0046 - Wir deckten seine Karten auf
wieder auf dieses Theater rein. Für ’nen Appel und ein Ei übernehmt ihr die heißen Sachen und müsst dann den Kopf dafür hinhalten. Nun, das ist eure Sache!«
»Du sagst kein Wort«, sagte der Verwundete und warf seinem Partner erneut einen drohenden Blick zu.
»Keine Sorge, er wird gleich sowieso sprechen«, sagte ich lächelnd. »Sobald er allein ist, wird er in allen Tonarten singen.«
»Wenn du dich mal nicht täuschst«, verwahrte sich der betreffende Gangster gegen diese Unterstellung. Er sah einen Partner fast bittend an. »Ich werde kein Wort sagen, darauf kannst du dich verlassen. Die werden mich nicht weich machen.«
»Quatsch nicht so viel«, sagte der Angekratzte wütend. Er hatte gemerkt, wie der Hase lief, und er sah wohl ein, dass sein Partner bestimmt nicht dicht halten würde.
***
Währenddessen waren unsere Kollegen gekommen. Wir lieferten die beiden Gangster ab, und unsere Kollegin wischte sich mit sichtlichem Genuss die Creme aus dem Gesicht.
Ohne viel Federlesen wurden die beiden Gangster sofort zu uns ins Office gebracht und vor die Vernehmungsspezialisten gestellt. Ich rechnete fest damit, dass wir gegen Morgen Ergebnisse haben würden. Bis dahin hatten unsere Kollegen es bestimmt geschafft. Phil und ich blieben natürlich außer Haus.
Wir schlenderten nach geschehener Übergabe hinüber in Locallos Lokal, von wo aus er angerufen hatte. Vor Monaten war ich einmal dort gewesen, aber inzwischen war der Laden modernisiert worden. Er hatte nun das Aussehen eines tropischen Urwaldes angenommen, wohin man sah, nur Bastmatten, imitierte Palmen, Hula-Hula-Mädchen zur Bedienung und gedämpftes Licht, um ungestört flirten zu können. Die Kapelle, die auf dem Podium spielte, war gut. Die Stimmung war noch besser, und der heiße Mief überhaupt nicht mehr zu übertreffen.
Phil und ich setzten uns an die Bar und bestellten uns einen Whisky-Soda. Als er uns serviert wurde, erkundigte ich mich fast beiläufig nach Mister Locallo.
»Ich glaube nicht, dass er zu sprechen ist«, sagte der Mixer höflich. »Fragen Sie besser mal nach«, erwidere ich. »Sagen Sie ihm, Cotton möchte ihn gern mal sprechen.«
Er drehte mir den Rücken zu und telefonierte. Als er sich mir zuwendete, sah er mich mehr als nur neugierig an.
»Mister Locallo erwartet Sie…Benutzen Sie bitte dort die Tür.« Er wies auf eine Bastmatte, hinter der sich tatsächlich eine Tür befand. Phil blieb selbstverständlich als Eingreifreserve zurück. So nahmen wir Locallo die Lust, irgendwelche Mätzchen zu inszenieren.
Weit brauchte ich nicht zu gehen. Ein gelackter Bursche kam mir entgegen und verbeugte sich sehr höflich.
»Mister Locallo erwartet Sie, Mister Cotton«, sagte er. »Wenn ich vielleicht vorausgehen darf.«
Wenig später legte er seinen Zeigefinger auf einen Klingelknopf, der sich neben der klinkenlosen Tür befand. Es summte im elektrischen Türschloss und ich trat ein.
Locallo stand vor seinem Schreibtisch und sah mich fragend an.
»Kommen Sie dienstlich oder privat?«, erkundigte er sich.
»Dienstlich«, erwiderte ich. »Wir haben da zwei Vögel erwischt, die eine gewisse Lilly Vangove erschießen wollte. Nein. Kein Sorge, dem Mädchen ist nichts passiert.«
»Sind die beiden Gangster… tot? Ich meine… setzten sie sich zur Wehr?«
»Was hören Sie gern?«
»Ich begreife den Sinn Ihrer Frage nicht«, meinte Locallo in mühsamer Beherrschung. »Die beiden Gangster leben und haben bereits ihre Aussagen gemacht«, bluffte ich Locallo. »Aus diesem Grunde bin ich auch dienstlich hier, verstehen Sie?«
»Was diese beiden Gangster auch immer gesagt haben mögen, sie haben gelogen. Ich verlange sofort meinen Anwalt zu sprechen, Agent Cotton. Sie können mir gar nichts beweisen.«
»Erstaunlich, wie schnell Sie aber die Nerven verlieren«, sagte ich lächelnd. »Sie werden es nicht glauben, Locallo, aber ich habe noch nicht einmal einen Haftbefehl gegen Sie mitgebracht. Ich bin der Meinung, dass sich ein gewisser Joe Clargo wesentlich besser und intensiver mit ihnen befassen wird. Das wollte ich Ihnen nur sagen, damit Sie wissen, woher der Wind weht. Ich wünsche Ihnen einen besonders netten und der Gesundheit zuträglichen Abend!«
***
Der Makler Walter Bandy bewohnte in der Nähe des großen Parks ein erstaunliches Haus.
Auf den ersten Blick wirkte dieser Bau wie ein mittelalterliches Schloss. Sah man aber etwas genauer hin, erkannte man die schlechte und überladene Imitation. Ob aber echt oder
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