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0049 - Das Grauen an der Themse

0049 - Das Grauen an der Themse

Titel: 0049 - Das Grauen an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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ging sie näher heran.
    ***
    Ich wußte nicht, welche rätselhafte Macht die Leiche wiedererweckt hatte. Ich wußte nur, daß es um mein nacktes Leben ging.
    Die Finger der Untoten legten sich um meinen Hals und drückten zu. Geistesgegenwärtig holte ich im letzten Moment noch einmal tief Luft.
    Meine Füße rutschten von den Pedalen. Der Wagen rollte ungesteuert weiter auf die gesperrte Kreuzung zu. Vor mir hielt kein anderes Fahrzeug, aber aus den Seitenstraßen kamen Autos.
    Ich konnte nichts tun. Ich packte die Hände der Leiche und wollte die Finger nach außen biegen.
    Es ging nicht. Kein gewöhnlicher Sterblicher hatte die Kraft, etwas gegen die Untote auszurichten. Immer fester umschlossen ihre Hände meinen Hals.
    Im nächsten Moment gab es einen harten Schlag. Glas splitterte, Blech kreischte und knirschte.
    Der Wagen wirbelte herum, drehte sich um die eigene Achse und rutschte noch ein Stück weiter. Ein zweiter Krach, ein Aufprall. Ich wurde nach vorne geschleudert, daß ich glaubte, es würde mir den Kopf abreißen.
    Die lebende Leiche ließ nicht los, doch für einen Moment bekam ich etwas Luft. Mit letzter Kraft griff ich an meine Schulterhalfter und zog die Beretta. Sie war mit geweihten Silberkugeln geladen, eine der wenigen wirksamen Waffen gegen Dämonen und ihre Sendboten.
    Von allen Seiten hörte ich aufgeregte Schreie. Sehen konnte ich nichts, weil sich mein Blick verdunkelte. Ich war einer Ohnmacht nahe, der nur mehr der Tod folgen konnte.
    Unter Aufbietung meiner ganzen Willenskraft richtete ich die entsicherte Beretta nach hinten und drückte ab.
    Einmal! Zweimal!
    Ich hörte einen schrillen, langgezogenen Schrei. Die Leichenhände an meinem Hals lösten sich, die Finger glitten von meiner Kehle.
    Nach Luft ringend, drehte ich mich um.
    Das Gesicht der Untoten war in maßlosem Entsetzen verzerrt. Ich hatte beide Male getroffen.
    Langsam sank sie in sich zusammen und rutschte auf den Wagenboden, wo sie sich nicht mehr rührte.
    »He, ist etwas passiert?« schrie jemand neben dem Wagen.
    Ich blickte durch die zersplitterten Scheiben nach draußen. Undeutlich erkannte ich die Umrisse mehrerer Personen.
    Hastig zerrte ich den entrollten Teppich über die Tote. Die Leute brauchten nicht zu merken, was hier geschehen war. Ich wollte den Fall ohne Aufsehen über die Bühne ziehen.
    Doch ich hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Sie rissen die Wagentüren auf. Helfende Hände streckten sich mir entgegen. Gerade noch rechtzeitig konnte ich die Beretta wieder in der Halfter verschwinden lassen.
    »Mann, haben Sie geschlafen?« rief jemand. »Die Ampel hat für Sie Rot gezeigt.« Von Ferne hörte ich eine Polizeisirene. Schwankend kam ich auf die Beine und lehnte mich gegen den völlig zertrümmerten Wagen.
    Mitten auf der Kreuzung stand ein anderes Auto, das nicht viel besser aussah. Die Motorhaube war wie eine Ziehharmonika zusammengequetscht, die Windschutzscheibe herausgebrochen, die rechte Seitentür demoliert.
    »Sehen Sie, was Sie angerichtet haben!« rief der Mann, der mich eben angeschrien hatte. »Das haben Sie aus meinem Auto gemacht! Dabei habe ich es erst vor drei Tagen gekauft!«
    »Tut mir wirklich leid«, murmelte ich heiser und massierte meinen schmerzenden Hals. Jetzt konnte ich Jane nachfühlen, was sie vorhin empfunden hatte. »Tut mir sehr leid, aber die Versicherung wird alles bezahlen.«
    Ein Streifenwagen rollte auf die Kreuzung, die Polizisten stiegen aus und kamen auf uns zu.
    »He, seht euch einmal das an!« rief jemand hinter mir.
    Ich drehte mich rasch um, aber es war zum Eingreifen schon zu spät. Einer der Passanten, die erste Hilfe leisten wollten, hatte den Teppich aus dem Wagen gezogen und deutete schreckensbleich auf die Tote im Fond.
    Die anderen Leute drängten sich um den Wagen. Feindselige Blicke flogen mir zu. Ich merkte, wie sich ein paar Männer so aufstellten, daß sie mir jederzeit die Flucht abschneiden konnten.
    Nun waren auch die Polizisten an dem Wagen und entdeckten die Leiche. Ich zeigte ihnen rasch und unauffällig meinen Ausweis.
    Es war nicht alltäglich, daß ein Oberinspektor von Scotland Yard mit einem Mordopfer im Auto durch London fuhr. Erst nach einer Rückfrage beim Yard wurden sie freundlicher.
    »Sie sollen übrigens im Yard anrufen, Sir«, meldete einer der Streifenbeamten. »Eine dringende Nachricht für Sie!«
    »Danke! Nehmen Sie hier inzwischen den Unfall auf. Verletzt wurde zum Glück niemand. Ich brauche ihr Protokoll, damit der

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