kopfkissen.
    »Man kann nie wissen«, sagte ich, als ich Bills fragenden Blick bemerkte. »Ich glaube, meine Waffen werden diesmal mehr zu tun bekommen als sonst.«
    »Worauf du wetten kannst«, murmelte er, streckte sich in seinem Bett aus und war im nächsten Moment eingeschlafen.
    Ich löschte das Licht und warf noch einen Blick zum Wald hinüber. Das rote Leuchten war verschwunden. Stille und Ruhe waren

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