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0046 - Die Dämonenschmiede

0046 - Die Dämonenschmiede

Titel: 0046 - Die Dämonenschmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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ungefähre Richtung zur Schmiede gemerkt.«
    »Ich auch.« Bill nickte. »Es kann gar nichts schiefgehen.«
    Wir wußten beide, daß das nicht stimmte. Wieviel diesmal schiefgehen konnte, erahnten wir nicht einmal in unseren kühnsten Träumen.
    Wir erreichten nach kurzer Zeit die Stelle, an der die alte Ethel von den Dämonen überfallen worden war.
    »Die Spuren sind weg!« rief ich überrascht.
    »Tatsächlich«, murmelte Bill. »Der Erdboden ist vollständig glatt, als wäre ein Gärtner mit einem großen Besen hergegangen.«
    »Das war nicht allein der Tau.« Ich bückte mich und suchte den Boden ab. »Hier hat sich jemand sehr viel Mühe gegeben.«
    »Komm weiter!« forderte Bill mich auf. »Es juckt mich in den Fingern, endlich etwas zu tun.«
    »Wünsch es dir nicht zu intensiv«, warnte ich ihn lachend. »Sonst haben wir gleich einen zweiten Angriff der Dämonen am Hals.«
    Wir strebten auf die Waldlichtung zu, auf der wir letzte Nacht um unser Leben gekämpft hatten.
    Noch hatten wir keinen freien Blick auf die Lichtung, als ich die Hand hob und den Zeigefinger gegen die Lippen legte. Bill nickte. Also hatte auch er die fremdartigen Laute gehört.
    Vorsichtig schlichen wir uns näher heran. Ich entspannte mich.
    Es war eine menschliche Stimme, und die fremdartigen Laute waren ein halblauter Gesang, aber nicht etwa eine Beschwörung.
    »Ein schottisches Volkslied«, murmelte ich. »Vor langer Zeit habe ich es einmal gehört.«
    »Ein Wiegenlied«, stimmte mir Bill zu.
    Wir traten unter den Bäumen hervor und blieben stehen. Erschüttert betrachtete ich die drei Menschen auf der Waldlichtung.
    Im Moos lagen die alte Kräuterfrau und ein junges Mädchen. Das mußte Jane Intock sein, die gestern abend von der alten Ethel verschleppt worden war.
    Zwischen beiden kauerte Kelly. Sie hielt den Kopf in beide Hände gestützt und sang gedankenverloren das Lied, das uns angelockt hatte.
    Als wir näher kamen, sah Kelly mit feuchten Augen zu uns hoch.
    »Sie sprechen nicht mehr mit mir«, sagte sie weinerlich. »Sie geben mir keine Antwort. Dabei habe ich sie immer gern gehabt.«
    »Bring sie weg, Bill«, flüsterte ich meinem Freund zu. »Ich muß die Vampire unschädlich machen.«
    Er verstand, was ich meinte. Ich wollte Kelly diesen Anblick ersparen.
    Die alte Ethel war von einem Vampir getötet worden und hatte sich dadurch selbst in einen Vampir verwandelt. Dann hatte die Kräutersammlerin Jane Intock getötet und ebenfalls zum Vampir gemacht.
    Beide fanden nur Ruhe, wenn ich sie mit einem geweihten Bolzen erlöste. Das aber brauchte Kelly nicht zu sehen.
    »Kommen Sie«, sagte Bill sanft und zog das Mädchen auf die Beine. »Wir gehen ins Dorf zurück.«
    »Einen Moment noch«, sagte ich und schob Kellys Haare beiseite. Sie hielt ganz still, als ich ihren Hals von allen Seiten betrachtete.
    Ich atmete erleichtert auf, als ich nirgendwo die verräterischen Bißmale fand. Die Vampire hatten Kelly also noch nicht angegriffen.
    Ich wartete, bis Bill mit dem Mädchen im Wald verschwunden war. Dann zog ich meine Pistole und entsicherte sie.
    ***
    Schon wollte ich abdrücken, als mir etwas auffiel. Diese beiden Opfer der Dämonen mußten Vampire geworden sein. Eine andere Möglichkeit gab es gar nicht. Alles andere hätte meiner Erfahrung und dem Wissen von Generationen widersprochen. Alle alten Bücher über Vampire hätten sonst unrecht gehabt.
    Dennoch wirkten sie ungemein friedlich, als hätten sie schon ihre Ruhe gefunden.
    Ich beschloß, vorher noch eine Probe zu machen. Ich wollte und mußte mir Gewißheit verschaffen, was wirklich geschehen war.
    Behutsam zog ich den Dolch aus dem Gürtel und berührte mit der Spitze die alte Kräutersammlerin. Nichts geschah. Dabei war ich überzeugt, daß ein Vampir heftig auf die Berührung mit dem geweihten Dolch reagiert hätte. Das gleiche wiederholte sich bei Jane Intock.
    Nachdenklich blickte ich auf die Toten hinunter. Vampire, die im hellen Tageslicht lagen? Auch das war ungewöhnlich. Sie hätten sich in Grüften oder Särgen verstecken müssen, an einem entweihten Ort oder einer Stelle, die mit einem Fluch beladen war.
    Ich überwand meine Scheu und schob Jane Intocks Oberlippe mit dem Dolch zurück. Der Anblick versetzte mir einen Schlag.
    Ich hatte erwartet, Vampirzähne zu sehen. Das traf jedoch nicht zu. Statt dessen klafften im Oberkiefer zwei Lücken, wo sich die Eckzähne befinden sollten. Bei der alten Ethel war es genauso, obwohl sie sonst noch alle Zähne

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