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0049 - Das Grauen an der Themse

0049 - Das Grauen an der Themse

Titel: 0049 - Das Grauen an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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lösten sich von Janes Hals.
    Wahnsinnige Wut packte mich. Dieser Kerl hatte Jane erwürgt!
    Ehe er zu einer Gegenwehr kam, knallte ich ihm meine Faust gegen das Kinn. Sein Kopf flog nach hinten, er rollte auf die Seite und rührte sich nicht mehr.
    Schweratmend kam ich auf die Beine und torkelte zu Jane Collins. Sie lag mit offenen, verdrehten Augen da und gab kein Lebenszeichen von sich.
    ***
    Angela Alessi erlebte alles wie in einem Film. Es kam ihr so vor, als wäre sie nur Zuschauerin, während sie das Geschehen auf der Leinwand nichts anging.
    Sie begriff weder, daß eine Frau in dem alleinstehenden Haus getötet worden war, noch daß ein Mann sie im Park angegriffen hatte. Es berührte sie auch gar nicht, daß dieser Angreifer vor ihren Augen ermordet worden war.
    Der Mörder hatte ihm das Genick gebrochen und ihm das Gesicht auf den Rücken gedreht. Auch das ließ sie kalt. Sie sah sogar zu, wie der Mörder in die Büsche floh, auf einen Baum kletterte und sich in einer vorbereiteten Schlinge erhängte.
    Unter normalen Umständen wäre Angela Alessi längst schreiend zusammengebrochen. Sie dachte und fühlte jedoch nicht mehr wie ein gewöhnlicher Mensch, sondern war nur noch ein willenloses Werkzeug.
    Fest preßte sie den schweren Folianten an sich. Sie hatte ihn unter der Jacke ihres Hosenanzugs verborgen und kannte nur mehr ein Ziel. Sie mußte ihn in Sicherheit bringen. Dabei wußte sie nicht, wohin sie gehen und wem sie das Buch übergeben mußte.
    Ihr Zustand wich von dem der Hypnose in einem wichtigen Punkt ab. Sie war nicht ganz ihrer Denkfähigkeiten beraubt, sondern hatte gelegentlich klare Momente. Auch dann konnte sie sich nicht gegen den fremden Willen wehren, der ihr aufgezwungen wurde. Sie dachte jedoch logisch über ihre Situation nach.
    Eine der ersten Fragen, die sich ihr bei ihrer rätselhaften Wanderung durch London aufdrängten, war: Warum ging sie nicht direkt auf ihr Ziel los? Warum lieferte sie den Folianten nicht bei dem Empfänger ab?
    Sie wußte keine Antwort darauf. Die kannte auch nur einer, und der ließ niemanden in seine Karten blicken.
    Die Sklaverei war für Angela Alessi noch lange nicht zu Ende. Das Böse ließ sie nicht aus seinen Klauen.
    Hilflos steuerte sie einen neuen Punkt in dieser riesigen, unübersichtlichen Stadt an.
    ***
    Verzweifelt starrte ich auf Jane Collins hinunter. Lebte sie wirklich nicht mehr? Meine Hand zitterte, als ich meine Finger an ihre Halsschlagader preßte. Zuerst fühlte ich gar nichts. Ich mußte mich erst beruhigen.
    Dann… unendlich schwach… ein leises Pochen…!
    Die nächsten fünf Minuten versuchte ich alles, was ich über Wiederbelebung gelernt hatte. Ich wandte Mund-zu-Mund-Beatmung an, die mir unter anderen Umständen viel Spaß gemacht hätte. Im Moment wurde ich nur von Panik getrieben, von der Angst um Janes Leben. Ich massierte ihre Handgelenke und versuchte, sie mit leichten Schlägen auf die Wangen zu wecken.
    Gerade als sie leise stöhnte und sich an den Hals griff, hörte ich hinter mir ein Geräusch!
    Die beiden Männer! Ich hatte sie völlig vergessen.
    Ich sah eben noch, wie sie im Nebel verschwanden. Sie verzichteten sogar auf ihren Wagen mit der Leiche.
    Ich ließ sie laufen. Es hatte keinen Sinn, wenn ich sie jetzt verfolgte. Im Nebel hätte ich sie nur mit Hunden gefunden. Außerdem war mir Jane wichtiger.
    Ich holte aus dem Wagen ihre Handtasche und rieb ihre Schläfen und ihren geröteten Hals mit Eau de Cologne ein. Sie hustete und röchelte, aber nach einigen Minuten ging es ihr schon wieder ganz gut.
    »Ich bringe dich sofort ins Krankenhaus«, sagte ich besorgt. »Der Kerl muß wie ein Irrer zugedrückt haben.«
    »Es geht schon«, krächzte sie. »Kein Krankenhaus.«
    Ich half ihr auf die Beine und verzichtete darauf, sie zu einem Arzt zu fahren. Wenn Jane Collins nicht wollte, half alles nichts.
    Sie ließ sich auf den Beifahrersitz des Bentleys sinken. Ich untersuchte den Wagen der beiden Männer. Die Leiche lag noch immer, in den Teppich eingewickelt, auf den Rücksitzen. Der Zündschlüssel steckte.
    Ich warf einen Blick auf Lenkrad und Schaltknüppel. Beide waren mit Lammfell überzogen, also gab es keine Fingerabdrücke. Ich setzte mich ans Steuer und fuhr den Wagen rückwärts neben den Bentley.
    »Ich will kein großes Aufsehen«, erklärte ich Jane. »Ich bringe die Tote zum Yard. Bist du schon so weit auf den Beinen, daß…«
    Jane nickte vorsichtig. »Ich fahre hinter dir her«, antwortete sie

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