0047 - Der Alptraum-Garten
dem Schwarzen Tod beherrscht wurden.
Durch diese Nachbildung war der Schwarze Tod auf der Erde immer existent und konnte Dinge beobachten, die ihm sonst entgingen.
Er hatte Lydia auch vor den beiden Reportern gewarnt.
Es geschah in der Nacht, als die Reporter auf die Insel kamen und vertrieben wurden.
»Einer ist entkommen«, sagte das Skelett, »und es wird Hilfe holen. Meine persönlichen Feinde sind im Anmarsch. Du mußt sie töten!«
»Aber wie?«
»Ich kann dir leider im Augenblick nicht helfen, da ich selbst gegen einen Feind, der sich Myxin nennt, zu kämpfen habe. Er hat dafür gesorgt, daß ich im Augenblick nicht zu dir kann. Aber wenn die anderen die Insel betreten, mußt du dafür sorgen, daß sie sie nie mehr verlassen können. Mein Ebenbild strömt eine magische Aura aus, die so groß ist, daß sie auf dich übergreift und du von ihr Gebrauch machen kannst. Wenn du es willst, werden die anderen, die Feinde, zu Stein, und als Denkmäler für alle Zeiten auf deiner Insel bleiben. Denke daran, wenn sie kommen. Nicht nur du bist in Gefahr, auch dein Werk kann von ihnen zerstört werden.«
Lydia La Grange hatte sich die Worte wohl gemerkt. Sie wußte auch, was zu tun war.
Jean wollte an diesem Tag an Land fahren, um Lebensmittel zu holen. Der Mann war ihr treu ergeben, er fragte nichts und tat, was man ihm auftrug. Auch er wußte, daß die Figuren lebten, sprach aber nicht weiter darüber.
»Ich will wissen, ob die Feinde kommen, Jean«, sagte sie zu ihm. »Aber vier Augen sehen mehr als zwei, und es ist gefährlich, wenn du allein fährst. Nimm jemand mit, der dich beschützt, mein Freund.«
Jean, vom Alter gebeugt und mit einem faltenreichen Gesicht, verneigte sich. »Ich werde alles tun, wie Sie es befehlen, Madame. Nur – wen soll ich mitnehmen?«
»Den Ritter! Seiner Lanze ist noch nie ein Gegner entkommen!« Lydia La Grange holte tief Luft. »Ich hoffe, daß er mit unseren Feinden fertig wird.«
Jean wagte zu widersprechen. »Ist das nicht etwas zu unsicher, was Sie vorhaben, Madame?«
»Wieso?« Die Frage klang scharf wie der Knall einer Peitsche.
»Wenn man ihn findet, werden die Leute merken, was auf unserer Insel vor sich geht.«
»Er soll ja auch im Boot bleiben und nur beobachten. Wenn man dir nämlich ans Leben will, dann greift er ein.«
»Entschuldigen Sie.« Jean verbeugte sich. »Ich hatte Sie leider falsch verstanden, Madame.«
»Schon gut, geh jetzt. Ich will, daß du rasch wieder zurückkehrst, denn vor uns liegt eine große Bewährungsprobe.«
»Sehr wohl, Madame.«
Jean verschwand lautlos und ließ eine nachdenkliche Lydia La Grange zurück.
***
Bill und ich verließen das Zimmer. Auf dem Gang trafen wir Suko und Tom Jeffers. Der Chinese sagte: »Tom will unbedingt jetzt schon mit seinem Informanten sprechen.«
»Ja, Mr. Sinclair, es ist besser, wenn wir das hinter uns haben. Maurice Marac ist zwar kein Feigling, aber es könnte doch sein, daß er unsicher wird, wenn er erfährt, daß ich mit Verstärkung zurückgekommen bin. Und dann verschwindet er und versteckt sich irgendwo.«
Ich hatte nichts dagegen.
»Kommst du auch mit?« fragte Suko.
»Nein, ich möchte zum Hafen hinunter. Dort läuft ein Boot ein, das von der Insel kommt.«
»Jean holt Proviant«, sagte Tom Jeffers schnell.
»Genau.«
»Und was haben Sie vor?« fragte mich der junge Reporter. »Mit diesem Jean reden?«
»Genau.«
Tom winkte ab. »Glauben Sie nicht an den Weihnachtsmann. Jean läßt niemanden an sich ran. Wenigstens erzählen das die Leute aus dem Ort. Die müssen es wissen.«
Ich lächelte. »Auf die Meinung anderer habe ich noch nie großen Wert gelegt, besonders dann nicht, wenn sie vorgefestigt war. Ich mache mir gern mein eigenes Bild.«
»Versuchen Sie es, Mr. Sinclair.«
Suko wollte erst bei mir bleiben, doch dagegen war ich. »Geh mit den anderen!« zischte ich ihm zu. »Ich möchte haargenau wissen, was dieser Marac sagt, falls er überhaupt den Mund aufmacht.«
»Du kannst dich auf mich verlassen.«
Nicht, daß ich Bill Conolly nicht getraut hätte, aber er mußte sich auch um Tom Jeffers kümmern. Der junge Reporter war ziemlich aufgeregt. Ich hatte Angst, daß er Fehler machte.
»Wir treffen uns wieder hier im Hotel«, sagte Bill. »Ich drücke dir die Daumen, John.«
»Ich mir auch.«
Gemeinsam schritten wir die Treppe hinunter und trennten uns dann vor dem Haus. Bis zum See waren es nur wenige Meter. Ich blieb dicht an der Mole stehen und schaute auf den
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