Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0049 - Das Grauen an der Themse

0049 - Das Grauen an der Themse

Titel: 0049 - Das Grauen an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
Vom Netzwerk:
heiser und rieb sich den Hals. »So heftig war bei mir noch kein Mann!«
    Grinsend wendete ich den Wagen der Unbekannten und wollte losfahren, als Jane mich zurückrief.
    »Es hat doch keinen Sinn, wenn wir im Konvoi fahren«, meinte sie. »Du bringst die Tote zum Yard, und ich sehe mir die Müllkippe an. Vielleicht finde ich dort noch einen Hinweis. Einverstanden?«
    Es gefiel mir nicht, daß Jane in diesem Nebel an der Fundstelle der Leiche allein war. Ich sagte es ihr auch, aber sie winkte ab.
    »Ich bin kein kleines Kind mehr, John!« behauptete sie.
    »Das sieht man!« Ich warf ihr noch einen anerkennenden Blick zu und nickte. »Also gut, aber sei vorsichtig!«
    »Du auch«, gab sie lächelnd zurück.
    Ich hielt ihren Rat für übertrieben. Was sollte schon geschehen, wenn ich quer durch London zu Scotland Yard fuhr? Die beiden Flüchtigen ließen mich ganz bestimmt in Ruhe. Sie hatten ja nicht einmal einen Wagen. Nur Jane mußte sich vor ihnen in acht nehmen, wenn sie sich allein auf die Müllkippe wagte.
    Ich fuhr auf die Hauptstraße hinaus und schlug die Richtung zum Stadtzentrum ein. Heute wollte sich der Nebel überhaupt nicht mehr auflösen, obwohl es mittlerweile neun Uhr vormittags war.
    Der Verkehr blieb dünn, auch als ich mich dichter besiedelten Gebieten näherte. Bei diesem Wetter blieben die meisten Leute daheim oder ließen wenigstens ihr Auto stehen und fuhren mit der Underground. Aber ich konnte schlecht mit dem Leichenteppich in einen Bus oder ein Taxi steigen. Ich mußte den Wagen nehmen. Die erste Ampel im Stadtteil Lower Edmonton zeigte Rot. Ich trat auf die Bremse, kuppelte aus und warf routinemäßig einen Blick in den Rückspiegel, ob ich vielleicht verfolgt wurde.
    Das Blut gefror in meinen Adern. Ich blickte in ein satanisch grinsendes, haßverzerrtes Gesicht dicht hinter mir. Erloschene, wie Glaskugeln wirkende Augen starrten mich an.
    Die Tote hatte sich aufgerichtet, aus dem Teppich befreit und griff mich an. Ihre eiskalten Leichenhände legten sich um meinen Hals und drückten zu.
    ***
    So ganz war Jane Collins noch nicht auf dem Damm, aber das wollte sie John gegenüber nicht zugeben. Er sollte nicht merken, daß sie noch wackelig auf den Beinen war.
    Dieser Fall ließ sie nicht los. Immerhin hatte das alles irgend etwas mit der verschwundenen Frau zu tun, nach der sie suchen sollte, mit dieser Angela Alessi. Jane glaubte nicht daran, daß es Zufall war, daß Angela Alessi ausgerechnet an jener Müllkippe aus dem Taxi gestiegen war, auf der sie die Tote gefunden hatten.
    Sie steuerte den Bentley langsam über die nebelverhangene Straße. Angespannt starrte sie durch die Windschutzscheibe, damit sie die Abzweigung rechtzeitig entdeckte. Trotzdem verfehlte sie die Zufahrt, setzte den Bentley zurück und fuhr bis an die wilde Müllkippe heran.
    Sie stieg aus und sah sich vorsichtig nach allen Seiten um. Niemand war zu entdecken. Jane bemerkte nicht die beiden dunklen Gestalten, die sich auf Händen und Füßen an den Wagen heran schoben und sie mit gierigen Augen beobachteten. Die Privatdetektivin ging bis zu der Fundstelle der Leiche, blieb stehen und sah sich genau um. Mit den Augen kontrollierte sie Zoll für Zoll.
    Sie brauchte nicht lange zu suchen. Das goldene Funkeln fiel ihr sofort auf. Sie bückte sich und hob vorsichtig die Ohrclips auf.
    Sie hatten die Form von Blättern, waren aus 750er Gold gefertigt und hatten ein eingraviertes Monogramm.
    AA.
    Angela Alessi! Jane fand zwar wieder, daß es sich um einen merkwürdigen Zufall handelte, aber für sie stand fest, daß diese Clips der vermißten Frau gehörten. Es schien fast so, als habe jemand unsichtbar die Hand im Spiel und würde aus dem Hintergrund heraus Regie führen.
    Jane wollte so schnell wie möglich mit John darüber sprechen. Sie ging zum Bentley zurück, öffnete das Handschuhfach und legte die Ohrclips hinein. Dann überlegte sie es sich doch noch einmal. Es genügte nicht, wenn sie nur die Fundstelle absuchte. Sie mußte sich auch die Umgebung ansehen. Vielleicht entdeckte sie auf diese Weise, woher die Tote stammte.
    Als sie sich wieder von dem Bentley entfernte und einen schmalen Fußweg einschlug, robbten die beiden Männer an den silbergrauen Wagen heran. Jane hörte nicht mehr, wie sie mit einem Brecheisen die Seitentür aufsprengten und den Spezialkoffer John Sinclairs an sich rissen.
    Jane achtete auf nichts anderes mehr als auf das verfallene Haus, das sich vor ihr aus dem Nebel schälte. Zögernd

Weitere Kostenlose Bücher