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0046 - Die Dämonenschmiede

0046 - Die Dämonenschmiede

Titel: 0046 - Die Dämonenschmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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helle Kleid zwischen den Stämmen zu sehen. Doch gleich darauf war der schimmernde Fleck wieder verschwunden, so daß der Reporter nicht wußte, ob es nicht doch nur eine Halluzination gewesen war.
    Während er sich weiter durch den Wald pirschte, dachte er an seine Frau. Er hatte sie zwar während des Telefongesprächs beruhigt, aber es gefiel ihm trotzdem nicht, daß sie im fernen London saß und sich Sorgen um ihn machte.
    Noch etwas bereitete ihm Kopfzerbrechen. Er hatte bisher mit dem Geisterjäger nicht ausführlicher darüber gesprochen, weil sie ohnedies genug Probleme am Hals hatten. Aber wieso hatte Sheila seinen Hilferuf gehört, als er seine letzte Stunde gekommen glaubte?
    Bill Conolly bewegte sich gewandt in dem schwierigen Gelände. Er war hochgewachsen und sportlich, ein durchtrainierter Mann, dem die anstrengende Suche in dem Urwald nichts ausmachte. Er kam nicht einmal außer Atem, als er eine unvermutet auftauchende Geröllhalde überklettern mußte.
    Als er sie hinter sich gebracht hatte, blieb er verblüfft stehen. Er konnte nicht wissen, daß der Geisterjäger im selben Moment das gleiche tat, nämlich auch verblüfft beim Anblick der Ruine stehenzubleiben.
    Bill traute seinen Augen nicht. Es war eine alte Burg, an der schon der Zahn der Zeit ausgiebig genagt hatte. Sie lag versteckt im dichten Wald.
    Nur der mittlere Turm war noch nicht zerstört und erreichte die Höhe der ältesten und mächtigsten Bäume. In früheren Zeiten hatte dieser Turm bestimmt dazu gedient, um nach heranziehenden Feinden Ausschau zu halten. Damals hatte es diesen Wald wahrscheinlich noch gar nicht gegeben.
    Den Atem verschlug es Bill Conolly, als er das Mädchen auf der höchsten Zinne entdeckte. Kelly MacGowan stand auf einer Fläche, die nicht größer als Johns Koffer sein konnte. Ihre blonden Haare flatterten im Wind, der auch an ihrem Kleid zerrte. Sie hielt die Arme ausgebreitet, zeigte jedoch kein Anzeichen von Unsicherheit.
    Bill schauderte bei dem Anblick. Kelly befand sich in der Höhe des siebenten Stockwerks eines normalen Wohnhauses, eine schwindelerregende Höhe. Wie war sie da hinaufgelangt? Und warum?
    Für einen Moment war der Reporter versucht, das Mädchen anzurufen. Er hielt sich gerade noch rechtzeitig zurück. Wenn sie aus ihrer Trance erwachte, mußte sie unweigerlich in den Tod stürzen.
    Irgendwie mußte er Kelly von da oben herunterholen. Auch wenn er noch keine Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte, lief er weiter. Die Lösung konnte er nur in der Ruine finden.
    Er hatte noch keine zehn Schritte getan, als sich vor ihm die Erde öffnete. Direkt an der Außenmauer der verfallenen Burg entstand ein Krater.
    Bill schrie gellend auf und warf sich nach hinten, doch es war zu spät. Er verlor den Boden unter den Füßen und stürzte.
    Noch einmal schrie er auf, dann verschluckte ihn die gnadenlose Schwärze des Schachtes.
    Und dann war gar nichts mehr zu hören. Totenstille lastete auf der unheimlichen Stätte.
    ***
    Wenn sich Kelly unvorsichtig bewegte, bedeutete das ihren Tod. Ich ballte die Fäuste und sah mich verzweifelt nach einer Möglichkeit um, dem Mädchen zu helfen.
    Ich hatte selbst gesehen, daß sie wie in Trance in den Wald gelaufen war. Vermutlich hatte sie wieder eine der Visionen gehabt, von denen sie mir erzählt hatte.
    Ich hatte keine andere Wahl, sondern mußte in die Ruine eindringen. Nur wenn ich zu dem Mädchen hinaufstieg, durfte ich es wecken und herunterholen.
    Vorsichtig kletterte ich weiter. So dicht an der Ruine war es fast unmöglich, aufrecht zu gehen. Der Urwald erstickte das Gemäuer mit Schlingpflanzen und Dickicht. Ich mußte aber trotz aller Schwierigkeiten jedes Geräusch vermeiden, um Kelly nicht zu wecken. Wie bei einem Schlafwandler, der nachts auf dem Dach seines Hauses spazierengeht, befand sie sich in höchster Lebensgefahr.
    Ich erreichte die Außenmauer, als ein Schrei durch den stillen Wald gellte. Gleich darauf ertönte ein zweiter Schrei.
    Das war Bill gewesen!
    Ich rannte los, stolperte über herumliegende Äste, verfing mich in Gestrüpp. Ohne Rücksicht auf meine Kleider oder meine Haut brach ich durch das Unterholz und erreichte eine Geröllhalde, die sich von der Ruine weg in den Wald hinein erstreckte.
    Keuchend überkletterte ich die Halde. Von hier oben hatte ich einen guten Ausblick. Ich sah das Loch direkt an der Außenmauer.
    Als ich die Halde hinunterschlitterte, entdeckte ich neben mir eine tief eingegrabene Spur. Hier war Bill

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