0046 - Die Dämonenschmiede
tat noch ein paar schwankende Schritte und stürzte zu Boden.
»John, neben dir!« schrie Bill und fuhr zu der anderen Seite herum. Er mußte zwei Wesen mit Geierköpfen und schuppigen Fischleibern abwehren.
Ich drehte mich rasch um. Neben mir wuchs ein Skelett aus dem Boden. Rote Augen glühten mich aus den Höhlen des Schädels an. Lange gelbe Zähne schnappten nach mir.
Ich steckte die Pistole hastig weg. Gegen dieses Gerippe kam ich nicht mit einem Bolzen an.
Statt dessen fuhr meine Hand an den Gürtel. Ich riß den Dolch mit dem kreuzförmigen Griff hervor.
Als das Skelett die knochigen Finger nach mir ausstreckte, stach ich zu. Die Klinge schrammte über die Knochen.
Ein schriller Ton entstand, als würde jemand mit einem spitzen Stein über eine Glasplatte kratzen.
Das Skelett taumelte zurück, löste sich in seine Bestandteile auf und bildete Sekunden später nur mehr einen Haufen Knochen.
»John!«
Bill schrie in Todesnot.
Ich erkannte augenblicklich, daß es zu viele Gegner für meinen Freund waren. Die beiden Geierwesen bedrängten Bill hart. Eines von ihnen war offenbar schon von einer Silberkugel getroffen, weil es sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, aber es schnappte mit seinem Geierschnabel nach meinem Freund. Der zweite Dämon war noch voll bei Kräften. Er versuchte, John mit seinen klauenbewehrten Zähnen die Beine wegzuschlagen.
John hielt dem Ungeheuer die Beretta gegen die Brust und drückte ab.
Nichts geschah.
Die Waffe war leer.
Mein Freund steckte sie in den Gürtel und wollte mit bloßen Fäusten auf die Dämonenwesen losgehen. Es wäre Selbstmord gewesen, doch ich konnte ihn im letzten Moment noch zurückreißen.
Der silberne Dolch zischte durch die Luft. Zuerst berührte er den bereits angeschlagenen Dämon, der lautlos zusammenbrach. Er schmolz dahin, als habe man aus einem Ballon die Luft herausgelassen. Ein unerträglicher Pesthauch wehte uns entgegen und raubte uns den Atem.
Der zweite Dämon traf mich mit seinem Schnabel. Die in dem Geierkopf funkelnden Augen glühten triumphierend auf. Ich spürte einen scharfen Schmerz im linken Arm und stach zu.
Ich fühlte, wie ein Ruck durch die Waffe ging, zog sie wieder zurück und riß Bill mit mir.
Mein sechster Sinn hatte mich rechtzeitig gewarnt. Der Dämon zerplatzte. Dampf- und Rauchwolken kringelten sich. Es stank nach Säure, Schwefel und Verwesung.
Der Kampf mit dem geierartigen Ungeheuer hatte uns für Momente abgelenkt. Bill erhielt einen Stoß und flog gegen mich. Er riß mich von den Beinen. Gemeinsam stürzten wir auf den weichen Boden.
Noch einmal zog ich meine Pistole und zielte auf die schuppigen, dampfenden, zuckenden Leiber der angreifenden Dämonen. Doch ich schoß vergebens.
»Das Kreuz!« schrie Bill verzweifelt und packte danach.
Er klammerte sich an meinem silbernen Kreuz fest und trat nach einem kopflosen, wolfsähnlichen Wesen, aus dessen Halsstumpf uns ein einziges grünes Auge entgegenglühte.
Wo sein Schuh das zottige, zerlumpte Fell des Monsters traf, sprühten Funken. Das Ungeheuer flog wie von einem Katapult geschnellt durch die Luft und überschlug sich.
Auch ich berührte mein silbernes Kreuz und trat und schlug nach den Bestien, doch unsere Waffen waren leergeschossen. Nur der Dolch reichte gegen diese erdrückte Übermacht nicht aus.
Mit einer donnernden Explosion stieg eine zweite Flammensäule zum Himmel hoch. Wie bei einem höllischen Feuerwerk ergossen sich die Funken auf die Waldlichtung und beleuchteten ein schauerliches Bild.
Mehr und mehr Dämonen quollen zwischen den Bäumen hervor. Eine unübersehbare Flut von Monstren wälzte sich auf uns zu.
Es war nur mehr eine Frage von Sekunden, bis sie uns zermalmten.
Wir waren verloren.
Da bäumte sich Bill noch einmal auf. »Sheila!« schrie er qualvoll.
Aber auch das nützte nichts mehr. Seine Frau würde nie erfahren, daß sein letztes Wort vor seinem Tod ihr gegolten hatte.
***
Sheila Conolly stand knapp vor dem Durchdrehen.
Es war nicht das erste Mal, daß sich Bill auf einen gefährlichen Einsatz wagte. Es war auch nicht das erste Mal, daß er etwas mit John unternahm.
Dennoch war jetzt alles anders. Sie wußte selbst nicht, warum sie so aufgeregt war, aber sie konnte einfach nicht schlafen.
Rastlos lief sie durch den Bungalow und den Garten.
Um elf Uhr nachts blieb sie vor dem im Haus angelegten Pool stehen und starrte in das bläulichschimmernde Wasser. Endlich streifte sie mit einer hastigen Bewegung ihren
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