0046 - Wir deckten seine Karten auf
imitiert, das Haus blieb eine Burg, in die man nicht so leicht eindringen konnte.
Phil blieb draußen im Wagen, während ich läutete. Aus dem Tormikrofon fragte eine hochmütige Stimme mit einem fast unerträglichen Oxford-Akzent, was ich zu so später Stunde wünschte. Wahrscheinlich handelte es sich um Bandys Butler.
»Richten Sie Mr. Bandy aus, dass ich vom FBI komme«, erwiderte ich. Auf der Gegenseite stöhnte der vornehme Bursche erschrocken und betreten auf, dann schaltete er das Mikrofon aus. Aber schon nach wenigen Minuten summte das elektrische Türschloss, und ich durfte auf die Burg zumarschieren.
In der geöffneten Tür mit dem gotischen Spitzbogen empfing mich tatsächlich ein Butler, dessen Augen mir aber gar nicht gefielen. Er führte mich in die Halle des Hauses, in der ein offener Kamin brannte. Der Butler verbeugte sich einige Male und ließ mich dann alleinstehen.
Als sich hinter mir jemand räusperte, drehte ich mich langsam herum und stand Bandy gegenüber. Er war mittelgroß, dick, sah rosig wie ein Marzipanschweinchen aus und gab sich als netter Bursche, den nichts erschüttern kann.
»Habe ich mich verhört?«, begann er sofort mit einer etwas zu hellen Stimme. »Ein FBI-Beamter wünscht mich zu so später Stunde noch zu sprechen? Aber so nehmen Sie doch Platz! Ich hoffe, Sie haben mir keine unangenehme Nachricht zu übermitteln.«
»Ich komme aus informativen Gründen« , sagte ich, nachdem ich mich gesetzt hatte. »Wir haben vor einigen Stunden zwei schießwütige Gangster festnehmen können, die allen Ernstes behaupten, von Ihnen den Auftrag erhalten zu haben, eine gewisse Lilly Vangove zu töten.«
»Das ist nun doch ein starkes Stück«, sagte Bandy und sprang erregt auf. »Ich brauche Ihnen wohl erst gar nicht zu erklären, dass man Sie belogen hat, nicht wahr?«
»Die beiden Burschen schwören Stein und Bein, dass sie die Wahrheit gesagt haben.«
»Eine erstaunliche Frechheit. Um welche Leute handelt es sich denn?«
»Nun, sie gehören wohl zum Kreis jener Gangster, die den Redakteur Christor mit Säure geblendet haben. Im Vertrauen, Mr. Bandy, ein gewisser Joe Clargo und ein Bud Locallo haben sich ebenfalls verdächtig gemacht. Es war vor allen Dingen Locallo, der sehr redselig ist und ebenfalls Ihren Namen ins Spiel brachte.«
»Ich werde diesen Mann zur Rechenschaft ziehen«, entrüstete sich der feiste Makler. »Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie man zu solchen Behauptungen kommen kann.«
»Die Angst, Mr. Bandy, nur die Angst spricht daraus. Diese kleinen Gangster fürchten um ihren Kopf. In solchen Fällen pflegen sie dann offen zu reden. Das ist für uns eine alte Erfahrungstatsache, glauben Sie mir.«
»Darf ich mich erkundigen, wie Sie offiziell zu diesen Behauptungen stehen, Agent?«
»Wir befassen uns in der Regel mit allen Verdachtsmomenten«, erwiderte ich.
»Also auch mit mir?«
»Aber selbstverständlich«, sagte ich lächelnd. »Sie sind uns ja kein Unbekannter mehr, Mister Bandy.«
»Was soll das heißen?«
»Sie stehen doch einem ganz netten Syndikat vor«, meinte ich. »Einzelheiten kann ich mir wohl ersparen.«
»Zugegeben, ich bin der Manager eines Syndikats«, sagte Bandy. »Doch diese Gesellschaft arbeitet völlig legal. Sie können sich noch so anstrengen, Sie werden uns keine Ungesetzlichkeiten beweisen können.«
»Noch nicht, Mr. Bandy, noch nicht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.«
»Ich glaube, wir sollten das Gespräch besser beenden«, sagte Bandy auf stehend. »Ich brauche mich in meinem Haus nicht beleidigen zu lassen.«
»Bestimmt nicht«, pflichtete ich ihm bei. »Ich kam ja auch nur so zufällig an Ihrem Haus vorbei…«
»Der Butler wird Sie zur Tür bringen.«
Bandy tat sehr beleidigt, als er sich knapp verbeugte und dann wieder aus der Halle verschwand. Mir hatte das kurze Gespräch völlig genügt. Bandy hatte das Gift geschluckt. Er schlief in dieser Nacht bestimmt nicht ruhig. Vielleicht ließ er sich sogar zu irgendwelchen Unbesonnenheiten hinreißen.
Phil grinste, als ich ihm das Gespräch erzählte. Auch er war der Meinung, dass wir uns im schönsten Nervenkrieg befanden. Wir waren bestens damit beschäftigt, die Gangster gegeneinanderzuhetzen. Sollten sie sich auffressen, uns konnte das nur recht sein.
***
Nach diesem Besuch bugsierte Phil den Dienstwagen hinunter zum Hafen. Wir stellten ihn vor einem Kaitor ab und gingen zu Fuß weiter. Lange brauchten wir nicht zu suchen. Wir fanden die Kneipe
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