0049 - Der blaue Tod
Mordbestien abzuwehren.
Zaudernd schwebten sie noch eine Weile über dem windumtosten Gemäuer. Dann formten sie sich wieder zu einem Einzelwesen und flogen mit zunehmendem Tempo in südlicher Richtung davon.
Zamorra sah, wie die Erscheinung sich unsichtbar machte.
Er begab sich in den Burghof und von dort aus in das Hauptgebäude. Seine Kleidung war tropfnass, aber er spürte die Nässe kaum. Ermattet fühlte er sich auch nicht.
In der Wohnküche stieß er auf Nicole und George Griffin. Er atmete auf. »Ein Segen! Ich habe mir die größten Sorgen um Sie gemacht.«
»Wir haben uns im Nebenraum versteckt, als die Gangster Bienmât und Grivois von oben heruntergelaufen kamen«, erklärte Nicole. »Wir konnten nichts tun, denn wir hatten ja keine Waffen. Von einem Fenster aus haben wir zugesehen, wie sich Mauvais, Grivois und Romina absetzten.«
»Es ist alles so entsetzlich«, sagte der schmächtige Mann. Seine Augen blickten trübe, beinahe stumpfsinnig.
Zamorra schilderte ihnen, was sich draußen abgespielt hatte. Nicole hörte zu, machte sich zwischendurch aber nützlich. Mit Hilfe einer Taschenlampe suchte sie aus einem der von George Griffin bereitgestellten Koffer Kleider für Zamorra hervor.
»Dann sind wir also das Gespenst und den Blauen Tod los«, schlussfolgerte George.
»Ja. Aber der Blaue Tod könnte zurückkehren.«
»Wir verlassen die Wasserburg. Die Gangster haben meine Jacht nicht losgebunden oder zerstört – wir haben ein Fortbewegungsmittel.«
Zamorra nahm die trockene Kleidung entgegen und fing sofort an, sich umzuziehen. »Natürlich haben die Gangster damit einen Fehler begangen. Wir folgen ihnen, George. Mauvais hat von Spanien gesprochen, und deshalb wenden wir uns in südlicher Richtung. Ich nehme an, sie steuern das Baskenland an.«
»Warum fahren wir nicht zur französischen Küste?« fragte George erschrocken. »Bei dem Sturm…«
»Die Jacht ist seetüchtig und besitzt alle Errungenschaften der modernen Technik. Wir können uns ohne weiteres durch das Unwetter wagen. Immerhin schlagen die Wellen noch nicht haushoch. Ich schätze, wir haben Windstärke sechs bis sieben.«
»Aber warum müssen wir den Gangstern folgen?« George stellte sich bockig. »Ich lege keinen Wert mehr auf Romina. Es ist mir egal, was aus ihr wird. Sie hat mich verraten und betrogen. Sie ist ein Scheusal.«
»Hören Sie, der Blaue Tod ist ihnen auf den Fersen. Er will sich Macht über die Welt verschaffen, und eine seiner ersten Taten muss es sein, unliebsame Zeugen seiner Existenz zu vernichten. An uns kann er vorläufig nicht heran. Folglich hält er sich meiner Meinung nach an Mauvais, Grivois und Ihre Frau. Er hasst sie und uns, wie nur eine Wesenheit der Hölle hassen kann.«
»Ich habe Angst«, kam es zurück.
»Sie müssen lernen, sie zu überwinden, George.«
»Ja…«
»Begleiten Sie uns auf der Jagd, George.«
»Nur, weil ich Vertrauen zu Ihnen habe, Professor, und weil wir Verbündete sind.«
Nicole leuchtete die Wohnküche mit dem Strahl der Taschenlampe ab. »Wäre es nicht gut, nach Waffen zu suchen, Chef? Gegen den Blauen Tod können wir damit nichts ausrichten – aber gegen die Gangster, falls wir sie wirklich stellen.«
»Vergessen Sie nicht, dass der Treibstoffvorrat in den Tanks der Maschine begrenzt ist.« Zamorra wandte sich an George. »Laufen Sie nach oben und holen Sie die Pistolen, die Bienmât und Grivois im Schlafzimmer verloren haben. Wo mein 38er liegt, weiß ich beim besten Willen nicht.«
George Griffin ließ sich die Taschenlampe aushändigen, dann machte er sich auf den Weg. Nicole und der Professor blieben im Dunkeln zurück.
»Was mich interessiert«, sagte sie. »Das reitende Gespenst war also ein reiner Vertreter der weißen Magie?«
»Sagen wir, es stand zwischen zwei Feuern. Denk daran, dass der Druide in dem Augenblick, in dem er zum Geist wurde, praktisch einen Kompromiss mit dem Bösen geschlossen hatte. Vielleicht liegt hier auch die Erklärung, warum er den Blauen Tod nicht wirksam bekämpfen konnte. Als er vernichtet wurde, stieß er den positiven Teil seines Seins an mich ab.«
George kehrte mit den beiden Pistolen zurück. Während des Kampfes hatten die Gangster es noch fertig gebracht, die leer geschossenen Magazine mit frischen zu vertauschen. Zamorra und seine Begleiter verfügten also jetzt über insgesamt sechzehn Schuss großen Kalibers, mit denen sie sich im Ernstfall gegen die Gangster zur Wehr setzen konnten.
Vorsichtshalber nahmen
Weitere Kostenlose Bücher