0046 - Wir deckten seine Karten auf
seine ungeschützte Hand. Jetzt lachte Locallo nicht mehr, er brüllte vor Schmerzen. Er hielt sich die Hand, schlenkerte sie durch die Luft und tanzte von einem Bein auf das andere.
»So war das also«, sagte ich und trat vorsichtig über die beiden Toten.
Locallo hatte seinen Verfolgern eine raffinierte Falle gebaut. Auf der Couch lag sein Double, das er sich aus seinem Jackett, einigen Kissen und einer Kristallschale schnell zusammengebastelt hatte. Im ersten Moment musste jeder Eintretende der Meinung sein, Locallo läge auf der Couch und schlafe.
Dieses Überraschungsmoment hatte Locallo geschickt für sich ausgenutzt. Seitlich neben der Tür stehend, hatte er die drei eintretenden Gangster mit der Insektenspritze und der Säure geblendet, dann hatte er geschossen. Zwei von ihnen waren tot, und der dritte Mann lag ohnmächtig draußen vor dem Bungalow.
Locallo war wie von Sinnen. Er sprang mich plötzlich an und wollte mir seine Säurehand durch das Gesicht ziehen. Ich wich seinem Angriff aus und hinderte ihn daran, sich nach einer Waffe zu bücken, die einer der Verfolger auf den Teppich hatte fallen lassen. Erst als Locallo sah, dass nichts mehr auszurichten war, begann er zu jammern. Er flehte mich um Hilfe an und verlangte nach einem Arzt.
Ich ließ den Gangster nicht aus den Augen. Ich ging zum Telefon und schaffte es, nach verschiedenen Querverbindungen meine Dienststelle in die Leitung zu bekommen. Man hatte sich bereits Sorgen gemacht und war erleichtert, als ich mich heil und gesund meldete.
***
Ich setzte meinen Spruch ab und bestellte auch gleich einen Arzt und einen Krankenwagen. Dann legte ich den Hörer auf und ging auf Locallo zu, der stöhnte und jammerte.
»Sie werden sich noch etwas gedulden müssen«, sagte ich zu ihm. »Gehen wir nach draußen und bergen wir erstmal den dritten Mann. Locallo, versuchen Sie nicht, irgendwelche Mätzchen zu machen. Ich würde sehr sauer darauf reagieren.«
»Ich weiß ja, dass ich verspielt habe«, sagte er jammernd. »Ich habe Sie unterschätzt. Ich hätte Sie…«
»Ich weiß schon«, winkte ich ab. Ich ließ ihn vorausgehen, und wir befassten uns mit dem immer noch ohnmächtigen Gangster. Locallo musste den übel zugerichteten Mann aufheben und zurück ins Zimmer tragen. Er bettete den Ohnmächtigen auf die Couch. Ich zündete mir eine Zigarette an und sah ungerührt zu, wie sich Locallo eine Tischdecke um die Hand wickelte. Ich konnte mir vorstellen, wie schmerzhaft sich die Säure ins Gewebe fraß.
»Geben Sie mir eine Zigarette«, sagte Locallo mit heiserer Stimme. »Wenn der Schmerz nicht bald aufhört, werde ich wahnsinnig.«
Nun, ich gab ihm die Zigarette. Er zog gierig den Rauch in sich hinein und starrte dann trübselig auf die beiden Toten.
»Sie wissen wohl, was auf Sie wartet, wie?«, fragte ich ihn. »Zwei-Tote, das reicht zumindest für lebenslänglichen Aufenthalt im Zuchthaus. Und dabei müssen Sie noch sehr viel Glück haben.«
»Ich weiß, dass ich verspielt habe«, sagte er. »Aber wenn ich baden gehe, dann werde ich auch noch andere Leute mitnehmen. Darauf können Sie sich verlassen.«
»Zum Beispiel Walter Bandy, wie?«
»An den werden auch Sie nicht ’rankommen«, sagte Locallo. »Ich würde ihm liebend gern einen Strick drehen, aber was soll ich ihm beweisen?«
»Zu wem gehören diese drei Männer?«
»Sie gehören zu Joe Clargo.«
»Ist Clargo der Verbindungsmann zu Bandy?«
»Er wird es Ihnen nie sagen, aber es ist so.«
»Wer ist auf den Gedanken gekommen, mit der Säure zu spritzen?«
»Clargo kam damit an«, erwiderte Locallo und hustete. Er verzog sein Gesicht und wischte sich mit dem Rockärmel den Schweiß von seiner Stirn. »Clargo kam mit dem Plan.«
»Und Sie stellten Landelli, wie?«
»Landelli arbeitete bei mir als Fahrer!«
»Er war also, wie sein Freund Trallan, Leibwache, wie?«
»Na ja, so kann man’s auch nennen.«
»Wo steckt Landelli jetzt?«
»Er ist von Trallan ermordet worden.«
»Wem erzählen Sie das? Ich will wissen, wo er sich befindet.«
»Im Hafenbecken 4. Er ist auf Grund gegangen.«
»Und wo steckt Trallan?«
»Den haben sie draußen in einer Müllgrube verscharrt.«
»Von wem hat Clargo den Auftrag erhalten, Christor zu blenden?«
»Keiner kann’s beweisen, aber ich weiß, dass es Bandy gewesen ist. Der ist so raffiniert, dass ihm keiner an die Karre fahren kann. Ich würd’ was drum geben, wenn er erwischt werden könnte.«
»Er wird schon erwischt werden«,
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